Süßwasserperlen, Weiß- und Gelbgold, Hämmer, Feilen, Punzen, Vogelsberger Basalt, Flusssäurebäder, Gießformen aus Sepiaschalen (einem Teil des Tintenfisch-Skeletts), Bergkristalle, Amethysten, Grüner Granat, Ziselierungen, Gravuren und Intarsien – wenn Goldschmiedemeisterin Ingrid Wriedt beginnt, von ihrer Kunst und ihrem Handwerk zu erzählen, bleibt dem Laien meist nur die Rolle des gebannt lauschenden Zuhörers. Denn in ihrem Atelier „WerkArt“ in Alsfeld, das Werkstatt und Verkaufsraum vereint, schildert die Vogelsberg ORIGINAL-Künstlerin eindrucksvoll, worauf es ihr bei ihrer Arbeit ankommt. Die geneigten Zuhörer: Dr. Jens Mischak, Erster Kreisbeigeordneter, Stephan Paule, Bürgermeister der Stadt Alsfeld, und Andrea Ortstadt von der Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises, die Ingrid Wriedt in ihrem Atelier für Schmuckgestaltung besuchten. „Etwas ganz Besonderes – nicht nur das Handwerk in der Goldschmiede erleben zu dürfen, sondern dieses auch als Vogelsberg ORIGINAL präsentieren zu dürfen“, kommentiert Dr. Jens Mischak, Erster Kreisbeigeordneter, den Besuch.

Ingrid Wriedt lebt und arbeitet seit 1987 in Alsfeld. Sie stammt aus der Lüneburger Heide, und nach Stationen unter anderem in Hanau, Göttingen, Hildesheim und Marburg, fand sie ihre (künstlerische) Heimat Alsfeld und dem Vogelsberg. Und sie brachte umfangreiche Erfahrungen aus ganz Europa mit nach Alsfeld – lernte sie doch die Arbeit in Kunstgalerien unter anderem in London und Wien kennen. Sie sieht sich als Gestalterin eines offenen, vielfältigen Prozesses. „Von der ersten Idee, der ersten Skizze, bis zum fertigen Schmuckstück, habe ich es in der Hand. Produziere ich in meiner Manufaktur eine kleine Serie? Fertige ich ein Einzelstück oder arbeite ich ein Schmuckstück um? All das ist Teil meiner Arbeit“, sagt Wriedt. Diese Arbeit bedient, wie die Goldschmiedin weiß, ein uraltes menschliches Bedürfnis: sich selbst zu schmücken und damit ein Zeichen zu setzen. Dieses Bedürfnis reiche sogar weit über das bloße Schmücken hinaus – Buchstaben, Farben, Symbole, all das sei Teil unserer Kommunikation und könne gesellschaftliche Codes und Zeichen sowie politische Hintergrunde ausdrücken, unterstreicht die Goldschmiedin. Und verweist auf weitere Schmuckarten, wie etwa Trauerschmuck, den Zunft-Ohrring oder Trophäenschmuck. Sie reißt kurz die Geschichte der Ringe an, verweist auf Zunft- oder Siegelringe, den Ring des Bischofs – allesamt symbolbehaftete Formen und Schmuckstücke mit viel Aussagekraft. All das aufzugreifen, neuen Schmuck zu entwickeln, ständig auf der Suche nach Inspiration zu sein, sei Teil des Reizes, den das Handwerk ausmache.

Sie nimmt sich Zeit für ihre Kunden, „das ist fast wie eine ausführliche Anamnese beim Arzt“, sagt Wriedt. Erst wenn klar ist, was sich Kunden beispielsweise bei einer Auftragsarbeit wünschen, welche Materialien genutzt werden sollen und wie das Schmuckstück in etwa aussehen könnte, geht die Goldschmiedin in die Entwurfsphase. Feine Zeichnungen fertig sie dann, ordnet Linien, und Strukturen dreidimensional an, „ein ständiger Fluss von Formen“, wie sie es nennt. Das Grundsystem bilde das Handwerk und das Material – das dann ein „Eldorado von Möglichkeiten eröffnet“, sagt die Künstlerin. Dann nämlich, wenn sie mit Laubsäge, Hammer und Punzen, Gießformen, Brenner und Goldlot Schmuck kreiert, eine Brosche der Großmutter umarbeitet, oder mit dem Bohrschleifer einen schnöden Basaltbrocken in ein schmückendes Kunstwerk verwandelt.

„Unikate, kleine Serien, nachhaltiges Handwerk und einzigartige Kreationen – all das macht die Arbeit bei WerkArt so charakteristisch“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete und dankt Ingrid Wriedt abschließend für den eindrucksvollen Einblick in das Goldschmiedehandwerk.

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