Der Deutsche Philologenverband (DPhV) spricht sich deutlich gegen eine Verkürzung der Stundentafel an Berliner Schulen aus. Eine Kürzung der Stundentafel dient weder den Schülerinnen und Schülern noch ihren Lehrkräften. Stundentafelkürzungen, d.h. weniger Pflichtunterricht z.B. in Deutsch, Mathematik und Englisch, senken die Leistungsstandards.  Zudem müssen die zu wenigen Lehrkräfte parallel mehr Klassen bedienen. „Das ist unzumutbar für alle Beteiligten. Das Berliner Bildungsniveau würde noch mehr sinken“, kritisiert die DPhV-Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. „Stattdessen muss in Berlin ein strukturiertes Modell zur Nachqualifikation für alle Lehrämter eingeführt werden, wie es z.B. in Sachsen mit dem Modell der TU Dresden der Fall ist.“

„Wie sehr sich die Schülerleistungen auch noch einmal während der Pandemie verschlechtert haben, zeigt sich gerade jetzt bei der Auswertung der VERA-Vergleichsarbeiten. Immer mehr Grundschüler scheitern bei VERA schon an den Mindestanforderungen. Bei den Sekundarschülern sieht es nicht besser aus!“, stellt Kathrin Wiencek, Vorsitzende des Philologenverbands Berlin/Brandenburg, fest. 

Mehr qualifizierter Unterricht hat nach Auffassung des Verbandes einen positiven Effekt auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Weniger Unterrichtszeit im qualifizierten Fachunterricht hat jedoch einen entsprechend negativen Einfluss auf die Leistungsentwicklung. Die Befürchtung: Durch eine Stundentafelkürzung leiden die Berliner Schülerinnen und Schüler nicht nur kurz- und mittelfristig, sondern langfristig unter weniger Unterricht und schlechteren Lernvoraussetzungen im Vergleich zu allen anderen Schülerinnen und Schülern im Bundesgebiet. 

Lin-Klitzing: „Setzt Berlin eine Stundentafelkürzung um, schafft der Stadtstaat noch schlechtere Bildungsvoraussetzungen für seine Schülerinnen und Schüler und provoziert zudem zunehmend schlechtere Voraussetzungen für eine Vergleichbarkeit mit den Abschlüssen anderer Länder. Das Gegenteil jedoch muss das erklärte Ziel der Bildungspolitik sein: Die gleichen Voraussetzungen für die Berliner Schülerinnen und Schüler wie für die Schülerinnen und Schüler anderer Bundesländer müssen geschaffen werden. Die Vergleichbarkeit muss also eher auf einem höherem Niveau abgesichert werden, als dass grundlegende Abstriche in der Stundentafel gemacht werden.“

Die DPhV-Bundesvorsitzende Lin-Klitzing weiter: „Es ist eine Milchmädchenrechnung, eine Stundentafelkürzung als Instrument für eine bessere Unterrichtsversorgung in Zeiten des Lehrkräftemangels einführen zu wollen. Vielmehr wird der Lehrerberuf durch eine solche Stundentafelkürzung in Berlin noch unattraktiver, da die Lehrkräfte dann mit noch mehr Klassen und noch mehr Arbeit überhäuft werden. Das Ergebnis: Weniger Unterricht für die Schüler, mehr Arbeit für die Lehrkräfte: Dem erteilen wir eine klare Absage.“

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