Zu Fuß in die Schule geht nicht immer. Gerade in den ländlichen Regionen brauchen Eltern besonders lange, um ihre Kinder in Kita oder Grundschule zu bringen. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). In Ostdeutschland fällt der Weg besonders lang aus.

Fehlende Kitaplätze, lange Wartezeiten für Termine und schlechte Erreichbarkeit: Mehr als jeder dritte Deutsche ist unzufrieden mit seiner kommunalen Versorgung. Das zeigt eine repräsentative IW-Befragung unter 4.899 Personen. Besonders groß ist der Unmut in kleineren Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. Hier sind 43 Prozent unzufrieden, in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern sind es 30 Prozent.

In einer neuen Studie haben IW-Forscher untersucht, was hinter der Unzufriedenheit stecken könnte. Dafür haben die Ökonomen ausgewertet, wie weit der Weg mit dem Auto zur nächsten Kita oder Grundschule ist – und das für alle Gemeinden in Deutschland. 

Große Stadt-Land-Unterschiede

In den meisten Gemeinden geht es dabei schnell: 95 Prozent der Kinder in Deutschland können die nächstgelegene Grundschule in unter sieben Minuten erreichen. Und: Die Orte, in denen die Anfahrt länger als 15 Minuten dauert, machen nur zwei Prozent aller Gemeinden aus. Sie liegen vor allem auf dem Land. Wer etwa in den Gemeinden der Mecklenburgischen Seenplatte lebt, muss für den Weg in die Grundschule über 20 oder sogar 30 Minuten in Kauf nehmen. In einer Großstadt wie Berlin sind es für die allermeisten weniger als vier Minuten.

Bei den Kitas zeigt sich ein ähnliches Bild. Nur in fünf Prozent der Gemeinden ist die Fahrzeit länger als fünf Minuten. Abermals sind es die Gebiete im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern, die besonders schlecht abschneiden. Hier erreichen 95 Prozent der Kinder die nächste Einrichtung in acht Minuten. Auch in den ländlichen Regionen Niederbayerns und der Oberpfalz dauert es deutlich länger als im Durchschnitt.

Gleichwertige Lebensverhältnisse stehen auf dem Spiel

„Kinder-Betreuungsplätze sind für Eltern in Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit. Sind sie dann nur mit langen Anfahrtswegen erreichbar, werden die Lebensverhältnisse vor Ort als ungleich wahrgenommen“, sagt IW-Ökonom Matthias Diermeier. „Wenn der eigene Wohnort die Grundpfeiler der staatlichen Daseinsvorsorge nicht gewährleistet, leidet zum einen der Arbeitsmarkt, zum anderen nährt das die Enttäuschung über den Staat.“  

Zur Methodik: Für die Schulen wurden die amtlich abrufbaren Adressen von 15.629 Grundschulen in Deutschland verwendet. Die Standorte der Kitas in Deutschland wurden über die Google Maps „Places“ API zwischen November und Dezember 2022 abgerufen und händisch bereinigt. Nach Aufbereitung der Daten wurden 56.233 Kitas identifiziert. Die dargestellten Zeiten entsprechen der PKW-Fahrzeit in Minuten, innerhalb der 95 Prozent der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren in einer Gemeinde eine Einrichtung erreichen können.

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