Das Exzellenz-Krebszentrum Mitteldeutschland (Comprehensive Cancer Center Central Germany, CCCG) hat nach der erfolgreichen Begutachtung seitens der Deutschen Krebshilfe seine Arbeit aufgenommen. In dem 2019 initiierten Zusammenschluss arbeiten die onkologischen Zentren der Universitätsklinika Leipzig und Jena zusammen, seit 1. Januar 2023 nun im Rahmen eines von der Deutschen Krebshilfe geförderten Onkologischen Spitzenzentrums. Das Mitteldeutsche Krebszentrum ist damit von bundesweit 15 onkologischen Exzellenz-Zentren das erste Bundesland-übergreifende. Sein Ziel: Die bestmögliche Krebsversorgung für die Betroffenen in der jeweiligen Region zu gewährleisten, auch indem aktuelle, innovative Erkenntnisse aus der Krebsforschung zügig in die klinische Praxis überführt werden.  

Die Deutsche Krebshilfe hat im vergangenen Jahr ihre Bemühungen zur Weiterentwicklung der Krebsmedizin sowie zu einer Patientenversorgung auf höchstem Niveau verstärkt und zwei weitere Verbünde von Spitzenzentren auf den Weg gebracht. Eines davon ist das Konsortium der beiden Universitätsklinika Leipzig und Jena, die im Mitteldeutschen Krebszentrum seit 2019 die Bedingungen für diese Entwicklung geschaffen haben. Das neue Zentrum wird dabei mit 4,8 Millionen Euro für vier Jahre gefördert.  

„Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg unserer Krebsmediziner, von dem die Patient:innen in ganz Mitteldeutschland profitieren werden“, sagt Prof. Dr. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig (UKL). Damit habe nun die mit der Gründung des universitären Krebszentrums UCCL in Leipzig 2012 begonnene Entwicklung ein wichtiges Ziel erreicht. „Dass wir den nächsten Schritt in der Krebsmedizin im engen Schulterschluss mit dem Universitätsklinikum Jena gehen, ist folgerichtig und zukunftsorientiert im besten Sinne“, so Josten. 

„Unsere Allianz ist die geeignete Antwort auf die Fragen der Zeit, die sich gerade auch bei der Volkskrankheit Krebs stellen“, ergänzt Prof. Otto W. Witte, Medizinscher Vorstand des Universitätsklinikums Jena (UKJ). „Indem wir unser Wissen und Können bündeln, helfen wir Betroffenen und künftigen Generationen auf die bestmögliche Art – nunmehr auch unterstützt durch die Deutsche Krebshilfe, wofür wir sehr dankbar sind“.

Lücke in der Region geschlossen 
„Mit dem Mitteldeutschen Krebszentrum der Universitätsstandorte Leipzig und Jena wird die Versorgung von Krebspatienten in der gesamten Region auf höchstes Niveau gebracht. Dieses Comprehensive Cancer Center-Konsortium ist ein weiterer Baustein unseres Förderprogrammes zur Etablierung solcher Zentren. Damit wird in dieser Region eine Lücke geschlossen. Wichtige Comprehensive Cancer Center-Strukturen nach Vorstellungen der Deutschen Krebshilfe waren in Mitteldeutschland bisher nicht etabliert. Die Deutsche Krebshilfe fördert jetzt bundesweit 15 Onkologische Spitzenzentren, darunter sieben CCC-Konsortien“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Große Chance für Krebskranke in Sachsen und Thüringen  
„Teil dieses großen Verbunds zu sein ist eine große Aufgabe, der wir uns gern stellen“,  betont Prof. Dr. Florian Lordick, Sprecher des Vorstands des CCCG und Direktor des Universitären Krebszentrums am Universitätsklinikum Leipzig. Damit profitieren nun auch Patient:innen in Mitteldeutschland von der bestmöglichen Versorgung eines onkologischen Spitzenzentrums. Multidisziplinäre Teams stellen hier sicher, dass jeweils die bestmögliche Versorgung bei verschiedensten Krebserkrankungen gewährleistet wird. „Jährlich behandeln wir gemeinsam über 9000 Krebspatient:innen und können jede/n Dritte/n in eine von über 500 an unserem Zentrum laufenden onkologischen Studien einschließen“, so Lordick. Damit erhalten alle Patient:innen innovative Therapien nach dem neuestem Stand der Forschung. „Um möglichst breit wirksam zu werden, haben wir uns mit 76 Netzwerkpartnern zusammengeschlossen und bieten Zweitmeinungen unserer Expert:innen oder auch die Besprechung von Patient:innen aus dem Netzwerk in den wöchentlich stattfindenden multidisziplinären Tumorboards an“, führt Lordick die Vorteile für die gesamte Region aus.

