Der Vorsprung Chinas bei der Entwicklung und Fertigung von Akkus ist gegenüber Europa zwar groß, aber noch aufholbar, meint der Batterieexperte Prof. Simon Lux von der Universität Münster und Leiter am Fraunhofer Institut Forschungsfertigung Batteriezelle FFB im Gespräch mit auto motor und sport. Europa verfüge in der Batterietechnik weiterhin über hervorragende Entwicklungen. „In puncto Technologie sind wir Europäer in vielen Bereichen nach wie vor weltweit führend. Zum Beispiel sitzt nahe Münster ein Maschinenbauer, der seine Kalandriermaschinen erfolgreich in alle Welt exportiert. Ein Sensorhersteller aus Süddeutschland liefert Komponenten, die heute in nahezu jeder chinesischen Batteriefabrik verbaut sind.“ Allerdings fehle im Westen ein starker Generalunternehmer, der in der Lage ist, eine komplette Batteriefabrik aufzubauen.

Noch sei der Vorsprung Chinas aufholbar, meint Lux. Bei der Fertigungstechnologie für NMC-Batteriezellen sei der Vorsprung „nicht wirklich groß“, bei LFP-Zellen sei China allerdings besser aufgestellt. Am größten sei der Abstand bei der Zukunftstechnologie Festkörperzelle. „Hier baut Xiaomi in China gerade eine kleine Serienproduktion auf – davon sind wir in Europa und in den USA noch entfernt. In der Fertigungstechnologie würde ich den Vorsprung aktuell auf etwa drei bis fünf Jahre schätzen.“

Chinas Vorsprung resultiere daraus, dass das Land „vor mehr als 15 Jahren eine ganz klare, pragmatische und vor allem ganzheitliche Strategie gestartet hat, die an der Rohstoffmine beginnt und am Auto endet. Bei den Lithium-Eisenphosphat-Zellen, also bei LFP, kontrollieren chinesische Unternehmen heute 90 Prozent der Wertschöpfungskette“, erklärt Prof. Lux. Zudem habe der Westen den Fehler gemacht, nicht an die Zukunft der von ihm selbst entwickelten LFP-Batterietechnik zu glauben. „Man hat hier nie daran geglaubt, dass sie sich für den Massenmarkt eignet, weil man dafür hohe Reichweite und geringes Volumen der Batteriezellen braucht. Deshalb sind wir Europäer mit den Koreanern auf Nickel-Mangan-Kobaltoxid-Kathoden gegangen“, so Prof. Lux. „In China hingegen wurde die LFP-Technologie konsequent weiterentwickelt, zunächst für den Einsatz in E-Scootern und Trucks.“ Inzwischen sei „diese Chemie so günstig und gut geworden, dass sie jetzt für mittelgroße E-Fahrzeuge in China die beste Wahl ist. Wir haben dieses Potenzial zu früh unterschätzt.“

Dennoch könne Europa den Abstand aufholen. „Ich bin gar nicht so pessimistisch – ich glaube fest daran, dass wir es in Europa noch immer schaffen“, so Prof. Lux. „Wir verfügen über exzellente Fachkräfte, wir haben jahrzehntelang aufgebautes Know-how, und wir haben Maschinen und Anlagen auf Weltklasse-Niveau. Was wir darüber hinaus brauchen, sind Unternehmergeist, Kapital und eine gezielte, langfristige Unterstützung vom Staat.“ Wichtig sei es, dass Start-ups „in der kritischen Hochskalierungsphase durch kleinere oder mittlere Projekte unterstützt werden und so Probleme überbrücken können“. Lux: „Das eigentliche große Ziel muss es sein, ein europäisches Netzwerk für die Wertschöpfungskette aufzubauen.“

Redakteur: Johannes Köbler

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