Eine deutsche Erstaufführung, ein Ausnahmeposaunist und ein Ausflug ins Weltall – das 12. Philharmonische Konzert der Bremer Philharmoniker bietet am 25. und 26. Juni musikalische Spezialitäten der Extraklasse! Generalmusikdirektor Marko Letonja eröffnet das Konzert mit „Norwegian Wood“ von Jonny Greenwood, dem Gitarristen der legendären Alternative-Rockband Radiohead, präsentiert danach mit Christian Lindberg und dessen Komposition „Golden Eagle“ einen Posaunisten, der weltweit seit Jahrzehnten für Furore sorgt, und begibt sich schließlich mit dem Orchester und der legendären Suite „Die Planeten“ von Gustav Holst in noch höhere Sphären.

Dass Jonny Greenwood zu einem der vielseitigsten Musiker der letzten Jahrzehnte gehört, ist kein Geheimnis. Der vom Musikmagazin Rolling Stone mehrfach unter die besten Hundert Gitarristen gelistete Engländer sorgt seit einigen Jahren aber auch als Multi-Instrumentalist und Komponist von Filmmusiken und großer Orchesterwerke für Aufsehen und beste Kritiken. Nun wird sein Werk „Norwegian Wood“ von den Bremer Philharmonikern erstmals in Deutschland live aufgeführt. Deren Chefdirigent Marko Letonja ist nicht nur ein international gefragter Spezialist für groß besetzte Symphonien und Opernproduktionen, sondern zudem bekannt für seine genreübergreifenden Ausflüge und seine Neugier auf ausgefallene und zeitgenössische Programme. So holte er im vergangenen September den Didgeridoospieler William Barton auf die Bühne der Bremer Glocke, arrangierte Songs der slowenischen Avantgarde-Band Laibach, oder integrierte die Bremer Indie-Band Faakmarvin in den klassischen Orchestersound- Marko Letonja ist ein unkonventioneller Typ Dirigent, zu dem der Sound von Jonny Greenwood bestens passen wird.

Unkonventionell ist auch der schwedische Posaunist Christian Lindberg. Begeistert von den Beatles und Ringo Star wollte er eigentlich Schlagzeuger werden, kam dann aber als Jugendlicher zur Posaune und brilliert seitdem auf den Bühnen dieser Welt als Solist wie auch als Komponist mit anspruchsvollsten Werken und einer Virtuosität, die in seinem Fach seines gleichen sucht. Bei den Bremer Philharmonikern ist er mit „Golden Eagle“ zu erleben, ein Werk, das sich wie viele seiner Kompositionen stilistisch in keine Schublade stecken lässt. Im Mittelpunkt steht die Posaune, die Lindberg mit allen technischen Höchstleistungen erklingen lässt, die auf diesem Instrument möglich sind. Da es dabei auch äußerst temporeich zugeht, ist zudem eine gute Kondition gefragt – und die bringt Lindberg als begeisterter Läufer ebenfalls mit.

Und noch ein weiterer Höhepunkt steht auf dem Programm dieses 12. und letzten Philharmonischen Konzertes der Spielzeit 2022/2023: Gustav Holsts Suite „Die Planeten“. Cineasten werden sofort aufhorchen, denn dieses vielzitierte Werk ist quasi die Mutter vieler Filmmusiken. Durch sein Interesse an Astrologie wurde Holst 1913 zu diesem Meilenstein der Musikgeschichte inspiriert. Musikalisch sind Einflüsse von englischen Volksweisen und Ralph Vaughn Williams erkennbar sowie Holsts Bewunderung für Strawinskys klangfarbenreichen Orchestrierungen. Holst widmet den damals bekannten sieben Planeten Mars, Venus, Merkur, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun jeweils einen Satz, die Erde lässt er aus. Die Reihenfolge der einzelnen Sätze orientiert sich entsprechend der den Planeten zugeschriebenen Charaktere an den verschiedenen Lebensphasen des Menschen – von der Jugend bis zum Alter, vom stürmischen Mars über die friedvolle, sinnliche Venus, den heiteren Jupiter und den mit dem Alter hadernden Saturn zum geheimnisvollen Neptun, der mit den Stimmen der Sängerinnen der Bremer Mädchenkantorei das Konzert zauberhaft mystisch ausklingen lässt.