Kooperative Krebsforschung 
„Als onkologisches Spitzenzentrum haben wir es uns zudem maßgeblich zum Ziel gesetzt, die klinische und translationale Krebsforschung voranzubringen“, kommentiert Prof. Andreas Hochhaus, Vorstandsmitglied im CCCG und Leiter des Universitären Tumorzentrums am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Dabei stehen mit Bezug auf die jeweiligen Forschungskompetenzen der einzelnen Kliniken die zwei übergreifenden Forschungsschwerpunkte „Immun- und Zelltherapie – IMMUNE-ACT“ sowie „Digital gestützte Präzisionschirurgie und Lokaltherapie – DISSECT“ im Fokus.
Beide Klinika verfügen über Phase-I-Studieneinheiten, die Jena Early Clinical Trial Unit (JECTU) sowie die Early Clinical Trial Unit Leipzig (ECTUL), und somit über zentrale Bausteine für die translationale Forschung. 

„Das gewährleistet den Zugang zu frühen klinischen Studien aller onkologischer Fachdisziplinen“, sagt Hochhaus. Dieser schnelle Zugriff auf neueste Forschungsergebnisse sei vor allem für die Menschen zentral, deren Krebserkrankung wiederkehrt oder bei denen die Standardtherapie versage. 

„Zusätzlich legen wir größten Wert auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf allen Ebenen, vom Studium über die Doktoranden- bis zur Postgraduiertenphase.“ Jährlich findet zudem der Cancer Congress Compact statt, der allen Interessierten der Region fachliche Informationen zu aktuellen Entwicklungen in der Krebsmedizin und –forschung bietet und neben den vielen gemeinsamen Publikationen und Forschungsprojekten die exzellente onkologische Spitzenforschung in Mitteldeutschland belegt.

Mike Mohring, Thüringer Landtagsabgeordneter, Mitglied im Patient:innen- und Angehörigenbeirat des CCCG  und Botschafter der Deutschen Krebshilfe, ergänzte aus seiner Sicht: „Die Deutsche Krebshilfe setzt mit ihrer Förderung gleich drei wichtige Zeichen für die Menschen, die in Mitteldeutschland zu Hause sind: Exzellente Forschungsförderung findet auch im Osten statt. Für die Patient:innen und ihre Angehörigen ist diese Botschaft, dass in der eigenen Region exzellente Krebsversorgung möglich ist, eine Ermutigung.
Was durch die schon geförderten Spitzenzentren in anderen Regionen Deutschlands längst erfahrbar ist, heißt für die mit der Schicksalsnachricht konfrontierten Patient:innen, nur, weil ich weit entfernt von einer Universitätsklinik auf dem Land abgelegen und schlecht versorgt lebe, ist der Kampf gegen den Krebs nicht von vornherein aussichtslos, sondern mit dem Versprechen verbunden, an den Erfahrungen der Krebszentren, den Forschungsergebnissen und deren Umsetzung in Therapien genauso teilhaben zu können.
Und drittens ist die Entscheidung der Deutschen Krebshilfe für das Mitteldeutsche CCCG auch eine manifestierte Erwartung an die Politik, das Exzellenz-Krebszentrum bei seiner weiteren Entwicklung vertrauensvoll und verlässlich zu begleiten und in die beiden Universitätsklinika planbar zu investieren, den Forschungsstandort Mitteldeutschland auszubauen, human- und zahnmedizinische Studienplätze auszubauen und die Studienbedingungen für alle Studierenden auf gleich hohem Niveau zu ermöglichen sowie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum so zukunftsfest zu machen, dass der erste Weg der Patient:innen nicht die Uniklinik selbst sein muss, sie aber von der Spitzenmedizin im vertrauten Umfeld profitieren können.“   

