„Die Ursachen sind vielschichtig, es gibt viele Risikofaktoren. An erster Stelle steht das Rauchen, außerdem ein erhöhtes Lebensalter, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte und auch eine familiäre Neigung. Am schlimmsten ist eine Kombination aus diesen Faktoren“, erklärt Dr. Ingrid Goltz, Fachärztin für Chirurgie, Gefäßchirurgie, Phlebologie, Endovaskuläre Spezialistin im MEDICLIN MVZ Offenburg. „Durch den Schmerz wird dem Körper gemeldet, dass in den Muskeln zu wenig Sauerstoff ist, weil zu wenig Blut dort ankommt. Wenn zu wenig Sauerstoff im Muskel ankommt, kann er nicht arbeiten und versendet Schmerzreize“, sagt Goltz und ergänzt: „Der Sauerstoffmangel entsteht, weil sich die Gefäße entweder verengt oder verschlossen haben.“
Diagnose und Stadieneinteilung der Schaufensterkrankheit
„Das Wichtigste ist das Gespräch mit den Betroffenen“, sagt Goltz. „Ich frage hier gezielt nach, welche Beschwerden bestehen. Schmerzen in den Beinen beim Laufen können aus verschiedenen Gründen, auch Gelenkerkrankungen und ähnliches entstehen, das muss man auseinanderhalten. Und auch ein Zufallsbefund ist möglich, wenn etwa die Fußpulse bei einer Untersuchung gemessen werden.“ Auch die meisten Hausärzt*innen können bei einem Verdacht auf eine Gefäßverengung eine Verschlussdruckmessung machen und so erkennen, ob ernsthafte Durchblutungsstörungen vorliegen.
Wenn die Diagnose Schaufensterkrankheit lautet, unterscheidet man nach Stadien:
- Stadium I: Keine Pulse tastbar, uneingeschränkte Gehstrecke
- Stadium IIa: Gehstrecke über 200m, dann Schmerzen
- Stadium IIb: Gehstrecke unter 200m, dann Schmerzen
- Stadium III: Ruheschmerzen
- Stadium IV: Teile des Fußes sind abgestorben
Behandlung der Schaufensterkrankheit
„Die einfachste und risikoärmste Form der Behandlung ist ein Gehtraining, damit sich die Gefäße von alleine wieder verbessern. Durch den Anreiz können sich neue Gefäße bilden, das bedeutet dann, bis zur Schmerzgrenze zu laufen, stehenzubleiben und dann weiterzulaufen und das dann immer mehr zu steigern“, sagt Goltz. „Das funktioniert aber nicht bei jedem. Wenn die Gefäßverschlüsse ausgedehnter sind, ist eine medikamentöse Therapie mit Blutverdünnern möglich, jedoch kann das nur unterstützen. Die eigentliche Therapie des Gefäßverschlusses kann interventionell geschehen, in der Regel durch ein Aufdehnen der Gefäße durch die sogenannte Ballondilatation.“
Wie funktioniert das? „Die Gefäße werden mit einem Draht passiert und dann wird über den Draht ein Ballon geschoben, der der Stelle des Verschlusses mit hohem Druck aufgeblasen wird. Häufig reicht diese Erweiterung nicht und es muss an der Stelle auch ein Stent gesetzt werden. Das ist ein feines Metallgeflecht, das dann an Ort und Stelle bleibt und das Gefäß offen hält. Nicht nur Engstellen, sondern auch Verschlüsse können so wieder eröffnet werden“, erklärt Goltz und ergänzt: „Die minimalinvasiven Interventionen können in der Regel in lokaler Betäubung erfolgen, allerdings ist danach ein etwa dreitägiger Krankenhausaufenthalt einzurechnen.“ Außerdem sei noch zu erwähnen, dass bei manchen Patient*innen offene Operationen und Bypassoperationen nötig seien, das dauere dann meist länger als drei Tage. Die Behandlung sei ganz individuell auf den Patienten oder die Patientin abzustimmen.
Podcast-Staffel: Gesundheitsratgeber von MEDICLIN-Expert*innen für Betroffene
Das gesamte Interview zum Thema Schaufensterkrankheit können sich Interessierte im MEDICLIN-Podcast anhören. In der fünften Staffel „Ihr Gesundheitsratgeber“ klären MEDICLIN-Expert*innen über verschiedenste Krankheiten auf. Die Folgen erscheinen im zweiwöchigen Rhythmus. Zu hören sind sie auf Podcast-Plattformen wie Apple, Spotify, Google Podcasts, Deezer und Amazon Music. Die aktuelle Folge „Schaufensterkrankheit“ finden Interessierte auch auf der Übersichtsseite: https://www.mediclin.de/…
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