„Die heutige Jugend ist die erste Generation, die sich Kommunikation quasi selbst beibringt – und zwar mit Handy und Internet“, sagt Peter Holnick, der Geschäftsführer des Instituts für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen. Wobei er den Begriff Jugend weit fasst: Digitale Volljährigkeit unterstellt er bereits den Zehnjährigen, deren Jugend dauert bis etwa zum 30. Lebensjahr. Diese „Digital Natives“ oder „Generation Y“ lebt nicht mehr mit getrennten Welten – analog und digital – sondern in einer Welt, in der sich die reale mit der digitalen überschneidet. „Es wird kaum noch zwischen realer Welt und der des Internets unterschieden“, so der Fachmann, „für die junge Generation gibt es kein Draußen mehr.“

Peter Holnick sprach auf Einladung der Vogelsberg Consult GmbH im Landgasthaus „Jägerhof“ in Maar. Im Olov-Programm des Landes Hessen geht es um die Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf, weshalb Firmenvertreter sowie Vertreterinnen und Vertreter lokaler Arbeitsmarktakteure zu zwei informativen Referaten eingeladen worden waren. Der Erste Kreisbeigeordnete Jens Mischak betonte die Wichtigkeit des Themas Jugend und Kommunikation in seinem Grußwort. Thomas Schaumberg und Harald Finke von der Vogelsberg Consult begrüßten die Zuhörerschaft: Mit Veranstaltungen wie dieser wolle man helfen, Missverständnisse zwischen Azubis und Ausbildern zu vermeiden. Oft stünden Ausbildungsabbrüche am Ende einer Abfolge von Missverständnissen während der Lehrzeit. „Wie sind die denn drauf? – Missverständnisse zwischen den Generationen erkennen“ lautete denn auch der Titel der Veranstaltung.

Holnick sieht eine Gefahr darin, Kinder und Jugendliche mit Smartphone und Internet alleine zu lassen, sie aber gleichzeitig perfekt beschützen und überwachen zu wollen. „Es fehlen Abenteuer, Risiko und Krise in der realen Welt, Kinder und Jugendliche wollen etwas erleben, sie wollen Herausforderungen bestehen“, so Holnick. Und diese Abenteuer werden dann ersatzweise „im Netz“ gesucht und gefunden – „Jugend heute will immer Teil einer Inszenierung sein, ist ständig am Kommunizieren via Handyfotos und -videos.“ Der Referent plädiert für eine andere Haltung in Bezug auf Mediennutzung, auch für einen neuen Umgang damit in den Schulen. Es gehe ihm dabei nicht um die Geräte sondern darum, miteinander zu reden, um „eine Begegnungskultur in der Schule“. Sollte das nicht passieren, werde Bildung und Medienkompetenz noch mehr der Unterhaltungsindustrie überlassen, als das heute schon der Fall sei, befürchtet er.

Der zweite Vortrag der Diplom-Soziologin Katja Stephan von der Fachhochschule Potsdam drehte sich um die Frage, wie man Jugendliche in der Region halten könnte. Auch bei ihr klang Kritik an: Die Generation Y sei auf Effektivität gemünzt, wolle alles Planen, beste Ergebnisse erzielen – „Konflikte und Auseinandersetzung mit Lehrern kosten nur Punkte“, sei eine solche typische Aussage. Berufliche Perspektiven sowie Mitgestaltungsmöglichkeiten seien mögliche Gründe, in der Region zu bleiben. Auch familiäre Gründe, ehrenamtliche Arbeit und Freizeitangebote seien weitere Faktoren. Junge Menschen suchten Orientierung und Zuwendung, so die Referentin, Depressionen nähmen zu. Erhebungen zeigten, dass sich viele gar psychologische Unterstützung wünschten, außerdem mehr persönliche Beratung oder auch Camps und Schülerfirmen, in denen sie sich „ganz real“ ausprobieren können.

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