Heute beschäftigt sich das Bundeskabinett mit dem Berufsbildungsbericht 2019. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), erläutert einige der darin aufgeführten Entwicklungen.

Dercks: "Der Berufsbildungsbericht zeigt: Die positive Entwicklung am Ausbildungsmarkt setzt sich fort. Im zweiten Jahr in Folge schlossen die Betriebe mehr Ausbildungsverträge ab als im Jahr zuvor – und das trotz sinkender Zahl der Schulabgänger.

Dies ist aber kein Grund zur Entwarnung. Im vergangenen Jahr konnten die Unternehmen 58.000 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Ausbildungsplätze nicht besetzen – so viele wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Zuletzt bekam fast jedes zehnte IHK-Unternehmen keine einzige Bewerbung mehr. Besonders schwer ist es für kleine Unternehmen, Azubis für sich zu gewinnen.

Der Fachkräftemangel spitzt sich weiter zu. Bei der aktuellen Überarbeitung des Berufsbildungsgesetzes kommt es deshalb darauf an, gerade die kleinen und mittleren Unternehmen nicht zusätzlich zu belasten. Die Wirtschaft engagiert sich intensiv, mehr junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern.

Nahezu 80 Prozent der Unternehmen bieten Leistungsschwächeren Chancen und unterstützen sie auf dem Weg zur Abschlussprüfung. Viele Betriebe bieten außerdem Zusatzqualifikationen schon während der Ausbildung oder geben ihren Auszubildenden die Möglichkeit, einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland zu verbringen.

Für eine Stärkung der Beruflichen Bildung ist zugleich eine umfassende und praxisnahe Berufsorientierung in der Schule unerlässlich. Vor allem an den Gymnasien wird immer noch zu wenig über die vielfältigen Chancen einer Beruflichen Bildung informiert. In der Folge beginnen viele junge Menschen ein Studium, die in der betrieblichen Ausbildung besser aufgehoben wären.

Die höhere Zahl junger Erwachsener ohne Berufsabschluss ist allein auf die Zuwanderung von Geflüchteten mit geringer Qualifikation in den Vorjahren zurückzuführen. Bei allen anderen Gruppen sinkt diese Zahl.

Daher sind undifferenzierte Interpretationen hier fehl am Platz. Vielmehr kommt es darauf an, das gemeinsame Engagement aller Akteure für Menschen ohne Abschluss in der Allianz für Aus- und Weiterbildung fortzusetzen und vor allem auch Geflüchtete an einen Beruf heranzuführen. Gerade viele kleine und mittelständische Unternehmen sind hier engagiert, brauchen aber zum Beispiel bei Sprachkursen mehr Unterstützung seitens der Politik."

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