Die normale Hirnentwicklung bei Jugendlichen ist vor allem im Alter von 15 bis 16 Jahren durch eine gezielte Ausdünnung der grauen Hirnsubstanz gekennzeichnet, die das Ziel hat, überflüssige Nervenverbindungen (Synapsen) auszusortieren und so zu einer effizienteren Funktionsweise des reifenden Gehirns zu führen. Dieser Abbau der grauen Hirnsubstanz fällt allerdings in einem bestimmten Bereich der Großhirnrinde umso geringer aus, je mehr soziale Ausgrenzung und mangelnde Zugehörigkeit Schülerinnen und Schüler in der neunten und zehnten Klasse erfahren. Das haben Forschende der Universität Greifswald und der Charité – Universitätsmedizin Berlin in einer Studie mit 71 Absolvierenden der Sekundärstufe festgestellt (siehe Child Development, online am 22.6.2021). „Soziale Zugehörigkeit basiert auf der gegenseitigen Wahrnehmung, akzeptiert, wertgeschätzt und integriert zu sein, und kann den zwischenmenschlichen Umgang in komplexen sozialen Beziehungen erleichtern, insbesondere das Interagieren und Kooperieren. Man geht davon aus, dass sie auch wesentlich zur Verhaltens-, emotionalen und kognitiven Entwicklung von Heranwachsenden beiträgt“, erläutert Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland (BKJPP).

Mangelnde Hirnreifung kann Interaktion und Kooperation erschweren
Aus bisherigen Hirnentwicklungsstudien war bereits bekannt, dass soziale Zugehörigkeit und Ausgrenzung mit Hirnaktivitäten im so genannten Social Brain zusammenhängen. Eine Region des Social Brains wurde jetzt von den Forschenden strukturell näher spezifiziert und in der grauen Substanz der linken Inselrinde lokalisiert. „Die aktuelle Studie zeigt, dass soziale Ausgrenzung die Gehirnentwicklung von Jugendlichen strukturell beeinflusst. Wenn Jugendliche aufgrund sozialer Ausgrenzung in der Schule weniger graue Substanz in der Hirnrinde abbauen, könnte dies die Reifung ihres Social Brains beeinträchtigen und dazu führen, dass ihnen die Interaktion und Kooperation mit anderen künftig möglicherweise schwerer fällt“, gibt Dr. Spitczok von Brisinski zu bedenken.

Zur Abhilfe: Integratives Schulklima schaffen und soziale Kompetenz fördern!
Die Ergebnisse zeigen, dass sozialer Stress in der Schule – wie z. B. durch soziale Ausgrenzung, Abwertung, Schikanieren oder Mobbing – die Entwicklung des Gehirns von Heranwachsenden stört und möglicherweise auch längerfristig beeinträchtigen kann. „Das Gefühl der Zugehörigkeit, also von anderen akzeptiert und miteinander befreundet zu sein, ist ein grundmenschliches Bedürfnis. Demgegenüber beeinträchtigt soziale Ausgrenzung in der Schule das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler und ihre Schulleistung. Umso wichtiger ist es, in der Schule ein integratives Klima mit gegenseitiger Toleranz und einem respektvollen Umgang ohne Ausgrenzung zu schaffen und die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern“, betont der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Spitczok von Brisinski. „Denn auch die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen erfordert soziale Kompetenz. Dazu gehört einerseits das richtige Interpretieren und Aussenden von sozialen Signalen, um situationsgerecht Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Trost, Bestärkung o.ä. ausdrücken zu können; andererseits aber auch mit den eigenen Gefühlen beherrscht umzugehen, um in sozialen Interaktionen angemessen und fair reagieren zu können – und somit von anderen wertgeschätzt und akzeptiert zu werden“, erklärt Dr. Spitczok von Brisinski.

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