Ein Schreiben vom Energieversorger im Briefkasten, und ein ungeöffneter Brief von einer Behörde auf dem Küchentisch – für Menschen, die bereits Kontakt zur „K.U.L.T.“-Beratungsstelle in der Altenburger Straße in Alsfeld hatten, oft ein Anlass für einen Besuch bei Daniela Christ und Simon Thiel. Die beiden vom „K.U.L.T.“-Team unterstützen mit ihrer Arbeit seit 2021 Menschen aus Alsfeld und der näheren Umgebung. Nun wurde das aus dem Landesprogramm „Qualifizierung und Beschäftigung 2020“ geförderte Projekt um ein Jahr verlängert. Zeit für einen Besuch vor Ort.

Daniela Christ sitzt an einem großen Besprechungstisch. Vor ihr einige Unterlagen und zwei Klienten, die Hilfe bei einem Brief von einer Behörde benötigen. Welche Unterlagen müssen abgegeben, welche Nachweise geliefert und an wen der ausgefüllte Bogen zurückgeschickt werden? Ein recht häufige Beratungssituation, wie die beiden Sozialarbeiter Christ und Thiel bestätigen. „Wir bei K.U.L.T. verstehen uns als Lotsen, die eine niederschwellige Beratung anbieten“, sagt Thiel. Es ist die Beratung in und für alle Lebenslagen, die sich die Stelle auf die Fahnen geschrieben hat. All das unter dem Dach des Akronyms, das für „Kontakt“, „Unterstützung“, „Leben“ und „Treffpunkt“ steht. Grundlage für das Konzept, das vor dem Start in 2021 erarbeitet wurde, war die klassische Quartiersarbeit, wie es Cornelia Krömmelbein, Teamleitung in der KVA – Kommunales Jobcenter und Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, nennt. Menschen mit Hilfebedarf sollen mit diesem sozialräumlich orientierten Ansatz angesprochen werden. „Wir wollen die Menschen erreichen, die auf der Straße unterwegs sind, die rechtskreisübergreifend Hilfen in Anspruch nehmen und etwa im Leistungsbezug sind“, führt die Teamleitung aus. Neben weiteren Fachämtern der Kreisverwaltung war auch die Stadt Alsfeld an der Konzeptionierung beteiligt – federführend allerdings die KVA – Kommunales Jobcenter.

Dieses Zusammenspiel spiegelt sich in der täglichen Arbeit der Beratungsstelle wider: „Etwa gemeinsam mit den Menschen Anträge auszufüllen, ist alltägliche Arbeit. Wir wissen, wo die Menschen sich hinwenden müssen, können sie direkt zur richtigen Stelle schicken, und auch mal auf dem kurzen Dienstweg Kontakt aufnehmen“, sagt Christ und berichtet etwa von Fragen zur Strompreisbremse, Folgeanträgen bei der Grundsicherung, Kontoauszügen, Überweisungen, Kinderzuschlägen oder der Wohnungssuche. Themen und Klientel sind bunt gemischt. „Wir hören uns alles an, helfen etwa dabei, Unterlagen zusammenzustellen und wissen, wohin zum Beispiel ein Antrag muss“, sagt Thiel. Auch bezogen auf das Alter der Klienten ist die Bandbreite groß. „Wir stehen in Kontakt mit Kindertageseinrichtungen, vermitteln aber auch Menschen weiter an Beratungsangebote, die sich mit dem Leben im Alter befassen“, sagt Christ. Die größte Gruppe sind allerdings Menschen zwischen 20 und 40 Jahren.

Oft sind es vergleichsweise einfach zu lösende Fälle, für die die Menschen zur Beratungsstelle kommen. „Vielen unserer Klienten hilft es oft schon zu wissen, dass sie nicht alleine sind. Die Menschen sind gerne hier und kommen nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es selbst wollen“, unterstreichen die beiden Sozialarbeiter. Besonders hilfreich dabei: lockere Gespräche – mal auf der Straße, mal in der Beratungsstelle –, die nicht vom Behördencharakter dominiert sind. „Nach dem Start haben wir relativ schnell Menschen hier gehabt. Das Büro war immer ein offener Anlaufpunkt“, sagt Christ. Das erleichtert die gute Zusammenarbeit – auch mit weiteren Beratungsstellen in Alsfeld und der Region.

Auch Teamleitung Krömmelbein zieht ein ausgesprochen positives Fazit der bisherigen Arbeit. Die Netzwerkarbeit zahlt sich aus: Die Informationen und Angebote sprechen sich herum und die Klienten helfen und unterstützen sich gegenseitig. Eine vielversprechende Entwicklung, die K.U.L.T. und die Arbeit im Quartier genommen hat – darüber sind sich Daniela Christ, Simon Thiel und Cornelia Krömmelbein einig.

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