Auch wenn sich die diesjährige Ernte noch nicht endgültig beziffern lässt, zeigen erste Einschätzungen, dass – wie 2018 – mit deutlichen regionalen Unterschieden der Erträge zu rechnen ist. Glück hatten diejenigen Landwirte, die ausreichend Gewitterregen ohne Hagelschäden abbekommen haben. Der Bayerische Bauernverband beispielsweise geht bei Getreide von einer durchschnittlichen Ernte aus, wohingegen – wie bereits im vergangenen Jahr – bundesweit eine eher unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten ist.

Preisentwicklung zeigt nach oben

Ein Lichtblick sind die positiven Preisfantasien für Mähdruschfrüchte an den Warenterminmärkten, die mit der extremen Trockenheit und lang andauernden Hitze im Sommer vergangenen Jahres über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus an Fahrt gewonnen haben. Traumwerte mit Erzeugerpreisen von über 20 Euro pro Dezitonne (dt) für Brotweizen – beispielsweise im Wirtschaftsjahr 2012/13 – sind allerdings für die nächste Zukunft eher unwahrscheinlich.

Höhere Kosten

Auf der Kostenseite schlägt die Entwicklung der Preise für Saatgut, Düngemittel, Treibstoffe oder Maschinenunterhalt kräftig zu Buche. Besonders bei Diesel und Dünger schwanken die Preise ausgesprochen stark. Kostete beispielsweise der Liter Diesel im Durchschnitt im Jahr 2016 noch 1,07 Euro, müssen dafür inzwischen mehr als 1,30 Euro bezahlt werden. Nach Stand Mitte Juli 2019 werden die zu erwartenden Deckungsbeiträge für Mähdruschfrüchte zum Beispiel in Bayern in etwa dem fünfjährigen Mittel entsprechen. „Bezieht man aber in die Rentabilitätsberechnung die durchschnittlichen Festkosten ein, so zeigt sich, dass der Getreideanbau im Jahr 2019 keinen nennenswerten Gewinnbeitrag liefern kann – selbst wenn eine entkoppelte Betriebsprämie von 300 Euro pro Hektar einbezogen wird“, sagt Alexander Kimmerle, Steuerberater bei Ecovis in Kempten. Der Gewinn der jeweiligen Betriebe ist in dieser Situation lediglich aus dem vorhandenen Kartoffelbau, aus Spezialkulturen oder Nebenbetrieben zu erwirtschaften.

Weil die Rohstoffmärkte und damit die Erzeugerpreise auch in Zukunft stärker schwanken, wird es für die Landwirte zunehmend schwieriger, den optimalen Verkaufszeitpunkt zu bestimmen oder eine optimale Verkaufsstrategie zu entwickeln. „Hier hilft es, sich an mehrjährigen Durchschnittspreisen zu orientieren, die Warenterminbörsen (zum Beispiel Matif Paris) zu beobachten oder auch Vorvertragskonditionen beim Landhandel zu erfragen“, empfiehlt Ecovis-Experte Kimmerle.

Alexander Kimmerle, Steuerberater bei Ecovis in Kempten

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