Das Programm

Jonny Greenwood (*1971)
Norwegian Wood Suite
Uraufführung am 12. August 2011 in London

Christian Lindberg (*1958)
Golden Eagle

Earth Fanfare (langsam)
Eagle Dance (schnell)
Cadenza: Broken Sky (Kadenz)
High Altitude (langsam)
Cadenza: Loneliness (Kadenz)
Wings on Fire (Finale)
Uraufführung am 3. September 2014 in Taipeh

Gustav Holst (1874–1934)
Die Planeten op. 32

Mars, the Bringer of War
Venus, the Bringer of Peace
Mercury, the Winged Messenger
Jupiter, the Bringer of Jollity
Saturn, the Bringer of Old Age
Uranus, the Magician
Neptune, the Mystic

Uraufführung am 29. September 1918 in London

Marko Letonja, Dirigat
Christian Lindberg, Posaune
Mädchenkantorei am Bremer Dom, Einstudierung: Markus Kaiser

Die Konzerteinführung mit Annkathrin Babbe findet jeweils 30 Minuten vor Konzertbeginn im Kleinen Saal der Glocke statt.

Informationen zu Marko Letonja und den Bremer Philharmoniker / Auszüger aus dem Abendprogrammheft

Marko Letonja

Dirigat

Seit Beginn der Spielzeit 2018/2019 ist Marko Letonja Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Bremer Philharmoniker. Marko Letonja ist zudem Artistic Director des Tasmanian Symphonie Orchestra, an dem er zuvor von 2011 bis 2018 Chefdirigent war. Unter seiner Amtszeit gelang es ihm, das Tasmanian Orchestra auf ein neues künstlerisches Niveau zu bringen. So gewann er 2017 für die konzertante Aufführung von Wagners Tristan und Isolde mit Nina Stemme und Stuart Skelton den Helpman Award für das beste Konzert eines Symphonieorchesters. Von 2012 bis 2021 war er Chefdirigent des Orchèstre Philharmonique de Strasbourg. Als Gastdirigent arbeitet Letonja mit den Wiener Symphonikern, den Münchnern Philharmonikern, dem Orchestre de la Suisse Romande, den Hamburger Symphonikern, dem Orchester Filamonica della Scala in Mailand und dem Berliner Radio-Symphonieorchester zusammen sowie mit dem Seoul Philharmonic, dem Mozarteum Salzburg, dem Stockholmer Opernorchester, dem Staatsorchester Stuttgart und dem Orchester Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Mit einem vielfältigen Repertoire gastiert er des Weiteren u. a. an den Opernhäusern in Wien, Genf, Rom, Dresden, Berlin, Straßburg, München und Lissabon. Zudem ist er gern gesehener Gast in Australien und Neuseeland und wurde 2008 zum Principal Guest Conductor des Orchestra Victoria Melbourne ernannt. Letonja begann sein Studium als Pianist und Dirigent an der Musikakademie von Ljubljana und schloss es 1989 an der Akademie für Musik und Theater in Wien ab. Schon zwei Jahre später wurde er Musikdirektor der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana, die er bis zu seiner Ernennung zum Chefdirigenten und Musikdirektor des Sinfonieorchesters und des Theaters Basel leitete. In dieser Zeit begann auch seine internationale Laufbahn als Konzertdirigent.

Christian Lindberg

Posaune

Christian Lindberg wuchs in einem künstlerischen Elternhaus auf, da seine Eltern beide Maler waren. Seine Liebe zur Musik wurde im Alter von sechs Jahren durch den Film Help der Beatles entscheidend beeinflusst. Sein Wunsch, in die Fußstapfen Ringo Starrs zu treten, wurde ihm an einer Musikschule verleidet, da er zuerst Militärtrommel spielen lernen sollte. Im Alter von 17 Jahren begann er, Posaune zu spielen, beeinflusst durch Jack Teagarden. Zwei Jahre später war er bereits Mitglied des Royal Stockholm Opera Orchestra. Mit zwanzig Jahren verließ er dieses Orchester, um in Stockholm, London und Los Angeles zu studieren. Nach fünfjährigem Studium begann er eine Karriere als hauptberuflicher Soloposaunist und gelegentlicher Komponist und Dirigent. Der Durchbruch kam, als er von der BBC 1991 zum Solisten des Jahres nominiert wurde – neben Yo-Yo Ma und Gidon Kremer. Insgesamt hat er bis heute mehr als 60 CDs eingespielt. Seine Interpretationen zeichnen sich meist durch strenge Werktreue aus, deren Möglichkeit er äußerst virtuos nutzt. Sein Repertoire erstreckt sich über alle Epochen der neuzeitlichen Musik – klassische Posaunenkonzerte, Raritäten und unbekannte Stücke zählen ebenso dazu wie eigene Kompositionen und eigens für ihn geschrieben Werke, wie das Motorbike Concerto von Jan Sandström. Lindberg besticht durch technisches Können und sportliches Auftreten, er läuft auch Marathon. Er ist Chefdirigent des Nordischen Kammerorchesters und des Swedish Wind Ensemble. Zusammen mit der Firma C.G. Conn entwickelte er ab 1989 eine eigene Bauweise für das Quartventil und eine eigene Mundstückreihe.

