Im Rahmen des gemeinnützigen Projekts „Jahr des Vertrauens“ inszenierten Münchner Schüler am Freitag, den 17. November am Münchner Gasteig ein bewegendes Straßen-Theaterstück mit dem Titel „Kann man heute noch vertrauen …?“. Das „Jahr des Vertrauens 2018“ veranstaltet die St. Leonhards-Akademie gGmbH zusammen mit dem Weltethos-Institut, der Universität Tübingen, der Karl Schlecht Stiftung und Radio39. Bekannte Zitate aus literarischen Klassikern wie „Nathan der Weise“ und „Biedermann und die Brandstifter“ wurden mit Szenen aus der heutigen Gesellschaft modern interpretiert. Eine Zusammenfassung zeigt ein bewegendes Video auf der Internetseite www.jahr-des-vertrauens.de

Vertrauen ist die Basis jeder Gesellschaft

Das Thema bewegt! Denn Vertrauen ist der „Kitt der Gesellschaft“, wie Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Literaturwissenschaftler und Ideengeber des Projekts „Jahr des Vertrauens“ kommentiert. Er untersucht das Phänomen des Vertrauens seit Jahren wissenschaftlich und inspirierte die Münchner Jungschauspieler dazu, Zitate aus der Literaturklassik aufzugreifen und neu zu interpretieren.

Etwa 150 Menschen waren gekommen, um am Celibedacheforum auf den Treppenstufen des Gasteig der Szenerie zu lauschen. Und was die Zuschauer sahen, bewegte, wie man aus der Mimik der Gesichter ablesen konnte.

In Zeiten hoher Migration erfährt Vertrauen eine neue Dimension

So zum Beispiel bei einer Szene, welche die Situation der Migration und Integration in der Gesellschaft darstellte. Vier Menschen stehen mit Augenmasken in einer Reihe und lassen sich rückwärts fallen. Drei werden aufgefangen, ein vierter nicht. Er ist fremd hier und kennt sich nicht aus. Menschen gehen an ihm vorbei. Einer lässt ihn unbeachtet liegen. Der nächste lässt einen Spruch los, wieder ein anderer hilft, usw.. Dazu tönt im Sprechchor ein Zitat Senecas: „Es ist gleich falsch, Allen oder Keinem zu trauen“.

Eine andere Szene zeigt verschiedene Verhaltens-Varianten um ein nicht abgeschlossenes Fahrrad. Im Vordergrund steht immer die Frage, ob man heute noch vertrauen kann oder ob Vorsicht besser ist als Vertrauen …!? Es wird überlegt, ob das Fahrrad zu Geld gemacht werden könnte oder ob man sich damit einen Spaß erlauben sollte. An einer Stelle wird Max Frisch zitiert: „Männer wie Sie, das ist´s was wir brauchen, Sie sind noch von altem Schrot und Korn, Sie haben noch Zivilcourage. Und jeden Tag eine gute Tat.“

Die Literatur zeigt Vertrauen im realen Leben

Prof. Wertheimer kommentiert dazu: „Frisch macht mit der nur der Literatur möglichen Schonungslosigkeit ganz einfach klar, wie es sich in Wirklichkeit, im richtigen Leben darstellt. Nicht in unseren Wünschen, Träumen und Utopien – wenn man ganz ehrlich in sich hineinhören würde!“. Die Literatur sei ein riesiger, facettenreicher Spiegel unserer Gesellschaft und thematisiere Vertrauen genau so umfangreich, wie wir es im realen Leben täglich erleben. So auch ganz aktuell nach den Jamaika-Gesprächen, wo FDP-Chef Christian Lindner den Abbruch kommentierte: „Es sei den vier Gesprächspartnern nicht gelungen, eine Vertrauensbasis (….) zu finden …“

Impulse für gesellschaftliche Vertrauensbildung

Damit fokussierte die Theaterperformance das Anliegen des gemeinnützigen Projekts „Jahr des Vertrauens“ als gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Da der zentrale Wert Vertrauen eine Schlüsselvoraussetzung für soziales Miteinander und gesellschaftliche Stabilität darstellt, ist es entscheidend, wie und wodurch Menschen Zugang zu diesem abstrakten Wert finden. Im „Jahr des Vertrauens“ vermitteln verschiedene Erlebnis-Ebenen, Kulturveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und die Öffentlichkeitsarbeit den „Wert von Vertrauen“. Es soll ein Nachdenken und Nachahmen angeregt werden, um in allen Altersgruppen und sozialen Schichten das Erleben von ´Vertrauen als Wert´ zu fördern. Damit Vertrauen als Wert und ethische Grundlage aller Kulturen und Religionen in unserer Gesellschaft wieder wachsen kann.

Weitere Informationen und das Video der Straßentheater-Performance unter: www.jahr-des-vertrauens.de

 

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