• Indigene und Umweltschützende fürchten vor Stichwahlen um ihre Sicherheit
• WWF: „Wir können nur hoffen, dass die Stichwahl am Sonntag das Ende der Naturzerstörung einläutet“
• WWF fordert bessere Handelsgesetze: „Bisher haben wir mit unseren Importen die Naturzerstörung in Brasilien gefördert“
Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien am Sonntag, den 30. Oktober, weist der WWF auf die angespannte Lage in dem südamerikanischen Land hin. Roberto Maldonado, Brasilien-Experte vom WWF-Deutschland, sagt: „So kurz vor der entscheidenden Wahl herrscht besonders unter Indigenen und Umweltschützenden ein Klima der Angst. Sie fürchten sich vor radikalisierten Anhängern von Jair Bolsonaro, erhalten Morddrohungen und sind zum Teil bereits aus dem Land geflohen.“
Die Regierung Bolsonaro hat den Behörden, die für die Durchsetzung der Gesetze zum Schutz von Indigenen und Umwelt zuständig sind, die Mittel drastisch zusammengekürzt. Anschläge auf Indigene häuften sich. Es kam zu den schlimmsten Bränden im Amazonas seit zehn Jahren. „Wir können nur hoffen, dass die Stichwahl am Sonntag das Ende der Naturzerstörung einläutet“, sagt Maldonado. Denn auch Oppositionskandidat Lula da Silva hat während der Amtszeit von 2003 bis 2011 Wirtschaftsinteressen auf Kosten der Natur verteidigt. Allerdings hat er für diese Wahlperiode angekündigt, die Waldzerstörung im Amazonas entschieden zu bekämpfen, den Bergbau und Landraub auf indigenen Territorien zu verhindern und die Umweltbehörden wieder zu stärken, damit sie Umweltverbrechen besser ahnden können.
„Bei der Wahl in Brasilien sind wir hier in Europa nur Zuschauer. Was wir aber in der eigenen Hand haben, sind unsere Handelsbeziehungen. Bisher haben wir mit unseren Importen die Naturzerstörung in Brasilien gefördert. Wo früher Regenwald war, wird heute unter anderem Soja angebaut. Und das wird oft als Tierfutter nach Deutschland importiert“, sagt Maldonado. Eine EU-Verordnung zum Stopp globaler Entwaldung soll zukünftig verhindern, dass Produkte, für die Natur zerstört oder Menschenrechte verletzt wurden, in der EU verkauft werden. Der WWF kritisiert allerdings, dass das Gesetz noch nicht umfassend genug formuliert ist. Es schützt zum Beispiel keine Feuchtgebiete, wie das brasilianische Pantanal, in dem unzählige bedrohte Tierarten wie Riesenotter und Jaguare leben. „Das muss die Bundesregierung im Trilog der EU diesen Herbst nachbessern“, sagt Maldonado.
Weitere Informationen:
• Freya Duncker, Pressestelle WWF, Tel.: 0151 18854945, freya.duncker@wwf.de
• Footage von Waldbränden im Amazonas
• Südamerika-Referent Roberto Maldonado steht auf Anfrage für O-Töne bereit
• Die Waldzerstörungs-Weltrangliste | WWF
• WWF-Studie: Wege zu entwaldungsfreien Sojalieferketten | WWF
• Amazonas-Studie: Viehzucht und Sojaanbau befeuern Artensterben | WWF
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