Mädchenkantorei am Bremer Dom

Jugend- und Konzertchor

Gegründet im September 2012 besteht die Mädchenkantorei am Bremer Dom aus über 200 Sängerinnen, die ein 6-stufiges Chorschulsystem ab dem Vorschulalter durchlaufen. Alle Mädchen erwartet eine hervorragende musikalische Ausbildung, die durch professionelle und altersgerechte Probenarbeit vermittelt wird. Jede Sängerin erhalt neben der chorischen Stimmbildung zusätzlich Einzelstimmbildung von studierten Gesangspädagoginnen. Konzerte und Gottesdienste sowie Chorfahrten und Konzertreisen ins In- und Ausland stehen neben viel Freude am gemeinsamen Musizieren auf dem Programm. Ihr Können stellen die jungen Sängerinnen auf Chorwettbewerben, CD-Einspielungen oder Fernsehauftritten wie 2020 beim Gottesdienst von Radio Bremen unter Beweis. Kooperationen mit dem Bremer Domchor, dem Mädchenchor Hannover sowie Chören aus dem europäischen Ausland und diversen professionellen Instrumentalensembles und Komponisten lassen regelmäßig ein weit abgestecktes Repertoire großer Stil- und Klangvielfalt erklingen.

Markus Kaiser

Dirigent und Leiter der Mädchenkantorei am Bremer Dom

Bereits während des Schulmusikstudiums gründete Markus Kaiser seinen ersten Chor, mit dem er regelmäßig konzertierte (schlussendlich bei Classic meets Pop in der EWE Arena). 2012 folgte er dem Ruf in seine Heimatstadt Bremen, um die Mädchenkantorei am Bremer Dom ins Leben zu rufen. Seit 2014 ist er zudem als Dozent für Kinder- und Jugendchorleitung an der Hochschule für Künste in Bremen tätig. Markus Kaiser absolvierte 2005 seinen Bachelor of Arts in den USA mit Hauptfach Klavier und Nebenfach Gesang. Wieder in Deutschland angekommen, folgten weitere Studien der Schulmusik mit Schwerpunkt Chorleitung und paralleler Ausbildung zum Kirchenmusiker im Nebenamt bei Johannes von Hoff. An der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) studierte er Kinder- und Jugendchorleitung sowie Gesang und schloss 2011 mit dem Master of Music für Kinder- und Jugendchorleitung ab. Der HMTMH blieb er nach seinem Abschluss bis 2012 weiterhin als künstlerischer Mitarbeiter verbunden.

Jonny Greenwood (*1971)

