François-Xavier Roth dirigiert am 26., 27. und 28. März in der Kölner Philharmonie die deutsche Erstaufführung des Konzerts für Klangwerk und Orchester von Georg Friedrich Haas sowie die 5. Sinfonie von Anton Bruckner. Solist ist der Schlagzeuger Christoph Sietzen.

Das klingende Psychogramm einer Depression: Anton Bruckners 5. Sinfonie ist ein Monolith der Einsamkeit und Stille, des Zweifelns und Ringens, aber auch voller mächtiger, niemals versiegender Energieströme. Ein meisterhaft instrumentiertes Werk, das von Abgründen der Seele und von deren Aufschwung zur Freiheit erzählt. Die Sehnsucht nach dem Licht des Göttlichen, nach Hoffnung durch den Glauben – diese Ideen werden in der Musik greifbar und berühren den Hörer tief.

Bruckner selbst verriet einem Schüler, »nicht um 1000 Gulden« wolle er die Sinfonie nochmals schreiben. Das Werk gilt als eine seiner schwierigsten, aber auch eindrucksvollsten Schöpfungen, insbesondere wegen des kontrapunktischen und klangmächtigen Schlusssatzes. Der Komponist hat die 5. Sinfonie als einzige seiner Sinfonien nie selbst in der Orchesterfassung gehört. Die Grazer Uraufführung – allerdings war es die einer durch den Dirigenten Franz Schalk verstümmelten Version des Werks – konnte Anton Bruckner, bereits schwer krank, nicht besuchen. François-Xavier Roth setzt nun mit der Fassung von 1873-75 seinen Konzertzyklus »Bruckner, der Moderne« fort.

Bis 2024 wird François-Xavier Roth alle Bruckner-Sinfonien mit dem Gürzenich-Orchester einspielen. Nach der sehr erfolgreichen Aufnahme der 7. Sinfonie erscheint nun am 24.3.2023 die 4. Sinfonie auf CD. Daher lädt François-Xavier Roth am 28.3.2023 im Anschluss an das Konzert zu einem Künstlergespräch ein. Zudem wird es nach den Konzerten am Sonntag und Montag jeweils eine Signierstunde mit ihm geben.

Eingerahmt wird der Konzertzyklus von einem neuen Podcast »GO Bruckner«, in dem die beiden jungen Musikjournalist*innen Marie König und Jonas Zerweck dazu einladen, den Komponisten Anton Bruckner neu zu entdecken. (https://www.guerzenich-orchester.de/…)

Auch Georg Friedrich Haas ist dunkle Innenschau nicht fremd. Aus über 100 Metallteilen, teilweise auf dem Schrottplatz zusammengesucht, setzt er ein faszinierendes Instrumentarium für sein Konzert für Klangwerk und Orchester von 2019 zusammen, das Schlagzeug-Hexenmeister Christoph Sietzen – zum ersten Mal beim Gürzenich-Orchester – gewidmet ist: Ein akustisches Bollwerk, das Linien in den Raum kerbt und Geräusche in Farbglut verwandelt. Georg Friedrich Haas organisiert sein mikrotonales Material besonders in diesem Werk mit Mitteln, die auch Anton Bruckner liebte: versetzte imitierende Linien, Blöcke, groß angelegte Steigerungen, klare Zäsuren, Inseln filigraner Statik, das registerartige Auffächern von Klangfarben. Haas und Bruckner: Welten, die einander gar nicht so fern sind.

Das Konzert für Klangwerk und Orchester ist eine Auftragskomposition des Gürzenich-Orchesters, Philharmonie et Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Wiener Konzerthaus und Casa da Música Porto. Unter der Leitung von François-Xavier Roth ist in der Kölner Philharmonie die deutsche Erstaufführung zu erleben.

Der Schlagwerker Christoph Sietzen wird in der Presse als Ausnahmetalent gefeiert. Im Alter von 12 Jahren gab er sein Debüt bei den Salzburger Festspielen und ist u. a. Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD (2014). 2019 erhielt er einen OPUS KLASSIK für sein Album Incantations und wurde für seine Einspielungen bereits mehrmals mit dem renommierten Pizzicato Supersonic Award ausgezeichnet.

Zu den Highlights der aktuellen Saison gehören für Christoph Sietzen die Uraufführung eines neuen Schlagwerkkonzerts von Johannes Maria Staud mit dem Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst, die deutsche Erstaufführung des für Christoph Sietzen geschriebenen Konzerts von Georg Friedrich Haas mit dem Gürzenich-Orchester Köln unter François-Xavier Roth sowie die Uraufführung eines ebenfalls von Georg Friedrich Haas komponierten Werks für 10 Klangwerker bei Wien Modern mit seinem Ensemble Motus Percussion.

Das Wichtigste in Stichpunkten

Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 5
• Uraufgeführt 1894 in Graz in Abwesenheit des Komponisten
• Gewaltige Ausmaße, laut Bruckner »mein kontrapunktisches Meisterstück« (Spieldauer 80 Minuten)
• Alle Sätze konsequent thematisch miteinander verknüpft

Georg Friedrich Haas – Konzert für Klangwerk und Orchester
• Entstanden 2019, Uraufführung 2019 in Luxembourg, Deutsche Erstaufführung mit dem GürzenichOrchester
• Auftragswerk des Gürzenich-Orchesters, Philharmonie et Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Wiener Konzerthaus und Casa da Música Porto
• Geschrieben für Christoph Sietzen

ABO 8
PRISMA
So 26.03.23 11 Uhr
Mo 27.03.23 20 Uhr
Di 28.03.23 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Am 28.03.23 auch im Livestream GO+

Künstlergespräch mit François-Xavier Roth anlässlich der neuen Bruckner-CD »Bruckner 4« im Anschluss an das Konzert am 28.3.2023
Signierstunden im Anschluss an die Konzerte am Sonntag und Montag.

Georg Friedrich Haas
Konzert für Klangwerk und Orchester
2019
Deutsche Erstaufführung
Kompositionsauftrag von Philharmonie et Orchestre
Philharmonique du Luxembourg, Wiener Konzerthaus,
Gürzenich-Orchester Köln und Casa da Música, Porto

Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 5 B-Dur WAB 105
1873–75

Christoph Sietzen Schlagzeug
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent

Einführung 1 Stunde vor dem Konzert mit Sabine Weber

€ 50 / 40 / 32 / 21 / 17 / 11

https://www.guerzenich-orchester.de/…

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