Das Ausstellungsprojekt „Haus der Ewigkeit“ entstand nach einer umfangreichen Recherchearbeit über Spuren der jüdischen Kultur in Polen, Deutschland und der Tschechischen Republik. Seit 1990 besuchten die Berliner Fotografen Marcel-Th. Jacobs und Klaus Jacobs (2016 verstorben) jüdische Friedhöfe, zuerst in Prag, dann in zahlreichen polnischen und deutschen Städten. Sie dokumentierten die angetroffenen Friedhofslandschaften mit ihrer faszinierenden Grabsymbolik und den in Stein gemeißelten Widmungen. Insgesamt bereisten die Fotografen mehr als 50 jüdische Friedhöfe in Mitteleuropa. Die eigene Recherchearbeit wurde im Laufe der Jahre durch unzählige Gespräche mit Vertretern der besuchten jüdischen Gemeinden, Stadt- und Friedhofsverwaltungen erweitert und vervollständigt. Insgesamt entstanden tausende Schwarz-Weiß-Fotografien, die einer besonderen Auswahl unterlagen. Die Fotografen entschieden sich, in Datenbanken und Ortschroniken intensiver nach besonders gut erhaltenen bzw. lesbaren Grabstellen zu suchen, mit dem Ziel, möglichst viele Informationen über die bestatteten Personen zu erhalten. So entstand eine Gesamtschau des einst reichhaltigen sozialen und gesellschaftlichen jüdischen Lebens in den drei Ländern. Unter den ermittelten Lebensläufen gab es viele Industrielle und Kaufleute, aber auch Rechtsanwälte, Mediziner, Rabbiner, Talmudgelehrte, Philosophen, Künstler und Sportler. Um die langjährige Spurensuche exemplarisch darzustellen, wurde letztendlich eine persönliche Auswahl getroffen. Diese soll fortgesetzt werden, damit die jetzt noch erhaltenen Spuren jüdischer Kultur, die ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaften in den jeweiligen Ländern gewesen sind, für die nächsten Generationen sichtbar und erlebbar bleiben. Denn wie ein jüdisches Sprichwort besagt: „Wirklich tot sind nur jene, an die sich niemand mehr erinnert“.

Das Kraszewski-Museum zeigt in seiner Auswahl (33 Schwarz-Weiß-Fotografien) neben Aufnahmen aus Prag und Hamburg überwiegend Bilder der jüdischen Friedhöfe in Polen. Es gibt kaum Städte in Polen, die nicht mit jüdischem Alltagsleben in Berührung gekommen sind. Die Geschichte der Juden in Polen reicht bis in das 10. Jahrhundert zurück, als sich jüdische Kaufleute auf dem Territorium des künftigen Polens niedergelassen hatten. Bis ins 19. Jahrhundert war dieses Gebiet dünn besiedelt und zog zahlreiche Siedler aus verschiedenen Ländern Europas an. Schon im 13. Jahrhundert gab der Fürst aus Großpolen (Provinz Posen), Boleslaw Pobozny, das erste Privileg für die jüdische Gemeinde in Kalisz (Großpolen) heraus. Mit diesem Sonderrecht wurden die jüdische Gemeinde, ihre Interessen sowie Gotteshäuser und Friedhöfe geschützt. Darüber hinaus entstanden infolge des Magdeburger Stadtrechts in einigen polnischen Städten jüdische Stadtviertel. Die Migration des Judentums nach Polen dauerte mehrere Jahrhunderte. Nicht zufällig entstand in dieser Zeit ein religiöses Lied mit folgendem Text: „Ah Polen, königliche Erde, auf der wir seit Jahrhunderten glücklich leben …“. Im 18. Jahrhundert findet sich in der Großen Enzyklopädie von Denis Diderot die Bezeichnung Polens als „paradisus iudaeorum“. In der Zeit der drei Teilungen Polens (1772-1795) wurden polnische Juden zu polnischen Patrioten. Das 19. Jahrhundert brachte dank der finanziellen Unterstützung der polnischen Juden eine unglaubliche Entwicklung der Textilindustrie mit sich. Łódź, ein kleines Städtchen zu Anfang des 19. Jahrhunderts, entwickelte sich zum Manchester Mitteleuropas. Als Polen 1918 die Unabhängigkeit wiedererlangte, lebten dort mehr als drei Millionen Juden und bildeten eine der größten jüdischen Gemeinschaften der Welt. Vom einst blühenden jüdischen Leben der letzten Jahrhunderte bis zum Zweiten Weltkrieg sind heute nur noch vereinzelt Spuren zu erkennen. Große jüdische Zentren vor dem Zweiten Weltkrieg befanden sich in den Großstädten, wie Warschau / Warszawa, Lodz / Łódź und Krakau / Kraków. Auch in Kleinstädten wie Lublin, Kazimierz Dolny, Zamość, Tarnów gab es jüdische Zentren. Mit einer vielseitigen Theater- und Kunstszene war Warschau ein Mittelpunkt jüdischer Kultur in Europa und neben New York der bedeutendste Ort jüdischen Lebens weltweit. Jeder dritte Warschauer in dieser Zeit war jüdischer Abstammung. Nach Kriegsende waren es nur noch ca. 18.000 Juden, die in Warschau lebten. In Lodz wohnten zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ca. 233.000 Juden, etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung dieser Stadt. In Krakau war die drittgrößte jüdische Gemeinde Polens vor dem Jahr 1939. Nach jüngsten Schätzungen leben seit dem Jahr 2003 wieder 300 Juden in dieser Stadt. Die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands befand sich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Breslau, welches bis 1945 deutsches Territorium war.

90 % der bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Polen lebenden Juden wurden in den Konzentrationslagern ermordet oder sie starben in den für sie errichteten Ghettos. Die antisemitischen politischen Kampagnen der kommunistischen Regierung von 1968 führten in Polen zu großen Auswanderungswellen von Holocaust-Überlebenden nach Israel. Ein Großteil der jüdischen Kultur auf polnischem Territorium war zu Zeiten der nationalsozialistischen Besatzung unwiederbringlich vernichtet worden. Synagogen, private Betstuben, Mikwaot, Kulturinstitutionen, Schulen und nicht zuletzt Friedhöfe wurden zerstört, verwüstet bzw. zweckentfremdet.

Seit einigen Jahren versucht man in Polen, ein neues Bewusstsein für die jüdische Kultur und deren Geschichte zu entwickeln und dieses Erbe nachhaltig zu bewahren.

Ein Projekt in Zusammenarbeit mit HATIKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e. V., dem Museum der Stadt Breslau und dem Freundeskreis zum Erhalt der jüdischen Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum e. V. im Rahmen der kulturellen Aktivitäten rund um die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025.

Öffnungszeiten

7. November 2018 bis 10. März 2019
Mittwoch bis Sonntag 13-18 Uhr

Eintritt

4 €, ermäßigt 3 €, Gruppen ab 10 Personen 3,00 €

Freitag ab 13 Uhr Eintritt frei

Information

Joanna Magacz, Leiterin des Kraszewski-Museums, Nordstraße 28, 01099 Dresden, Telefon 0351/8044450, E-Mail joanna.magacz@museen-dresden.de

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