Die Nationaltrainer der deutschen 7er- Rugbynationalmannschaften der Männer und Frauen haben ihre Kader für das jeweils erste Turnier der Rugby Europa Sevens Championship benannt. Die Turniere finden beide parallel am Wochenende 25./26. Juni im portugiesischen Lissabon statt.

Allzu große Überraschungen finden sich nicht in den beiden Kadern. Bei den Herren müssen die Coaches beim ersten Turnier zum Beispiel zwar auf den verhinderten Max Calitz oder den verletzten Phil Szczesny verzichten. Zumindest Calitz stünde wohl für das zweite Turnier am 2./3. Juli in Krakau (POL) wieder zur Verfügung. In jedem Fall, so Nationaltrainer Clemens von Grumbkow, gehe Rugby Deutschland mit einem starken Kader den Angriff auf Europas Spitze an.

„Unser Kader ist breit genug besetzt, dass wir auch solche Ausfälle kompensieren können. Auch die Spieler auf Abruf könnten sofort in den Kader rutschen, wenn es nötig werden würde. Die Form der Mannschaft ist auf jeden Fall deutlich aufsteigend. Wir haben sehr gut gearbeitet in den letzten Wochen, haben uns das angepasste Spielsystem sehr gut erarbeitet und die Jungs kommen immer besser rein. Ich freue mich richtig, die Jungs jetzt in Bestbesetzung in Action zu sehen. Im Training jedenfalls sieht das richtig gut aus.“

Mit diesem Kader fliegt Deutschland am 21. Juni ins portugiesische Luso, um dort ein Vorbereitungscampt zu absolvieren, bevor dann der finale 13er-Kader weiter nach Lissabon reist.

RG Heidelberg: Carlos Soteras Merz, Bastian van der Bosch, Fabian Heimpel, Tim Lichtenberg
TSV Handschuhsheim: Anjo Buckman
SC Germania List: Niklas Koch
RK Heusenstamm: Samuel Rainger, Leon Hees
SC Neuenheim: Jakob Dipper
Berliner RC: Chris Umeh
FC St. Pauli: Ben Ellermann
Blackheath Rugby (ENG): Howard Packman
Terenure College RFC (IRL): Jack Hunt
Vereinslos: Jonathon Dawe

Auf Abruf: Benedikt Spieß, Robin Plümpe (RG Heidelberg), Philip Gleitze (Berliner RC)

Im Großen und Ganzen setzen die Coaches für dieses EM-Turnier auf Routine. Neu in einem deutschen EMKader sind lediglich der junge Jakob Dipper und der ehemalige englische U20- und auch 7er-Nationalspieler Howard Packman, der offiziell für Deutschland spielberechtigt ist. Beide haben in den Vorbereitungsturnieren wie auch im Training einen sehr guten Eindruck hinterlassen und sich damit einen Platz im Kader verdient.

In Lissabon wird diesmal sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern ein eher ungewöhnlicher Turniermodus gespielt. Es gibt eine Vorrunde mit Gruppen aus je fünf Nationalteams, und dann werden nur noch in einem weiteren Spiel die Platzierungen ermittelt. Der Gruppenerste spielt gegen den Sieger der zweiten Gruppe um den Turniersieg, die jeweils zweiten um Rang drei und so weiter. Rugby Europe begründet das mit dem sogenannten Player Welfare. In den kommenden Wochen ist der Spielplan mit den EM-Turnieren, der WM-Qualifikation, der World-Series-Qualifikation und dann der Weltmeisterschaft in Kapstadt (RSA) so vollgepackt, dass man den Spielerinnen und Spielern nicht unnötig viele Spiele zumuten möchte.

„Das bedeutet, dass praktisch jeden Gruppenspiel Finalcharakter hat. Man darf sich eigentlich keinen Ausrutscher erlauben“, so Coach von Grumbkow. „Aber wir nehmen es, wie es kommt. Wir hatten eine gute Vorbereitung und können durchaus selbstbewusst ins Turnier starten. Und auch die Tage in Luso werden uns noch mal gut tun.“

Für das Wolfpack wird es damit gleich ernst. Schon im ersten Gruppenspiel bekommt man es mit Frankreich zu tun. Unklar ist allerdings, mit was für einem Kader die Equipe Tricolore nach einer langen und anstrengenden World-Series-Saison in der Europameisterschaft antreten wird. „Frankreich ist allerdings so breit aufgestellt, dass selbst der zweite Anzug noch ein starker Gegner wäre“, weiß von Grumbkow.

Danach folgen noch Spiele gegen Polen, Litauen und dann am Sonntagvormittag noch gegen Italien, bevor dann hoffentlich das Endspiel für Rugby Deutschland ansteht.

DEUTSCHE DAMEN GEBEN KLASSENERHALT ALS MINIMALZIEL AUS

Parallel zu den Männern tragen auch die deutschen Frauen ihr erstes Turnier der Rugby Europe Sevens Championship 2022 in Lissabon aus. Dafür hat Nationaltrainer Cieran Anderson ebenfalls einen vorläufigen Kader nominiert, der vor Turnierstart noch um eine Spielerinn reduziert werden muss.

RK 03 Berlin: Julia Braun
TSV Handschuhsheim: Manja Bechtel, Katalina Bechtel, Annika Nowotny
RG Heidelberg: Clara Tauschek
Heidelberger RK: Johanna Hacker, Mette Zimmat, Ronja Stauch
SC Germania List: Gesine Adler, Katharina Epp
SC Neuenheim: Steffi Gruber, Sarah Gossmann
RC Leipzig: Paula Schult
Vereinslos: Sofie Fella

Leider kann Coach Anderson aus Verletzungsgründen nicht ganz auf den bestmöglichen Kader zurückgreifen. Er unterstreicht aber, dass dies eine gute Möglichkeit für die nachrückenden Spielerinnen sei zu zeigen, dass sie eine gute Alternative auf diesem hohen Niveau sein können.

In Abwesenheit des ausgeschlossenen Titelverteidigers Russland bekommt es Rugby Deutschland in der Gruppenphase zunächst mit Schottland zu tun, danach mit Rumänien, einem Gegner, den man im Vorjahr hinter sich lassen konnte und der auch diesmal sicher schlagbar sein dürfte. Im dritten Spiel geht es gegen den stark einzuschätzenden Aufsteiger aus Irland und abschließend gegen den EM-Dritten des Vorjahres, Spanien.

"Unser Minimalziel ist eine Top-8-Platzierung, wir wollen natürlich im Kreis der besten Teams Europas bleiben", so Nationaltrainer Anderson. "Aber natürlich wollen wir versuchen, so hoch wie nur möglich im Ranking zu klettern. Vielleicht ist für uns auch eine Top-6- oder sogar Top-4-Platzierung im Bereich des Möglichen." Natürlich wisse man, dass es zwei richtig harte Turniere werden, aber man freue sich sehr darauf. "Wir werden uns in erster Linie darauf konzentrieren, unseren Gameplan so gut wie möglich auf dem Platz umzusetzen. Wir haben zuletzt gesehen, dass wir dann auch gefährlich sein können."

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