Wozu leben? Mit seiner Ausstellung „Reasons to live“ gibt Shalva Gelitashvili eine Antwort, genauer gesagt: viele Antworten. Wir sehen fünf niedergeschlagen wirkende Personen, die von einer engelhaften Figur überragt und beschützt werden. Ein riesiger Fisch weist einem Protagonisten, der wie ein Wüstenkrieger gekleidet ist, den Weg. Eine zwischen Priester und Hebamme changierende Figur drückt ein eiförmiges Knäuel an sich. Religion spielt definitiv eine Rolle für den 1991 in Tiflis, Georgien, geborenen und seit 2014 in Stuttgart lebenden Künstler. Er selbst sagt: „Religiöser Fanatismus, das Aufsetzen von Masken, die Verlogenheit, aber auch das Heldentum bestimmter Menschen faszinieren mich“.

Seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit verarbeitet Gelitashvili in seiner Malerei seine Erlebnisse als Kind und Jugendlicher, seine Träume und aktuellen Begegnungen. Menschen, Tierwesen und Requisiten vereinen sich zu surrealen, absurden, verzerrten, grotesken Szenerien. Symbolträchtige Körperhaltungen und grelle Farben machen die Betrachtung zum Erlebnisprozess. Schützen die Masken und Maskeraden die Gemalten oder die Betrachtenden? Gerade das 180 mal 220 Zentimeter große Gemälde „The Dark Side of The Truth“ gleicht einem narrativen Wimmelbild, das zahlreiche, sich widersprechende Assoziationen auslöst. Höchst eindeutig ist dagegen die hohe malerische und emotionale Qualität all seiner Werke.

Die Gemälde verwischen die Grenzen zwischen Mann und Frau, Komik und Comic, Haustier und Spielzeug, der eigenen Biografie und Science-Fiction. Neben dem Besuch von Ausstellungen und Kirchen und dem Lesen von Comics und Romanen hat die düstere Welt von Independent-Filmen und Computerspielen einen großen Einfluss auf Gelitashvilis Bild-Protagonisten. Als Vorlage dienen oft Fotos aus Zeitschriften und Screenshots aus Filmen. Shalva Gelitashvili: „Beim Malen versuche ich, Figuren zu finden, die für mich das ausdrücken, was mich in diesem Moment am meisten beschäftigt.“

Im Projektraum sind Gelitashvilis Malereien auf Glasscheiben alter Abbruchhäuser zu sehen, die letztes Jahr auf der Art Karlsruhe für Furore gesorgt haben. Assoziationen an Kirchenfenster sind ebenso beabsichtigt wie Verweise auf die Tradition der Hinterglasmalerei.

Auch wenn viele der Exponate „düster“ wirken, steckt in ihnen immer ein Optimismus, ein „Licht“.

Exklusiv zum Galerienrundgang „Art Alarm“ am 22. und 23. April 2023 zeigt und verkauft Shalva Gelitashvili bemalte Postkarten und beweist so, dass er auch das extrem kleine Format beherrscht.

Die Fakten:

Shalva Gelitashvili – Reasons to Live (neue Gemälde)
Im Projektraum: bemalte Glasfenster von Gelitashvili
Schacher – Raum für Kunst, Galerienhaus 3.0, Breitscheidstr. 48, Stuttgart-West

Eröffnung: Fr 31.03.23, 19 Uhr; Einführung: Katrin Schacher
Galerienrundgang „Art Alarm“ (zsm. mit 18 KollegInnen)
plus exklusive Postkarten-Schau: Sa 22.04., 11-20 Uhr, So 23.04., 11-18 Uhr

Dauer: 01.04. – 20.05.2023, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr und nach Vereinbarung
Weitere Infos und Bilder: www.galerie-schacher.de und www.art-alarm.de

 

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