Veranstaltungskalender noch umfangreicher als im Vorjahr

Die sudetendeutsche Vielfalt in Baden-Württemberg lässt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten bereits zu Jahresbeginn im Sudetendeutschen Terminkalender ablesen. Jüngst veröffentliche die Landesgruppe der Sudentendeutschen Landsmannschaft ihren diesjährigen Kalender mit mehr als 160 Veranstaltungen der vielen sudetendeutschen Gruppen in Baden-Württemberg, in Deutschland und der Tschechischen Republik. Damit ist der Veranstaltungskalender noch umfangreicher als der des Vorjahres und zeigt beeindruckend die Vitalität der gesamten sudetendeutschen Volksgruppe. Und so freut sich auch Landesobmann Klaus Hoffmann „In der 21. Auflage zeigt der Terminkalender 2018 wieder die ganze Bandbreite unseres Wirkens. Er deckt die Bereiche Kultur, Politik und Soziales ebenso ab, wie alle Altersgruppen. Auch in diesem Jahr findet jeder ein entsprechendes Angebot. Sieben Jahrzehnte nach der Vertreibung aus dem Sudetenland blickt unsere Volksgruppe zurück auf die Heimat, richtet ihren Blick aber ebenso fest in die Gegenwart und Zukunft unseres Landes.“

Viele Veranstaltungen sind bereits selbst zur Tradition geworden und runden damit das kulturelle, politische und soziale Leben in Baden-Württemberg ab.

Sieben Jahrzehnte nach der Vertreibung präsentiert sich die sudetendeutsche Volksgruppe auch weiterhin als starke Gemeinschaft. Die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Böhmen, die Vertreibung und die Nachkriegszeit sind nicht vergessen. Dies belegen eindrucksvoll entsprechende Veranstaltungen in und auch außerhalb von Baden-Württemberg.

Zur zentralen Gedenkfeier zum Gedenken an die Opfer des 4. März 1919 in der Tschechoslowakei im Haus der Heimat Baden-Württembergs in Stuttgart am 4. März wird Reinfried Vogler, Präsident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft und BdV-Vizepräsident als Festredner erwartet.

Traditionen und heimatliche Bräuche erleben die Besucher beim Ostermarkt im Haus der Heimat am 10. März oder beim Kulturnachmittag der Kreisgruppe Stuttgart am 29. September, wenn gleichzeitig auch das 70. Gründungsjubiläum der Ende Kreisgruppe gefeiert wird.

Zentrale Veranstaltung ist wie jedes Jahr der 69. Sudetendeutsche Tag. Unter dem Motto „Kultur und Heimat – Fundamente des Friedens“ werden wieder tausende Sudetendeutsche sich mit dem gestern, heute und morgen in Augsburg, Patenstadt der aus Reichenberg vertriebenen Deutschen, beschäftigen.

Die Sudetendeutschen sind Brückenbauer und so stehen auch Veranstaltungen in Böhmen, Mähren und Sudeten-Schlesien auf dem Programm. Auch in diesem Jahr bieten sudetendeutsche Gemeinschaften Reisen in die Herkunftsorte an.

Eine Familienwoche im Nordschwarzwald in die Aschenhütte in Bad Herrenalb bietet auch wieder die DJO Deutsche Jugend in Europa an.

„Die Sudetendeutsche Volksgruppe ist auch sieben Jahrzehnte nach der Vertreibung eine lebendige Volksgruppe geblieben. Die vielfältigen Veranstaltungen zwischen Rhein und Donau, zwischen Odenwald und Bodensee zeigen dies eindrucksvoll“, freut sich Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft über die Herausgabe des Sudetendeutschen Terminkalenders 2018.

Neben den im Terminkalender genannten Veranstaltungen finden noch viele weitere Treffen der 30 Orts- und Kreisgruppen in ganz Baden-Württemberg statt.

Über Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesgruppe e. V

Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesverband Baden-Württemberg e.V.

Wir vertreten die im Land Baden-Württemberg wohnenden Sudetendeutschen.

Die Nachfahren jener Deutschen, die vor mehr als 800 Jahren in den sogenannten "Böhmischen Ländern", nämlich in Böhmen, Mähren und dem südlichen Teil Schlesiens (diese Länder bilden heute die "Tschechische Republik") ansässig geworden sind, wurden in diesem Jahrhundert unter dem Sammelnamen "Sudetendeutsche" bekannt.

1945/46 wurden 3,2 Millionen von den insgesamt 3,5 Millionen Sudetendeutschen aus ihrer Heimat vertrieben, ihr Eigentum wurde entschädigungslos konfisziert. Konfiskation und Vertreibung waren begleitet von blutigen Exzessen. Grundlage dieser gegen Menschen- und Völkerrecht verstoßenden "ethnischen Säuberung" bildeten Dekrete, die vom damaligen tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Beneš erlassen worden waren und die heute noch gültig sind.

Rund 600 000 dieser vertriebenen Sudetendeutschen kamen nach Baden-Württemberg, wo sie sich eine neue Existenz aufbauten und in das wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben eingegliedert wurden. Sie fanden sich in zahlreichen Vereinigungen zusammen, deren Grundlage ganz verschiedenartig war: Herkunftsgebiete, politische oder kulturelle Interessen, Freizeitgestaltung, berufliche Gemeinsamkeiten und manches mehr.