Hintergrund: CCC-Comprehensive Cancer Center
Im Jahr 2007 richtete die Deutsche Krebshilfe ihr Programm zur Förderung und Initiierung von ‚Onkologischen Spitzenzentren‘ in Deutschland ein mit dem Ziel einer flächendeckenden Patientenversorgung auf höchstem medizinischem Niveau und nach aktuellem onkologischem Wissensstand. Als Vorbild dienten die „Comprehensive Cancer Center" in den USA. Die Vorgabe an die Zentren, die seitdem durch eine internationale Gutachterkommission ermittelt werden: Versorgungsstrukturen und -abläufe weiterzuentwickeln, mit umliegenden Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzt:innen, insbesondere onkologischen Schwerpunktpraxen, eng zu kooperieren sowie die Krebsmedizin durch innovative onkologische Forschung voranzubringen. 

Zu den Kernaufgaben eines Comprehensive Cancer Center (CCC) gehören das Vorhalten einer zentralen Anlaufstelle für Krebspatienten, interdisziplinäre Versorgung nach aktuellen medizinischen Leitlinien, innovative Krebsforschung sowie der Transfer von Innovationen an andere Versorgungseinrichtungen in der jeweiligen Region.

Nach dem Verständnis der Deutschen Krebshilfe sollen die in den CCCs erzielten Fortschritte bundesweit allen onkologischen Versorgungseinrichtungen – wie den von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten ‚Klinischen Onkologischen Zentren‘ und ‚Organkrebszentren‘ – zugänglich gemacht werden, so dass alle Krebspatienten rasch von diesen profitieren. 

Aktuell fördert die Deutsche Krebshilfe 15 Spitzenzentren, darunter sieben CCC-Konsortien. Insgesamt hat die gemeinnützige Organisation seit dem Jahr 2007 für das Programm rund 185 Millionen Euro aus den ihr von der Bevölkerung anvertrauten Spendengeldern bereitgestellt. 

Die Onkologischen Spitzenzentren – in denen jährlich rund 250.000 Krebspatient:innen umfassend versorgt werden – werden von der Deutschen Krebshilfe jeweils für einen Zeitraum von vier Jahren gefördert. Anschließend müssen sie sich erneut bewerben und sich einer eingehenden Prüfung durch eine internationale Gutachterkommission unterziehen.

Das Mitteldeutsche Krebszentrum  
Im Mitteldeutschen Krebszentrum (Comprehensive Cancer Center Central Germany, CCCG) arbeiten die zertifizierten onkologischen Zentren der Universitätsklinika Leipzig (UCCL) und Jena (UTC) seit 2019 zusammen. Seit dem 01.01.2023 wird das CCCG nach internationaler Begutachtung durch eine Förderung der Deutschen Krebshilfe als onkologisches Spitzenzentrum ausgewiesen. Das Mitteldeutsche Krebszentrum ist damit das erste Bundesland-übergreifende Spitzenzentrum in Deutschland. 

Jährlich werden in Leipzig und Jena gemeinsam über 9000 Krebspatient:innen behandelt. Dies zeigt den großen Bedarf an einer exzellenten Krebsbehandlung in der Stadt und Region.

Bereits jetzt gehören 76 Kooperationspartner in der Region Mitteldeutschland zum Konsortium des CCCG und bilden somit ein breites Netzwerk zur gemeinsamen hochqualitativen Versorgung onkologischer Patient:innen.  

Die Wissenschaftler:innen am Mitteldeutschen Krebszentrum arbeiten in Grundlagenforschung und Entwicklung innovativer Therapieansätze eng mit wichtigen Großforschungseinrichtungen in der Region zusammen. 

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