Aktuell entsteht an der Gleueler Straße der technisch hochkomplexe Neubau der Prosektur als ein Teil des zukünftigen Lerncampus der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und der Uniklinik Köln. Der Neubau ersetzt das bisherige in die Jahre gekommene Gebäude aus den 1960igern. Die Kosten für Planung und Bau der neuen Prosektur betragen rund 76 Millionen Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund finanzieren die Kosten jeweils zur Hälfte. Die Eröffnung des neuen Lehr- und Forschungsgebäudes ist für das Wintersemester 2024/2025 geplant. Heute (30.11.2022) ist im Beisein von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, feierlich der Grundstein gelegt worden.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte die Wissenschaftsministerin alle Gäste und betonte die Rolle, welche die Prosektur und die Anatomie in der Ausbildung der Medizinstudierenden einnimmt: „Moderne Gebäude und Geräte sind für Forschung und Lehre an den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen elementar wichtig. Der Prosektur-Neubau ist ein Meilenstein für die Verbesserung der Lehre am Uniklinikum Köln. Medizinstudentinnen und -studenten lernen hier die Grundlagen für ihren Arztberuf, etwa die Rolle von Organ- und Gewebsveränderungen bei der Entstehung von Krankheiten. Dieses anatomische Wissen kommt später allen Patientinnen und Patienten zu Gute. Durch die konsequente Beschleunigung von Planung, Genehmigung und Bau setzen wir uns als Landesregierung dafür ein, dass wir mit dem Neubau schnell vorankommen.“

In dem Neubau werden pro Semester über 250 Studierende der Humanmedizin, der Zahnmedizin wie auch der Neurowissenschaften an den menschlichen Körper und seine Funktionsweise herangeführt. In den ersten beiden Semestern ihres Studiums lernen die Studierenden im Kurs der Mikroskopischen Anatomie (Histologiekurs) mit Hilfe von Gewebeschnitten am Mikroskop den zellulären Aufbau der Gewebe und der Organe kennen. Im Kurs der Makroskopischen Anatomie (Präparierkurs) erfahren sie die größeren Strukturen des Körpers wie Skelett, Muskulatur, Blutgefäße und Nervenbahnen. Das Gebäude dient jedoch nicht nur dem studentischen Unterricht, sondern ermöglicht auch wissenschaftliche Forschung, welche das Zentrum Anatomie in enger Zusammenarbeit mit den Kliniken – vor allen den chirurgischen Fächern – betreibt.

Nachdem Univ.-Prof. Dr. Gereon R. Fink, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und Vorstandsmitglied der Uniklinik Köln, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Wissenschaftsministerin für Finanzierung des Neubaus der Prosektur gedankt hatte, betonte Prof. Fink: „Wissenschaftsbasiertes, anwendungsnahes Studieren ist für uns am Universitätsstandort Köln Programm. Dafür ist neben innovativen Lehrkonzepten und engagierten Dozentinnen und Dozenten die räumliche und technische Infrastruktur ganz entscheidend. Mit dem Neubau der Prosektur steht uns zukünftig eine der modernsten Einrichtungen ihrer Art in Europa zur Verfügung, die es erlaubt, dann auch ganzjährig Präparier-Kurse in der Anatomie abzuhalten. Das bedeutet für die Studierenden und Lehrenden eine signifikante Verbesserung der Lehre durch räumliche und zeitliche Entzerrung und eine optimierte Infrastruktur für Unterricht und Wissenschaft.“ Zudem bedankte sich Prof. Fink bei medfacilities, einem Tochterunternehmen der Uniklinik Köln, das den Bau realisiert, für den raschen und planungsgemäßen Baufortschritt.

Univ.-Prof. Dr. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln, ging in seinem Redebeitrag auf die zentrale Bedeutung von Ausbildung und Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs ein: „Unser Gesundheitssystem befindet sich aktuell in einem tiefgründigen Strukturwandel. Die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs in allen Bereichen gehört mittlerweile zu unseren priorisierten strategischen Aufgaben. Nur eine in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten starke Hochschulmedizin kann der Garant für ein leistungsfähiges und effizientes Gesundheitssystem der Zukunft sein. Das hat ganz aktuell auch die Bewältigung der Corona-Pandemie gezeigt.“

Frederike Hofmann, Vorsitzende der Fachschaft Medizin, bezeichnete das Fach Anatomie als „Grundstein für das Studium und den späteren Beruf als Ärztin oder Arzt". Dazu erklärte sie: "Wir lernen, dem menschlichen Körper höchsten Respekt zu zollen, ihn in all seiner Komplexität zu erfassen und dabei nie zu vergessen, dass wir am Ende einen Menschen vor uns haben. ‚Non scholae sed vitae discimus‘ – nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Zudem bedankte sich die Vorsitzende der Fachschaft Medizin ausdrücklich bei allen Spenderinnen und Spendern, die nach dem Tod ihren Körper für Forschung und Lehre zur Verfügung stellen. Denn „Mortui vivos docent – die Toten lehren die Lebenden", so Hofmann.

Univ.-Prof. Dr. Andreas Wodarz, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Anatomie, ist zudem Leiter der histologischen Kurse in der Anatomie. Er führte aus: „Unsere Studierenden lernen durch die Untersuchung von Gewebeschnitten am Mikroskop den zellulären Aufbau der Gewebe und Organe kennen und verstehen, wie eine gesunde Niere, eine Leber oder Lunge funktioniert. Erst durch die Kenntnis der faszinierenden Vielfalt der Zelltypen im Körper und ihres Zusammenwirkens in den Organen ist ein tieferes Verständnis der Funktion unseres Körpers möglich. Im Neubau wird den Studierenden dafür eine vollständige Ausstattung jedes Arbeitsplatzes mit einem Mikroskop und einem Computer zur Verfügung stehen, um sowohl die klassische Lichtmikroskopie als auch computergestützte Lernmedien für den Unterricht einsetzen zu können.“

Abschließend sprach Univ.-Prof. Dr. Martin Scaal, Leiter der Prosektur im Zentrum für Anatomie und Kursleiter im Bereich der Makroskopischen Anatomie. Er betonte den Wert des handwerklichen Präparierens am echten Körper. „Als Prosektor lege ich in den Grundstein ein Präparierbesteck mit Skalpell, Schere und Pinzette, mit dem sich unsere Studierenden durch eigenes Präparieren den Zugang zum menschlichen Körper erschließen und mit dem unsere Ärztinnen und Ärzte ihre klinische Forschung betreiben. Dieses Präparierbesteck soll zeigen, dass auch in Zeiten der Digitalisierung und virtueller Welten das praktische Präparieren unverzichtbar für die Anatomieausbildung bleibt“, so Prof. Scaal abschließend.

Gemeinsam befüllten die Rednerinnen und Redner den Grundstein mit ihren jeweiligen symbolischen Zeitzeugnissen wie dem Präparierbesteck, histologischen Präparaten, einer FFP2-Maske mit NRW-Logo, einem Stethoskop, dem Bewilligungsbescheid zum Bau und einer Zeichnung mit Bezug zum Körper des Menschen. Anschließend wurden die Zeitzeugnisse in den Grundstein eingelassen und mit einer Platte zugemauert.

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