Norwegian Wood Suite

Norwegian Wood lautet der englische Titel eines Romans des japanischen Autors Haruki Murakami. Der gilt mit seinen surrealen Geschichten schon lange als Anwärter für den Literatur-Nobelpreis und wurde jüngst mit dem Prinzessin-von-Asturien-Preis ausgezeichnet. Die Geschichte von Norwegian Wood dreht sich um das wohl wesentlichste aller menschlichen Probleme, die Liebe. Der englische Titel des Buches bezieht sich auf den gleichnamigen Song der Beatles. Zu Beginn des Romans erinnert sich der Protagonist durch das Hören des Liedes an seine Jugend, wodurch die Erzählung eingeleitet wird. „Ich hatte mal ein Mädchen, oder sollte ich sagen, sie hatte mal mich“ heißt es da, eine Anspielung auf das ebenso komplexe wie ungeklärte Verhältnis der beiden Protagonisten aus Murakamis Geschichte, die vom französischen Regisseur Trần Anh Hùng verfilmt wurde. Zu diesem Film hat der britische Gitarrist, Pianist und Komponist Jonny Greenwood den Soundtrack geschrieben. Greenwood ist eher als Lead-Gitarristen der Kultband Radiohead bekannt, schreibt seit vielen Jahren aber auch Filmmusiken, die auch schon für zahlreiche Preise nominiert waren. „Jonny Greenwoods Rolle als Mastermind und Gitarrist von Radiohead ist umso faszinierender, als sich die Gruppe immer weniger auf die Gitarre konzentriert“, schreibt Andy Battaglia vom Wall Street Journal. „In Bezug auf das schiere musikalische Ausmaß übertrumpft seine Nebenrolle als Komponist von Orchestermusik vielleicht sogar das, was er mit seiner Band vorhat.“ Der Film Norwegian Wood fängt die große Erwartung der Jugend ein. Es ist von tiefgreifenden Emotionen und durchdrungen, Stimmungen, die auch Greenwoods atmosphärisch dichte und durchaus komplexe Filmmusik widerspiegelt.

Christian Lindberg (*1958)

Golden Eagle

Lindbergs Fähigkeiten auf der Posaune gehören zu den besten auf seinem Instrument. Sehr bekannt ist Lindberg auch für seine Interpretation von Avantgarde und anderen theatralischen Werken. Zu seinem Repertoire gehören Luciano Berios Sequenza V, Jan Sandstroms „Motorradkonzert“ oder Fredrik Hogbergs The Ballad of Kit Bones. Seine kompositorische Laufbahn begann im Alter von 39 Jahren, nachdem Sandstrom Lindberg davon überzeugt hatte, sich als Komponist zu versuchen. Im Jahr 2000 gab er sein Debüt als Dirigent bei der Northern Sinfonia im Vereinigten Königreich. Inzwischen dirigiert er regelmäßig u.a. das Nordic Chamber Orchestra und das Swedish Wind Ensemble. Als musikalischer Hansdampf in allen Gassen tummelt sich Lindberg in jedem seiner Tätigkeitsfelder gleichermaßen. Zu „Golden Eagle“, das er für das Taipei Symphony Orchestra komponiert hat, schreibt er weiter im Vorwort zu der Partitur: „Es war eine wahre Offenbarung für mich, als ich hörte, dass Gilbert Varga Chefdirigent des Taipei Symphony Orchestra geworden ist. Gilbert ist einer meiner absoluten Lieblingsdirigenten, Als er mich bat, mit seinem Orchester an einem neuen Posaunenkonzert zu arbeiten, das bei seinen Konzerten uraufgeführt werden sollte, war ich sehr aufgeregt und begeistert. Gilbert ist einer der wirklich mutigen Dirigenten in der heutigen Zeit, der es wagt, Probenzeit zu verlangen und der es auch wagt, die Musiker bis zum Äußersten zu fordern. Deshalb bekommt er außergewöhnliche Ergebnisse von allen Orchestern, mit denen er arbeitet. Ich denke oft über den Menschen und seinen Charakter nach, als wäre er ein Tier. Wenn ich mir den Dirigenten Gilbert Varga ansehe, dann erinnert mich sein kühner und starker Charakter an einen Steinadler. Deshalb habe ich beschlossen, mein neues Posaunenkonzert Golden Eagle zu nennen und es meinem lieben Freund Gilbert zu widmen. Die Form des Stücks ist meinem Klarinettenkonzert The Erratic Dreams of Mr Grönstedt, dem Tuba Concerto Panda in Love dem Euphonium Concerto Olle and the Steamboat Jetty und meinem Flötenkonzert Die Welt der Montuagretta sehr ähnlich: Es gibt sechs verschiedene Abschnitte (zwei von ihnen sind Kadenzen), die attacca ineinander übergehen.“ Und die beschränken sich nicht auf das Mittelmaß: Mit dem Feuer eines Hardbop-Jazzers feuert das Solo-Instrument immer wieder Tonsalven in das musikalische Geschehen, was vom Solisten einen Atem und Ausdauer verlangt, wie sie nur ein durchtrainierter Marathonläufer besitzen kann. Zur Ruhe kommt die Musik nur in zwei Kadenzen, in denen Solist mit seinem edelsten Posaunenton atmosphärischen Stimmungen erzeugt. Doch die vergehen schnell, und plötzlich ist man wieder mit einem furiosen Presto konfrontiert, das die Vergleiche mit den halsbrecherischsten und virtuosesten Partien nicht zu scheuen braucht.