Jeder 15. Einwohner Baden-Württembergs ist Sudetendeutscher. Heute gibt es in Europa und Übersee insgesamt rund 3,8 Millionen Sudetendeutsche. Rund 600 000 von ihnen kamen im Zuge der Vertreibung aus ihrer Heimat nach dem 2.Weltkrieg nach Baden-Württemberg. Gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung trugen sie in der Nachkriegszeit zum Wiederaufbau des Landes bei. Durch ihre Stimmabgabe bei der Volksabstimmung 1952 waren sie wesentlich am Zustandekommen des "Südweststaates" beteiligt. Die für Baden-Württemberg kennzeichnende Ausgewogenheit zwischen großen Weltfirmen, Mittel- und Kleinbetrieben hat die wirtschaftliche Eingliederung der Sudetendeutschen und die Gründung neuer Werke und Fabriken durch sudetendeutsche Unternehmer in besonderem Maße erleichtert. Stellvertretend dafür seien genannt die Autofirma Porsche in Stuttgart, die Wiesenthal-Glashütte in Schwäbisch Gmünd, die Aluminium-Hütte Grohmann in Bisingen,die Maschinenfabrik Panhans in Sigmaringen, die Papierwerke Zechel in Reilingen,das Pharmawerk Merckle in Blaubeuren, dazu zahlreiche weitere mittlere und kleinere Betriebe.

27 Städte und Gemeinden Baden-Württembergs übernahmen Patenschaften über sudetendeutsche Kreise, Gemeinden und Landschaften. Insgesamt 24 kulturelle sudetendeutsche Einrichtungen – wissenschaftliche Gesellschaften, Archive, Büchereien, Sammlungen, Heimatstuben – wurden durch eigene Kraft der Sudetendeutschen und mit Hilfe öffentlicher Stellen in Baden-Württemberg aufgebaut.

Aus dem kulturellen Leben des Landes sind manche Namen von Sudetendeutschen nicht mehr wegzudenken, wie z. B. der Bildhauer Prof. Otto H. Hajek, die Tänzerin Birgit Keil, die Komponisten Karl-Michael Komma und Widmar Hader, der weltbekannte Posaunist Armin Rosin, die Dirigenten Wolfgang G. Hofmann und Emmerich Smola, die Malerin Traude Teodorescu-Klein oder der Dichter und Schriftsteller Josef Mühlberger – um nur einige wenige stellvertretend zu nennen.

Das Sudetenland im Vergleich zur Fläche einzelner deutscher Bundesländer

Bayern 70550 km2
Baden-Württemberg 35750 km2
Sudetenland 26500 km2
Hessen 21100 km2
Schleswig-Holstein 15700 km2
Saarland 2600 km2

Die kulturelle Verflechtung der Sudetendeutschen mit den übrigen deutschen Ländern und Landschaften ist seit Jahrhunderten eng und vielgestaltig.

Beispiele sind: Der schwäbische Baumeister Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd, der im 14. Jahrhundert u. a. den Veitsdom in Prag erbaute, oder der aus dem Egerland kommende Barockbaumeister Balthasar Neumann, der nicht nur die Würzburger Residenz, sondern z. B. auch berühmte Treppenhäuser in Brühl und Bruchsal schuf. Auch andere Namen, herausgegriffen aus einer großen Zahl, beweisen den lebendigen Anteil, den die Deutschen aus den böhmischen Ländern am geistigen Leben des gesamten deutschen Volkes hatten und haben: Der Komponist Johann Wenzel Stamitz aus Deutsch-Brod beispielsweise, der später in Mannheim wirkte, Vinzenz Prießnitz und Johann Schroth, die großen Naturheiler, der Brünner Abt Gregor Mendel, dessen Vererbungslehre zur Grundlage moderner Genetik wurde, die Friedensnobelpreis-Trägerin Bertha von Suttner, die Dichter Rainer Maria Rilke, Adalbert Stifter, Marie von Ebner-Eschenbach, die Maler Alfred Kubin oder Ferdinand Staeger, aber auch die Bamberger Symphoniker, die nach der Vertreibung aus den "Prager Deutschen Philharmonikern" hervorgegangen waren, oder auch der Schriftsteller Otfried Preußler aus Reichenberg, dessen "Räuber Hotzenplotz" und "Kleine Hexe" heute Millionen Kinder und Erwachsene erfreuen.

Die Organisationen der Sudetendeutschen spiegeln in ihrer Vielfalt und Vielschichtigkeit das Leben und die Interessen der Angehörigen dieser Volksgruppe wider. Im politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, beruflichen, sozialen und gesellschaftlichen Bereich gibt es sudetendeutsche Zusammenschlüsse, aber auch auf Generationsebene und im Bereich der Freizeitgestaltung.

In Baden-Württemberg gibt es heute 27 größere sudetendeutsche Vereinigungen, von denen viele noch Untergliederungen auf Orts- und Kreisebene haben.

Mehrere sudetendeutsche Zeitschriften werden in Baden-Württemberg herausgegeben, ebenso haben verschiedene sudetendeutsche Stiftungen, Institute und Gesellschaften ihren Sitz in diesem Lande.

Die Sudetendeutschen im Vergleich zur Einwohnerzahl verschiedener Staaten

Norwegen 4,1 Mio
Sudetendeutsche 3,8 Mio
Irland 3,3 Mio
Albanien 2,7 Mio
Luxemburg 0,36 Mio
Island 0,23 Mio

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