Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche wertet es als positiv, dass beim Ad-limina-Besuch in Rom die deutschen Bischöfe endlich ausreichend Möglichkeit erhielten, die römischen Dikasterien (Dezernate der vatikanischen Zentralverwaltung) und auch Papst Franziskus ausführlich über die grundsätzliche Notwendigkeit und über die aktuellen Entwicklungen des Synodalen Weges in Deutschland zu unterrichten. Diese Kommunikation muss jetzt unbedingt regelmäßig fortgeführt werden. Denn die sehr offene, aber wohl auch sehr kontroversen Gespräche in Rom haben gezeigt, dass die Missverständnisse und die Bedenken des Vatikans noch lange nicht  ausgeräumt sind. Damit dies aber gelingen kann, braucht es einen Kurswechsel auf der Ebene der päpstliche Nuntiatur in Berlin sowie die Einbindung des gesamten Präsidiums des Synodalen Weges, also auch der Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Zum Glück ist es den reformbereiteren Bischöfen gelungen, ein vom Vatikan und einigen wenigen deutschen Bischöfen gewünschtes Moratorium (Aussetzen)  des Synodalen Weges Deutschland abzuwenden. Aber auf ein eindeutiges Wort der Würdigung des deutschen Synodalen Weges müssen die Bischöfe wie auch die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland nach wie vor warten. Irritierend ist es auch, dass einige Themen jetzt nicht verhandelbar sein sollen, zumal in der Einladung zum weltweiten synodalen Prozess keine Vorgaben diesbezüglich gemacht sind. Und in dem zusammenfassenden Dokument "Mach den Raum deines Zeltes weit" des Vatikans werden auch alle „Reizthemen“ angesprochen worden.

Kein deutscher Sonderweg, sondern Dienst an der Weltkirche

Dass der Synodale Weg kein deutscher Sonderweg ist, zeigen jetzt sehr eindrücklich die Rückmeldungen zu dem weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus angestoßen hat. Die von wirklicher Gleichberechtigung noch immer weit entfernte Stellung der Frau in der römisch-katholischen Kirche wird weltweit als zentrales Problem mit vielfältigen negativen Folgen für die Kirche nach innen und außen erkannt. Auch die Skandale, die den Synodalen Weg notwendig machten und auf die er Antworten sucht, werden weltweit in immer mehr Ortskirchen offenbar, zuletzt in beschämender Weise auch in Frankreich. So notwendig die Suche nach neuen Wegen der Evangelisierung und Missionierung sind, zunächst müssen die Ursachen sexualisierte und geistlicher Gewalt, Machtmissbrauch, Klerikalismus und Diskriminierung konsequent angegangen werden.

Unbestritten ist, dass der Synodale Weg in Deutschland keine Vorgaben für die Weltkirche machen kann und will. Mit der Bearbeitung exegetischer, theologischer und menschenrechtlicher Grundsatzfragen zeigt er jedoch die Dringlichkeit tiefgreifender theologischer und struktureller Reformen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kirche und ihre Lehre auf. Dies sollte der Vatikan endlich als wichtigen Dienst für die Weltkirche begreifen.

Alle deutschen Bischöfe stehen jetzt in der großen Verantwortung, den Synodalen Weg in Deutschland gemeinsam mit dem Zentralkomitee und den Theologinnen und Theologen in großer Geschlossenheit und mutig weiterzuführen, damit die Ergebnisse und Erfahrungen in positiver Weise in den von den Kardinälen Mario Grech und Jean-Claude Hollerich geleiteten weltweiten synodalen Prozess einfließen können. Eine nächste wichtige Etappe werden die kontinentalen Zusammenkünfte sein, für Europa vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag.

Mehr als 30 katholische Organisationen in Deutschland – unter ihnen die großen Frauenverbände kfd und KDFB, die Initiative Maria 2.0, Priesterinitiativen, Betroffenenverbände und die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche – hatten vor den Gesprächen im Vatikan eine gemeinsame Stellungnahme zur Unterstützung der reformbereiten Bischöfe verfasst.

> mehr zum Ad-limina-Besuch bei Wir sind Kirche
(Stellungnahme auch auf Englisch und Italienisch)

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