„Noch mehr kann man die heimische Bauwirtschaft eigentlich gar nicht vor den Kopf stoßen“, reagiert Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) „irritiert und erbost“ auf aktuelle Vorwürfe von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Sie hatte der deutschen Bauwirtschaft vorgeworfen, in den vergangenen 15 Jahren keinerlei Fortschritt bei der Produktivität gemacht zu haben. „Es ist geradezu grotesk, wie von der eigenen Planlosigkeit abgelenkt wird.“, kritisiert Gilka. Die Politik verliere Monat um Monat, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Stattdessen kämen immer wieder neue Ideen und Konzepte von der Bundesregierung, die für die Baupolitik und die Bauunternehmen „einen Bärendienst nach dem anderen leisten“.

„Billiges Ablenkungsmanöver von erfolgloser Politik“

Als „billiges Ablenkungsmanöver“ von eigener erfolgloser Bau- und Wohnungspolitik deklassiert BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka die jüngsten Aussagen der Bundesbauministerin im Rahmen einer aktuellen Stunde des Bundestags. Klara Geywitz hatte zuletzt kritisiert, an der auf den Baustellen eingesetzten Maschinentechnik habe sich in den letzten 10-15 Jahren kaum Grundlegendes geändert und es sei kein Fortschritt passiert. „Eine solche unqualifizierte Aussage weist zunächst darauf hin, dass die Bauministerin offenbar noch nicht viele Baustellen persönlich betreten hat, sonst wüsste sie, wie unsere deutschen Baufirmen aufgestellt sind und was sich in den vergangenen Jahren hier alles getan hat“, kommentiert Gilka.

Die Aussage, dass sich in den vergangenen 15 Jahre kein Fortschritt auf den Baustellen ergeben habe, sei insoweit „schlichtweg komplett an der Realität vorbei“. Bauverfahren und Baumaschinen hätten sich „enorm weiterentwickelt“. Die Bauwirtschaft sei eine „hochinnovative Branche“, empfiehlt Gilka der Ministerin „einfach mal einen Besuch auf einer Baustelle oder einer Baumaschinenmesse“. „Nur weil ein Bagger immer noch eine Führerkabine und einen Greifarm hat, heißt das nicht, dass die gleiche Technik drinsteckt wie noch vor Jahren“, ergänzt Gilka.

Auch den Vorwurf von Geywitz, dass Mauerwerk und Beton nach wie vor die hauptsächlichen Baustoffe bilden, hält Gilka für ein Eigentor der Ministerin. Schließlich erschwere es die Politik selbst, mehrgeschossige Gebäude in Holz- oder Holz-Hybridbauweise auszuführen. Die 2021 von der Bauministerkonferenz auf den Weg gebrachte Muster-Holzbau-Richtlinie bilde nicht den Stand von Baupraxis, Technik und Wissenschaft ab. Übermäßige Reglementierungen verteuern u. a. die Aufstockungen von Bestandsgebäuden, für die diese Leichtbauweise prädestiniert ist, sodass solche Vorhaben aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht realisiert werden.

BVMB fordert von der Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen für das Bauen

Eines stößt dem Verbandsvertreter „fast noch saurer“ auf: „Eine solche Aussage lässt jegliche Wertschätzung gegenüber der Bauwirtschaft vermissen!“, beklagte Michael Gilka. „Wenn die Ampel-Koalition ihre Bau- und Wohnungsbaupolitik nicht in den Griff kriegt, kann nicht die Bauministerin zur Ablenkung von eigener Unzulänglichkeit blind auf die Bauunternehmen schießen“, so der BVMB-Chef. „Unsere Baufirmen und deren hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen im Gegensatz zur Bundesregierung ihre Arbeit“, verweist Gilka auf unzählig erfolgreiche Bauvorhaben. Wenn im Wohnungsbau nichts vorangehe, liege das „bestimmt nicht an den Baufirmen“ – stattdessen seien dafür missglückte Förderprogramme, überzogene energetische Anforderungen, zu langsame Genehmigungsverfahren und unterbesetzte Behörden die Ursache.

„Wir sehen das Bauen nach wie vor als Partnerschaft“, kommentiert Gilka. Die Politik brauche die Bauwirtschaft, weil sie anders ihre ohnehin viel zu hoch gegriffenen Wohnungsbauziele nicht ansatzweise erreichen könne. Im Gegenzug brauche die Bauwirtschaft die Politik, die „die richtigen Rahmenbedingungen setzen muss, damit überhaupt noch gebaut wird“, beschreibt Gilka die Problematik. „Wer allerdings mit solchen polemischen Aussagen auftritt, stellt diese Partnerschaft in Frage und tritt sie mit Füßen“, fordert er die Bundesbauministerin zu einem „klaren Bekenntnis“ zu den Bauunternehmen auf. „Die Bundesregierung muss jetzt endlich mal liefern“, appelliert Gilka, „nur immer große Ziele zu proklamieren, ohne dafür den nötigen Boden zu bereiten, läuft nicht!“ Die Bauwirtschaft hat dazu schon zahlreiche Vorschläge unterbreitet, wie der Wohnungsbau wieder angekurbelt werden kann. Entbürokratisierung, schnellere Genehmigungsverfahren, einheitliche Bauordnungen der Länder, Senkung der Grunderwerbssteuer, Digitalisierung der Verwaltungen, verlässliche Förderprogramme für Familien und, und, und…

Über Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB)

Die BVMB ist ein bundesweit tätiger, tarifpolitisch ungebundener Wirtschaftsverband, der die Wirtschafts-, Markt- und Wettbewerbsinteressen seiner mittelständischen Mitgliedsunternehmen auf politischer Ebene sowie gegenüber Auftraggebern aus allen Baubereichen vertritt. Bereits seit 1964 setzt sich die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) für die Interessen der mittelständischen Bauwirtschaft ein. Unsere Mitgliedsunternehmen erwirtschaften mit ihren insgesamt mehr als 250.000 Mitarbeitern ein Umsatzvolumen von rund 30 Mrd. Euro pro Jahr. Aufgrund der Strukturen unserer Mitgliedsunternehmen – von kleineren und größeren – bis hin zu sehr großen Straßen-, Brücken-, Hoch-, Erd-, Gleisbau- oder Bahnsicherungsunternehmen sowie deren Lieferanten, deckt die BVMB einen Großteil des Spektrums der deutschen Bauwirtschaft ab.

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