Gustav Holst (1874–1934)

Die Planeten op. 32

Seven Pieces for Large Orchestra lautet der schlichte Untertitel für jenes Orchesterwerk Holsts, das sich zu seinem bekanntesten, am häufigsten zitierten und nicht zuletzt als vielzitierte Filmmusik ikonisch gewordenen Werk entwickeln sollte. Im Vorwort zu The Planets weist Holst darauf hin, dass es in den Stücken kein Programm gibt und dass die Untertitel ausreichen sollten, um die Vorstellungskraft des Zuhörers zu leiten. Holsts eigene Fantasie wurde durch viele Dinge angeregt, nicht zuletzt durch die große Literatur englischer Volkslieder, die ihm sein lebenslanger Freund Ralph Vaughan Williams nahebrachte. Ein weiterer Einfluss war der von Strawinsky, dessen Musik Holst sehr beeindruckt hatte, bevor er sich dem Universum zuwandte, und dessen Auswirkungen in The Planets u.a. in der sehr groß angelegten Orchestrierung zu erkennen sind. Holst stellt die Planeten nicht in der astronomisch korrekten Reihenfolge vor, sondern unter Berücksichtigung des Charakters der Planeten in einer Abfolge, die der von der Jugend bis zum Alter ähnelt: Mars, der Kriegsbringer, beginnt in bedrohlicher Ruhe, jedoch schon mit untrüglichen Vorzeichen für eine heftige kriegerische Konfrontation. Blechbläserfanfaren schmettern heroische Akkordsalven, während Pauken den ostinaten Rhythmus unterstützen. Eine plötzliche Unterbrechung des Geschehens ist nur eine trügerische Pause vor einer noch heftigeren Steigerung, bei der das rhythmische Geschehen gnadenlos bis zum Ende gesteigert wird. Venus, die Friedensbringerin entfaltet eine ruhige Szenerie, die von Flöten und einer Solovioline bestimmt wird. Ein Hauch von Sinnlichkeit entwickelt sich, die Harmonik – obwohl wie auch im Rest des Stückes häufig bitonal – verwendet mildere Akkorde, die eine subtile Üppigkeit suggerieren. Eingerahmt von langsamen Abschnitten wird ein kontrastierender Animato-Abschnitt. Merkur, der geflügelte Bote, ist ein schneidiges, atemberaubendes Orchesterscherzo, das Harfen, Celesta und eine Solovioline zu einer bukolischen Melodie tanzen lässt. Die volleren Orchestertexturen verleihen Merkur einen ausgesprochen französisch-impressionistischen Charakter. Holst bemerkte einmal: „Merkur ist das Symbol des Geistes“. Jupiter, der Bringer der Freude, ist der durch und durch englischste Abschnitt des Werks, in dem Jupiters gute Laune durch eine breite, ansteckend-energische Melodie zum Ausdruck kommt. Dann setzt ein majestätisches, ernsteres Prozessionsthema ein, dessen königliche Attitüde voll und ganz zum Tragen kommt, woraufhin am Ende die energische Melodie des Anfangs zurückkehrt. Saturn, der Bringer des Alters, zeigt  die schmerzliche Verzweiflung über die verlorene Jugend zunächst mit Feierlichkeit, dann mit Empörung, während die Glocken wild klingen. Doch der Protest ist vergeblich, und die unausweichliche Reise geht weiter, diesmal in verklärter Friedlichkeit endend. Uranus, der Magier, erinnert an frühere Beschwörungen von Dukas, Saint-Saëns und Mussorgsky – z. B. Im Zauberlehrling, im Danse Macabre oder der Symphonischen Dichtung Eine Nacht auf dem Kahlen Berge. Neptun, der Mystiker, ist durchdrungen von reiner Jenseitigkeit, eine Aura der Verlassenheit. Die Transparenz der Partitur wird durch den körperlosen Klang eines wortlosen Frauenchors verstärkt, der in dieser Kombination einen wundersam mystischen, transzendentalen Zauber ausübt.

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