Industrieller Druck ist im Alltag allgegenwärtig. In einer losen Interviewreihe stellt der VDMA-Fachverband Druck- und Papiertechnik Akteure aus seinen Reihen vor, die in diesem Markt aktiv sind. Im aktuellen Interview erklärt Dr. Christian Maas, einer der beiden Geschäftsführer der KBA-Kammann GmbH aus Bad Oeynhausen, welche Bedeutung der Industrielle Druck für sein Unternehmen hat, welche Märkte im Fokus stehen und welche  technologischen Herausforderungen zu meistern sind.

Herr Dr. Maas, was verstehen Sie unter „Industriellem Druck“?

Dr. Christian Maas: Ich würde hier die Abgrenzung zum graphischen Druck ziehen. Dort ist das Druckerzeugnis das eigentliche Produkt. Dagegen ist der Industrielle Druck in der Regel Bestandteil eines mehrstufigen industriellen Produktionsprozesses, in dem es seine Aufgabe ist, Produkte zu dekorieren, zu veredeln oder mit Informationen zu versehen.

In welchen Bereichen des Industriellen Drucks sind Sie als Maschinenbauer aktiv?

Maas: Unser Kerngeschäft ist das Dekorieren von Primärverpackungen – hier vor allem von Flaschen – für die Getränkeindustrie; hier vor allem hochwertige Alkoholika. Daneben bauen wir Anlagen zum Bedrucken von Gläsern und Geschirr, also Alles für den gedeckten Tisch. Unser drittes Standbein ist die Dekoration und Veredelung von Glasgefäßen und Flacons für Kosmetika und Parfüms auf Alkoholbasis. Wenn Alkohol im Spiel ist, ist der Direktdruck auf Glas die bessere Lösung als die Etikettierung oder Kunststoffverpackungen.

Wie unterscheiden sich die Kundenanforderungen vom klassischen Druckmarkt?

Maas: Die Unterschiede liegen vor allem im Bereich der Substrate. Wir bedrucken in der Regel dreidimensional geformte Glas- oder glasähnliche Kunststoffkörper im Größenbereich von maximal 50x50x50 Zentimetern. Im Vergleich zu Papieren und Pappen schwanken die Oberflächenqualitäten bei Glas beträchtlich. Die Toleranzen liegen oft im Millimeterbereich. Und die Formen und Größen der Glasgefäße sind nicht standardisiert. Denken Sie an die Vielfalt an Flakons oder die unterschiedlichen Whisky- und Cognacflaschen. Um dennoch die gebotene Druckqualität zu erreichen, kommt es auf exakte Führung der Substrate und auf genaue Prozessüberwachung an.

Auf welche Druckverfahren setzt Ihr Unternehmen in industriellen Anwendungen?

Maas: Das sind vor allem der Siebdruck und der Digitaldruck sowie das Heißprägen auf Hohlkörpern. Vereinzelt auch Tampon- und Flexodruck. Meist nutzen unsere Kunden in den Sieb- und Digitaldruckanlagen UV-härtende Farben. Entsprechende UV-Technik liefern wir mit. Aber im Siebdruck arbeiten viele Kunden auch mit thermoplastischen oder keramischen Einbrennfarben. Diese werden in nachgeschalteten Ofenlinien getrocknet.

Haben Sie es mit neuen Substraten, Tinten und Farben zu tun?

Maas: Es gibt zunehmend auch glasähnliche Kunststoffe, die es direkt zu bedrucken gilt. Bis auf wenige Ausnahmen setzt die Kunststoffbranche aber eher auf Etiketten. Hier waren wir in der Vergangenheit auch aktiv; heute konzentrieren wir uns ganz auf die Direktdekoration. Vor allem Glas, aber auch Kunststoffe und bereits geformte Metallkörper, etwa Dreiteildosen oder tiefgezogene Aerosoldosen. Teils geht es auch um das Dekorieren von Keramik: individuell bedruckte Kaffeebecher oder auch Werbeartikel.

In welchem Maß trägt der Industrielle Druck zu ihren Gesamtumsätzen bei?

Maas: Zu 100 Prozent. Wir sind voll und ganz in diesem Bereich tätig.

Marktstudien prognostizieren ein starkes globales Wachstum im Industriellen Druck. Bestätigen Ihre Erfahrungen die hohen Wachstumserwartungen?

Maas: Für Maschinenbauer, die sich vom Medien- in den Verpackungsmarkt umorientieren, mag es so wirken. Hohe Wachstumsdynamik erleben wir im digitalen Verpackungsdruck; bei anderen Verfahren verläuft die Entwicklung dagegen eher moderat. Es geht kontinuierlich aufwärts. Die Treiber sind das globale Bevölkerungswachstum und die in Schwellenländern wachsenden Mittelschichten infolge positiver wirtschaftlicher Entwicklung. Daneben kommt uns der Trend zu aufwändigen, hochwertigen Verpackungen entgegen. Gerade im Luxusgüterbereich, etwa bei Spirituosen oder Parfüms, ist die Anmutung des Produkt- und Verpackungsdesigns ein wichtiges Mittel, um sich von Wettbewerbern abzuheben. Verpackungsdesigner setzen dafür zunehmend auf die Möglichkeiten des Direktdrucks.

Treibt Ihr Unternehmen Entwicklungen in den Zukunftsfeldern gedruckte Elektronik, gedruckte Bio-/Medizintechnik oder 3D-Druck voran?

Maas: Wir waren im Feld gedruckte Bio- und Medizintechnik aktiv, als wir noch Maschinen für den Etikettendruck gebaut haben. Die Umsätze waren aber leider nicht nachhaltig. Für uns ist das momentan kein relevantes Zukunftsfeld. Das Marktpotential wird um mindestens eine, wenn nicht sogar um zwei Größenordnungen überschätzt. Für Druckmaschinenbauer sehe ich weder in der gedruckten Elektronik noch in der gedruckten Bio- und Medizintechnik ein relevantes Umsatzpotential. Anders ist es im Bereich 3D-Druck. Wobei wir damit ja in erster Linie das Bedrucken dreidimensionaler Körper meinen. Additive Manufacturing ist für uns dagegen aus Anwendersicht interessant. Wir setzen in unseren Maschinen schon zahlreiche gedruckte Bauteile ein. Teils um komplexe Komponenten zu realisieren, teils auch, um damit selten nachgefragte Ersatzteile zu fertigen.

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