Nachdem gestern das Dorf Lützerath trotz heftigen Widerstands geräumt wurde, blockieren heute Klimaaktivist*innen des Bündnisses Ende Gelände Braunkohleinfrastruktur im Rheinischen Revier. Seit dem frühen Morgen besetzen rund 50 Aktivist*innen einen Kohlebagger im Tagebau Inden, eine Aktionsgruppe mit etwa 150 Menschen blockiert die Gleise der Nord-Süd-Kohlebahn zum Kraftwerk Neurath. Ende Gelände ist Teil des Zusammenschlusses „Lützerath Unräumbar“ und hatte für den heutigen Tag zivilen Ungehorsam gegen den Kohlekonzern RWE angekündigt. Das Aktionsbündnis will den sofortigen Stopp der Braunkohle und den Ausstieg aus allen fossilen Energien erreichen.

Charly Dietz, Sprecherin von Ende Gelände: „Wir machen heute eine klare Ansage. Auch wenn ihr Lützerath zerstört, wir kämpfen weiter: Bis ihr aufhört, Kohle zu verbrennen, Fracking Gas anzulanden und Autobahnen zu bauen. Wir tragen unseren Widerstand zu den Orten der Zerstörung und stellen uns den Zerstörern entgegen. In den letzten Tagen wurden Kohlebagger und Parteizentralen besetzt, der Konzernsitz von RWE blockiert und in vielen Städten ziviler Ungehorsam geleistet. Und heute legen wir den Tagebau Inden lahm und stoppen die Kohlezufuhr zum dreckigen Kraftwerk Neurath. Mit Lützerath ist ein großer Zusammenhalt aller entstanden, die für Klimagerechtigkeit kämpfen. Wir zeigen: Lützerath lebt. Ab jetzt ist Lützerath überall!“

Das von RWE betriebene Kraftwerk Neurath verfeuert die Kohle aus dem Tagebau Garzweiler, an dessen Kante das Dorf Lützerath liegt. Antransportiert wird sie über die Nord-Süd-Bahn. Neurath ist das größte Kraftwerk in Deutschland und gilt als zweitgrößter CO2 Emittent Europas. Der bereits stillgelegte Block C wird nach der umstrittenen Vereinbarung zwischen Wirtschaftsminister Habeck und RWE bis zum 30. Juni 2023 weiter Braunkohle verstromen. Im Braunkohletagebau Inden kann der Energiekonzern RWE bis zur voraussichtlichen Stilllegung 2030 noch bis zu 113 Millionen Tonnen Braunkohle abbaggern.

Gemessen an den Treibhausgas Emissionen ist RWE das schmutzigste Unternehmen Europas. Aktuell ist beim Oberlandesgericht Hamm eine als historisch geltende Klimaklage gegen den Energiekonzern anhängig: Der Peruaner Saúl Luciano Lliuya lebt wie weitere 50.000 Menschen in einer der Risikozonen der Klimakrise und wirft RWE vor, mitverantwortlich für die Zerstörung seiner Lebensgrundlagen zu sein.

Dazu Luka Scott, Sprecherin von Ende Gelände: „Lützerath steht für alles, was falsch läuft im fossilen Kapitalismus: Die Politik handelt im Hinterzimmer antidemokratische Deals mit Konzernen wie RWE aus und setzt sie anschließend mit Polizeigewalt durch. Und das alles, um die Profite des fossilen Kapitals zu sichern, obwohl der Preis Zerstörung ist. Wer weiter Braunkohle abbaggert, zündet eine Klimabombe – mit katastrophalen Folgen. Schon heute leben im Globalen Süden Millionen Menschen in den Brennpunkten der Klimakrise. Weltweite Klimagerechtigkeit wird auch in Inden und Garzweiler erkämpft. Wir stehen hier in Solidarität mit den Menschen im Globalen Süden. Wir werden für ein widerständiges Jahr sorgen. Überall!"

Das Aktionsbündnis Ende Gelände ist Teil des breiten Zusammenschlusses „Lützerath Unräumbar“, zu dem sich unterschiedliche Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung zusammengefunden haben, um sich gegen die Ausweitung des Tagebaus Garzweiler II zu stellen. Seit 2015 hat Ende Gelände immer wieder zu Blockadeaktionen gegen die Braunkohletagebaue im Rheinland, in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier Braunkohle mobilisiert, an denen sich oft mehrere Tausend Aktivist*innen beteiligten. In den letzten Jahren kamen Protestaktionen gegen LNG Terminals und Fracking Gas hinzu.

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