Chinesische Investitionen in der EU und Großbritannien sind im vergangenen Jahr vor allem in den Batteriesektor geflossen. Das zeigt, wie wichtig Europa für die Expansion von Chinas Unternehmen im Bereich E-Mobilität ist.

Eine Studie des Mercator Institute for China Studies (MERICS) und der Rhodium Group hat die wichtigsten Trends von Chinas Auslandsinvestitionen (FDI) in der EU und Großbritannien 2022 untersucht. Die Autoren stellen eine grundlegende Veränderung bei den Investitionsmustern fest: Greenfield-Investitionen, insbesondere in Batteriefabriken für Elektroautos, sind inzwischen am bedeutendsten. 2022 erreichten sie mit 4,5 Milliarden EUR einen Anteil von 57 Prozent an den chinesischen Gesamtinvestitionen in Europa.

Chinesische Greenfield-Projekte, bei denen Unternehmen im Ausland Tochterfirmen gründen oder neue Produktionsstätten errichten, überholten erstmals seit 2008 Unternehmensübernahmen (Mergers & Acquisitions). Letztere fielen 2022 auf 3,4 Milliarden EUR, den niedrigsten Stand seit 2011.

Wenige Großprojekte – fast ausschließlich in der Autoindustrie – stehen hinter dem Anstieg der Greenfield-Investitionen. Chinesische Batterieriesen wie CATL, Envision AESC und SVOLT investierten in Werke in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Ungarn.

Diese vier Länder waren vergangenes Jahr auch die größten Empfängerländer und hatten einen Anteil von 88 Prozent an Chinas Direktinvestitionen in Europa. Neben Greenfield-Investitionen verbuchten sie auch die meisten Mergers & Acquisitions.  

Insgesamt setzte sich der Abwärtstrend der Vorjahre fort: Chinesische FDI in Europa und Großbritannien fielen 2022 auf ein Zehnjahrestief von 7,9 Milliarden EUR und erreichten das Niveau von 2013. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr betrug 22 Prozent. Wie schon 2021 waren Konsumgüter und die Autoindustrie die Sektoren, in die chinesische Unternehmen am meisten investierten. Drei Viertel der chinesischen Investitionen flossen in diese Branchen.

Laufende und neue Greenfield-Investitionen werden einen Einbruch der Gesamtinvestitionen verhindern, zumal chinesische Firmen weiter in der europäischen E-Mobilitätsbranche expandieren möchten, darunter in der Auto-Produktion. Einen dauerhaften Aufschwung chinesischer Direktinvestitionen erwarten die Experten von MERICS und der Rhodium Group dadurch aber nicht. 

Zwei Autoren der Studie kommentieren die Ergebnisse:

Agatha Kratz, Direktorin bei der Rhodium Group: „Wir beobachten eine signifikante Verschiebung bei Chinas Investitionstätigkeit in Europa. Nachdem das Investitionsvolumen jahrelang durch Unternehmenskäufe bestimmt wurde, überwiegen nun Greenfield-Investitionen, insbesondere in Batteriefabriken. Chinesische Unternehmen investieren Milliarden in die europäische Wertschöpfungskette für E-Mobilität. Sie sind dort zu wichtigen Akteuren der Energiewende geworden."

Max J. Zenglein, Chefökonom bei MERICS: „Die veränderten Investitionsmuster zeigen klar, wie stark die chinesische Konkurrenz insbesondere in der E-Mobilität ist. Greenfield-Investitionen werden zudem weniger streng reguliert als umstrittene Übernahmen im Bereich kritische Infrastruktur oder im Technologiesektor. Um zu einem anhaltenden Treiber für Investitionen zu werden, müssten Greenfield-Investitionen aber weiter ansteigen, ansonsten würde sich ihre Wirkung nach Abschluss der aktuell kleinen Anzahl von Projekten verflüchtigen.”

Den Bericht „EV battery investments cushion drop to decade low: Chinese FDI in Europe – 2022 update” von Agatha KratzMax J. ZengleinMark Witzke und Gregor Sebastian finden Sie hier

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