Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof entsteht die erste Grab- und Gedenkstätte für LSBTI*-Menschen.
Die von der Schwulenberatung Berlin ausgelobte Kunst im öffentlichen Raum wurde entschieden: Der Berliner Künstler Ulrich Vogl überzeugte die Jury mit einem sensiblen und poetischen Entwurf, der einen Raum für Sichtbarkeit, Würde und Begegnung schafft.
Mit der Grabstätte entsteht ein besonderer Ort, der die Geschichte und Gegenwart von LSBTI*-Menschen in Berlin sichtbar macht und einen würdevollen Rahmen für Erinnerung, Trauer und Leben bietet.
Die Bekanntgabe des Gewinnerentwurfs fand am 29. Oktober 2025 im Rathaus Schöneberg statt.
Ein Raum für Geschichten, die zu oft verdrängt wurden
Mit der neuen Grab- und Gedenkstätte entsteht ein einzigartiger Ort im Herzen der Stadt, der an LSBTI*-Menschen erinnert, deren Leben, Liebe und Identität über Generationen hinweg ausgegrenzt, verschwiegen oder vergessen wurden. Die Anlage soll sowohl Raum für individuelle Bestattungen bieten als auch für kollektives Erinnern und Gedenken.
Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann betonte die historische und gesellschaftliche Bedeutung des Projekts:
„Tempelhof-Schöneberg ist ein Ort mit tiefer queerer Geschichte. Diese Gedenkstätte ist ein Zeichen der Verantwortung, die wir tragen, wenn es um Erinnerung geht. Sie macht sichtbar, was zu lange unsichtbar war – und verbindet Trauer mit Hoffnung.“
Auch Marcel de Groot, Geschäftsführer der Schwulenberatung Berlin, hob hervor, dass das Projekt weit über den Friedhof hinausweist:
„Diese Grabstätte ist ein Symbol dafür, dass queeres Leben und Lieben Teil unserer gemeinsamen Geschichte ist. Sie gibt Menschen einen Platz, die in der Vergangenheit keinen hatten – und sendet zugleich ein starkes Signal in die Zukunft: dass Vielfalt und Würde untrennbar miteinander verbunden sind.“
Für die Kirchhöfe & Kirchhofsverwaltung steht das Vorhaben für eine zeitgemäße, inklusive Erinnerungskultur. Felix Milkereit erklärte:
„Mit dieser Gedenkstätte schaffen wir einen Ort, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet – einen Ort, der zeigt, dass Erinnerung lebendig sein kann.“
Der Entwurf von Ulrich Vogl
Der prämierte Entwurf von Ulrich Vogl überzeugte die Jury durch seine klare, zugleich poetische Sprache. In seiner Gestaltung verbinden sich Natur, Licht und Struktur zu einem Raum, der offen und einladend wirkt – ein Ort der Ruhe, aber auch der Begegnung.
Vogl erläuterte seine Idee mit einfachen Worten:
„Ich wollte einen Ort schaffen, der nicht ausschließt, sondern öffnet. Erinnerung ist nichts Starres – sie lebt, bewegt sich, verändert sich. Diese Gedenkstätte soll Menschen miteinander verbinden, über Grenzen hinweg.“
Ein zentrales Element des Entwurfs ist der „Kissing Stone“ von Ulrich Vogl – ein skulpturaler Stein, der sinnbildlich für Nähe, Zärtlichkeit und menschliche Verbindung steht. Er lädt dazu ein, bei zentralen Gedenkveranstaltungen mit einem gemeinsamen Ritual des Lippenbemalens und Küssens Teil des Erinnerns zu werden.
Der Stein knüpft an eine lange Tradition queerer Symbolik an – an die Küsse, die an den Gräbern von Oscar Wilde und Simone de Beauvoir als Zeichen von Liebe, Freiheit und Anerkennung hinterlassen wurden. So entsteht ein Ort, an dem persönliche Geste und kollektives Gedenken ineinandergreifen: Besucher*innen können Kerzen schmücken, Tafeln berühren und durch den Kuss auf dem Stein ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit setzen – über Generationen und Lebensgeschichten hinweg.
Hintergrund: Wettbewerb und Beteiligung
Insgesamt 14 Künstler*innen aus ganz Deutschland hatten Entwürfe eingereicht. Eine neunköpfige Jury, bestehend aus Vertreter*innen aus Architektur, Gartenlandschaftsbau, Friedhofsverwaltung und der queeren Community wählte den Entwurf von Ulrich Vogl aus.
Die Grab- und Gedenkstätte wird in den kommenden Jahren auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof realisiert. Sie soll ein inklusiver Ort werden – offen für alle, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Identität.
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