Nicht zuletzt durch die sozialen Auswirkungen der Corona Pandemie hat auch die Zahl der betroffenen Menschen mit einer Zwangsstörung deutlich zugenommen. Derzeit wird von einer Lebenszeitprävalenz von zwei Prozent gesprochen. Dies bedeutet, dass zwei von einhundert Personen im Laufe ihres Daseins an Zwängen erkranken. Insgesamt dürften mittlerweile zwischen 2,5 und 3 Millionen Menschen in Deutschland unter Zwängen leiden. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die Erstmanifestation beginnt durchschnittlich im Laufe des 20. Lebensjahres. Die Erkrankung kennzeichnet sich durch stereotype, ritualhafte und sich ständig wiederholende Denkens- und Verhaltensmuster. Besonders häufig und prägend sind dabei Waschzwänge, Zählzwänge, Kontrollzwänge, Ordnungszwänge, Sortierzwänge und aggressive, sexuelle oder religiöse Zwangsgedanken. Entsprechend der hohen Nachfrage hat die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. nun eine Psychosoziale Mailberatung eingerichtet, um Betroffenen und Angehörigen besonders niederschwellig und ergänzend zur Therapie und medikamentösen Behandlung einen weiteren Selbsthilfeansatz anzubieten.  Hiermit soll eine Lücke insbesondere für diejenigen Betroffenen geschlossen werden, die nicht unter akuten Symptomen leiden und auf einen Termin beim Facharzt oder Psychologen warten. Außerdem spricht sie Patienten und Angehörige an, die neben der fachkundigen Begleitung auch den Erfahrungsaustausch mit anderen Gleichgesinnten suchen und vor Ort möglicherweise keine präsente Selbsthilfegruppe hierzu finden können: "Ich habe mit unserem Konzept der Mailberatung hierbei gute Erfahrungen gemacht. Denn sie ermöglicht es, dass der Ratsuchende seine Probleme, Nöten und Fragen in Ruhe und geordnet aufschreiben kann und weiß, dass seine Zeilen gelesen und beantwortet werden. Die schriftliche Auskunft, die er dann von uns erhält, kann er aufbewahren und sie immer wieder hervorholen, wenn es neue Unklarheiten gibt“, erklärt der für das Projekt Verantwortliche, Dennis Riehle (Konstanz), der unter anderem Landesbeauftragter für Baden-Württemberg und Kuratoriumsmitglied der DGZ e.V. ist und 13 Jahre selbstständig als Psychologischer-, Sozial-, Familien-, Integrations- und Ernährungsberater tätig war – heute aber gesundheitsbedingt nur noch ehrenamtlich aktiv ist.

„In unserer Mailberatung haben wir ein offenes Ohr dafür, was die Menschen bewegt und wir versuchen dann, mithilfe eines Spiegelns der Besorgnis die abstrakten Nöte durch eine aktivierte Selbstreflexion wieder ins Verhältnis zu rücken. Manchmal genügt es ja bereits weitgehend, dass Fragen und Anliegen niedergeschrieben werden können und durch eine Antwort das Gefühl der Annahme und des ernstgenommen Werdens entsteht“, sagt der ausgebildete Coach, der selbst seit 25 Jahren an Zwängen, Phobien und Depression leidet. „Daneben setzen wir auf eine Neuformulierung von Glaubenssätzen, denn die vielfach gespürte Erschöpfung in unserem Land rührt von übertriebenen Vorstellungen in Blick auf Leistung und menschlichem Funktionieren. Gleichsam ist es das Ansinnen, mit ganz praktischen Alltagstipps Stress zu reduzieren und eine mentale Stärkung herbeizuführen, indem wir die Ratsuchenden durch Information über Wege aus der persönlichen Krise mündig machen, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen“, erklärt Dennis Riehle hierzu – und ergänzt: „Es geht vor allem darum,  einen Kontakt auf Augenhöhe mit einem anderen Betroffenen zu ermöglichen. Ich will dabei sodann versuchen, aus meiner langjährigen Krankheitsbiografie hilfreiche Tipps und Ratschläge zu geben, wie man mit einer Zwangserkrankung das Leben gut bewältigen kann. Daneben ist der Grundsatz der Beratung die bedingungslose Annahme des Gegenübers und seines Leidensdrucks im Ernstnehmen der Nöte. Gleichzeitig wollen wir durch ein Spiegeln der Situation Betroffene gleichsam zu kognitiver Reflexion anregen. Denn wir haben alle bestimmte Widerstandskräfte für solche Tiefen und Täler im Leben, die oftmals lediglich aktiviert werden müssen. Mentale Stärkung hilft, Resilienz wachzurütteln sich selbst souverän zu machen, beispielsweise mithilfe von Information und Edukation. Denn sobald wir das Zustandekommen von Problemen verstehen oder Ursachen ausmachen können, lässt sich auch ein kausales Beheben der scheinbar eingefahrenen Lage ermöglichen und eine Lösung durch das Aufzeigen von gangbaren Wegen erzielen. Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen manchmal nicht mehr, wenn wir in einer verzwickten Situation oder in diesem Hamsterrad der Zwänge feststecken. Dann hilft der Blick von außen, das Winken mit dem Zaunpfahl und das an die Handgeben von Fertigkeiten und Kniffen, um die eigene Verfassung wieder neu zu ordnen und den Kopf für Therapie und Behandlung wieder freier zu haben“, betont der Berater vom Bodensee.

