Der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) hat sich im Nachgang der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene 2022 und der Leichtathletik-Europameisterschaften in München mit einer umfassenden Analyse befasst. Dies erfolgte disziplinspezifisch durch die verantwortlichen DLV-Trainer- und Kompetenzteams.

Bei der Aufarbeitung der Saison wurden weiterhin in zahlreichen Workshops mit mehr als 80 kompetenten Insidern, darunter auch Wissenschaftler wie Prof. Dr. Jan Mayer, Prof. Dr. Karsten Hollander oder Prof. Dr. Veit Wank sowie Trainer, Vertreter aus den Landesverbänden und Vereinen, Athletenmanager und auch Athletinnen und Athleten wie Gina Lückenkemper, Thomas Röhler, Richard Ringer und Christoph Harting, vielfältige Ideen erarbeitet, die schwerpunktmäßig die Weiterentwicklung des Leistungssports betreffen.

Dabei erfolgte eine umfassende Einbeziehung vieler Bereiche des Verbandes wie Athletenförderung, Kommunikationsprozesse, Wettkämpfe, Leistungssportstrukturen, Nachwuchsentwicklung, Netzwerk Gesundheit, Netzwerk Wissenschaft sowie Mannschaftsleitung.

„Das tolle Abschneiden der Leichtathletinnen und Leichtathleten bei der Wahl zum ‚Sportler des Jahres 2022‘ wird uns für die Herausforderungen der neuen Saison beflügeln. Gleichzeitig wissen wir natürlich auch, dass wir hart arbeiten müssen, um den Anschluss an die Weltspitze wieder zu schaffen. Unter anderem stimmte beim Abschneiden in Eugene die Fokussierung zwischen DM, Weltmeisterschaften und den kurz darauf stattfindenden Europameisterschaften nicht. Hinzu kamen zahlreiche Corona-Fälle sowie das Fehlen von Leistungsträgern durch Verletzung. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket wollen wir den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft der Leichtathletik in Deutschland legen, um schon 2023 bei der WM in Budapest besser abzuschneiden“ sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing.

Übergreifende Steuerung der Leistungssportstrukturen

Eine wichtige Personalie wurde als Resultat dabei von Präsidium und Vorstand beschlossen: Der DLV wird schon möglichst im ersten Quartal 2023 einen Sportdirektor verpflichten, der die übergreifende Steuerung der Leistungssportstrukturen im Sinne einer Managementfunktion gestalten wird. Dieser trägt die Verantwortung für den Leistungssport. Dazu gehören die Steuerung, die Leistungsförderung, das Bundesstützpunktsystem und die Personalentwicklung im sportlichen Bereich.

Der Sportdirektor wird in enger Zusammenarbeit mit Annett Stein die Ausrichtung des Bereiches Leistungssport definieren. Die Chef-Bundestrainerin wird dadurch administrativ entlastet und kann sich somit noch konsequenter auf die Organisation der Trainingsprozesse sowie auf die Leitung des Bundestrainerteams konzentrieren.

Darüber hinaus wurde zur Unterstützung der Chefbundestrainer Nachwuchs Klaus Brill zum besonderen Beauftragten für den Bereich Nachwuchsleistungssport (Landesverbände, Vereine) benannt. Er entwickelt in enger Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und Vereinen die Talent- und Nachwuchsförderung weiter und nimmt zudem die Funktion des Sprechers der Kommission Leistungssport wahr.

Top-Fünf-Plazierung weltweit bis Olympia 2028 anvisiert

Ziel des Verbandes ist es, bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles (USA) international eine Top-Fünf-Platzierung der Nationenwertung zu erreichen. Hierzu wurden bereits zahlreiche Maßnahmen initiiert. Im Bereich Athletenförderung wurde die Bildung eines „DLV Top Teams “ im Hinblick auf die kommenden Olympischen Spiele 2024 beschlossen. Darüber hinaus wird es ein „DLV Team Future“ geben, welches perspektivisch für die Olympischen Spiele in Los Angeles aufgebaut werden soll. Die Athleten und Trainer dieser Teams werden in Zukunft über eine noch individuellere und umfassendere Begleitung im Training und im Athletenservice gezielt gefördert. Im Bereich der dualen Karriere sollen die jungen Athlet:innen des Nachwuchskaders eine frühzeitige Begleitung bei der Entwicklung einer beruflichen Perspektive nach der aktiven Laufbahn erfahren.

Kommunikation zwischen DLV-Trainern und Heimtrainern verbessern

Auch die Förderung der Trainer will der DLV in Zukunft weiter optimieren. Hierzu sind unter anderem Maßnahmen im Bereich des Wissensmanagements in der Verantwortung der DLV-Akademie beschlossen worden, welche ein besonderes Augenmerk auf die Weiterentwicklung der sportfachlichen und der überfachlichen Kompetenzen (Soft-Skills) des aktuellen Trainerteams und der nächsten Trainergeneration legen. Das „Next Coach“-Programm und das Referendariat für DLV-Trainer sollen den anstehenden Generationswechsel erleichtern. Durch Mentorenprogramme und den internationalen Austausch mit anderen Verbänden und Institutionen erhalten junge Trainer die bestmögliche Ausbildung. Darüber hinaus stehen Kooperationen im Sinne einer akademische Trainerausbildung auf der Agenda des DLV. Außerdem soll die Kommunikation zwischen DLV- und Heimtrainern sowie den Vereinen weiter verbessert werden, um die Leistungsentwicklung der Athlet:innen bestmöglich zu gestalten.

Im Bereich Nationalmannschaft wurde die Anpassung der Kaderbildungsbildungskriterien und der Nominierungsrichtlinien für die internationalen Meisterschaften im Sinne eines höheren Leistungsanspruchs vereinbart.

Eine Weiterentwicklung soll auch im Netzwerk Gesundheitsmanagement erfolgen. Es sind fachliche Ergänzungen, eine verstärkte Interaktion mit anderen Wissenschaftsbereichen und die weitere Implementierung des Athleten-Monitorings geplant.

Der Kommunikationsprozess mit Athlet:innen wird unter Einbindung moderner digitaler Tools weiterentwickelt. Hier spielt die DLV TrueAthletes App eine wichtige Rolle.

„Der DLV befindet sich in einem komplexen Change-Prozess. Neue Funktionen und Rollen müssen gelernt werden und sich etablieren. Unser Ziel ist es, einen kompetenten, zukunftsorientierten und leistungsstarken Verband zu formen. Neben den sportlichen Aufgaben wollen wir in Zukunft die Marke DLV weiterentwickeln und als Verband gesellschaftspolitisch noch stärker Position beziehen“, erklärt der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska.

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