„Nachdem sich meine eigenen Zwänge heute auf ungefähr 30 % der ursprünglichen Intensität reduziert haben, kann ich möglicherweise auch aus meinen Erfolgen mit der Erkrankung berichten und entsprechend Mut machen, dass die Zwänge kein Dauerzustand sein müssen. Denn wir haben heute vielfältige und durchaus wirksame Behandlungsoptionen“, so der 38-jährige Journalist. Selbstverständlich könne man und wolle man die Therapie keinesfalls ersetzen: „Für eine komplexe und vielschichtige Bearbeitung eines Themas ist die Beratung daher natürlich nicht geeignet. Aber wenigstens ein erster Anker, um sich mit aller Pein nicht allein zu sehen“, sagt Riehle – und ergänzt:  „Mit Blick auf die sozialen Aspekte seien wesentliche Anliegen, mit denen Menschen auf das Angebot zukämen, insbesondere Fragen zu Ansprüchen und Leistungen in schwierigen Lebenslagen – beispielsweise Krankengeld, Grundsicherung, Arbeitslosengeld, Pflegegrad, Schwerbehinderteneigenschaft, Eingliederungshilfe, medizinische und berufliche Rehabilitation oder Erwerbsminderung sowie die Unterstützung bei der Suche nach einem Therapieplatz. Dabei können wir keine Rechtsdienstleistung im Sinne einer tiefergehenden Einzelfallprüfung vornehmen. Sie ist Anwälten vorbehalten. Aber die allgemeine Gesetzeslage referieren und damit bereits erste Orientierung schenken. Des Weiteren sind die Themen Ernährung, Inklusion und die Unterstützung für Familie und Angehörigen des Betroffenen von großer Bedeutung“.  Und auch die Vorsitzende der DGZ e.V., Antonia Peters (Hamburg), zeigt sich überzeugt von dem Ansatz der individuellen Beratung von Betroffenen und Angehörigen: "Damit liefern wir einen weiteren Baustein im multimodalen Versorgungskonzept für Zwangserkrankte und freuen uns sehr, das Dennis Riehle mit seiner Idee auf uns zugekommen ist und dieses freiwillige Vorhaben nun in die Tat umsetzen will. Er gehört seit fast 20 Jahren unserem Verein an und bringt viel Routine in der Kommunikation mit anderen Betroffenen und deren Nächsten mit. Ich bin deshalb überzeugt davon, dass er Patienten mit seinem großen Wissen und Kenntnissen entlasten kann. Zudem hat er einen sehr ermutigenden Optimismus, denn er hat es nun ja auch selbst geschafft, nach überaus komplizierter und schwerwiegender Betroffenheit die Zwänge mittlerweile in den Hintergrund zu drängen. Deshalb weiß er nur zu gut, wovon er spricht – und ist für manch anderen Erkrankten und deren Umfeld sicherlich ein Hoffnungsschimmer“, so Peters.

Die Psychosoziale Mailberatung der DGZ e.V. ist über die E-Mail-Adresse: zwang@t-online.de erreichbar.

Weitere Informationen zur Arbeit der DGZ gibt es auf www.zwaenge.de.

Über Ehrenamtliches Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Dennis Riehle

Das ehrenamtliche Büro für Öffentlichkeitsarbeit in Konstanz (Bodensee) unterstützt seit 2019 gemeinnützige Vereine und Initiativen – vor allem aus den Bereichen Selbsthilfe, Gesundheit, Psychologie, Nachhaltigkeit, Soziales, Philosophie, Politik, Familie, Grund- und Menschenrechte und Inklusion – bei Pressearbeit, Kommunikation und Marketing.

Es wird vom Konstanzer Journalisten Dennis Riehle (geb.: 1985) geleitet, der auch als Politik- und Kommunikationsberater sowie PR-Fachkraft engagiert ist.

Seine Dienstleistungen werden gegenüber gemeinnützigen Organisationen, Projekten und Institutionen kostenlos erbracht.

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