Nach wie vor fehlt es in vielen Krankenhäusern am Verständnis für die Problematik einer unbeabsichtigten perioperativen Hypothermie. Darüber und über praktische Lösungswege diskutierten Anästhesie-Fachkräfte mit den Referenten einer Fortbildungs-Veranstaltung zum OP-Wärmemanagement im November 2019 bei 3M in Neuss.

Neu ist die Problematik nicht. Wie schon 2014 beginnt die im Mai 2019 aktualisierte Fassung der interdisziplinären S3-Leitlinie „Vermeidung von perioperativer Hypothermie“ mit der Feststellung: Die negative Folgen und zum Teil gravierenden Komplikationen einer unerwünschten perioperativen Hypothermie seien immer noch ungenügend im Bewusstsein von Anästhesisten, Chirurgen, Pflegekräften und Funktionsdiensten verankert. Das bestätigten die Referenten bei der „Fortbildung zum Wärmemanager“ am 25. und 26. November 2019 im Neusser Forschungszentrum von 3M ebenso wie die 50 teilnehmenden Anästhesie-Fachkräfte. Dabei fehlt es nicht an Handlungsempfehlungen. Gerade die Leitlinie will darauf hinwirken, durch effizientes Thermo-Management etwa die Inzidenz von Wundinfektionen zu reduzieren und die kardiale Morbidität zu vermindern.

Auf Prewarming nicht verzichten
Über die Hintergründe der aktuellen S3-Leitlinie berichtete Anästhesist Prof. Dr. Jan Höcker, Chefarzt am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster. Als Mitglied der Steuerungsgruppe für die Leitlinie weiß er: Eines der wichtigen Anliegen der Autoren ist das Prewarming vor Einleitung der Anästhesie. Es senkt das Risiko der Hypothermie – Körperkerntemperatur unter 36 °C – deutlich. „Schon mit zehn Minuten Vorwärmung lässt sich viel erreichen“, so der Referent. Ergänzend zum aktiven intraoperativen Wärmen werde bei der Zufuhr von mehr als 500 Milliliter Flüssigkeit pro Stunde eine Infusionswärmung empfohlen. Ein weiteres Kernanliegen der Leitlinie sei die Qualitätssicherung: Mindestens einmal pro Jahr soll die Inzidenz der postoperativen Hypothermie stichprobenartig evaluiert und im Qualitätsbericht dokumentiert werden.

Temperaturmessung ist essenziell
Um den gewünschten Effekt zu kontrollieren, hob Prof. Höcker die Messung der Körperkerntemperatur hervor, und zwar prä-, intra- und postoperativ kontinuierlich oder alle 15 Minuten. Welche Gründe für ein automatisiertes Temperatur-Audit sprechen, erläuterte Michael Mansholt, Ingenieur im 3M Forschungszentrum. Die kontinuierliche Messung am gleichen Ort mit der gleichen Methode ergebe eine valide Basis für die Optimierung des Wärmemanagements. Ungünstig sei es, erst bei einem Temperatur-Abfall einzugreifen. Die Frage, ob das klinisch Sinnvolle auch finanzierbar ist oder sogar Kosten spart, erörterte Michelle Schmerler aus dem Forschungsbereich von 3M. Das Unternehmen hat ein Web-Tool entwickelt, um Wärmemanagement-Systeme unter gesundheitsökonomischen Aspekten zu beurteilen. Es bezieht eine Analyse ein, wie sie auch das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) anwendet. Auch juristisch gewinnt die Konformität mit den Leitlinien an Bedeutung. Dazu referierte Rechtsassessor Dietmar Schulz vom Ecclesia Versicherungsdienst. Anhand mehrerer Haftpflicht-Fälle zeigte er unter anderem: In Kenntnis der S3-Leitlinie suchen die Patientenanwälte in den Patientenakten gezielt nach Fehlern im Wärmemanagement. Daher machte der Jurist deutlich: „Die Dokumentation des Wärmemanagements ist ein Muss.“

Hoch effiziente Präventions-Strategie
Dr. Tanja Artelt, Hygienikerin am Universitätsklinikum Göttingen, sieht das Wärmemanagement mit Blick auf postoperative Wundinfektionen als „hoch effiziente Präventions-Strategie“. Bewährt haben sich in Göttingen etwa spezielle Behandlungsstandards mit entsprechender Checkliste und die Schulung aller Beteiligten. Bedenken im Hinblick auf eine erhöhte Keimbelastung durch konvektive Systeme teilt Dr. Artelt nicht: Studien belegen kein erhöhtes Infektions-Risiko, die adäquate Aufbereitung der Geräte und Anschlüsse vorausgesetzt. – Auch bei Kaiserschnitten ist eine Wärmetherapie indiziert, denn unter Spinalanästhesie werden die Patientinnen ebenfalls hypotherm, wie zwei Anästhesisten herausstellten. Dr. Laurentiu Marin vom St. Marien-Hospital Düren berichtete über ein Temperatur-Audit bei 200 Sectiones caesarea, das schon bei intraoperativer Wärmung eine um etwa 50 Prozent geringere Hypothermie-Rate ergab. Über seine Erfahrungen mit der Wärmetherapie während des Bondings bei der Sectio sprach Dr. Rolf Grote aus dem Klinikum Wolfsburg. Dort bleibt das Neugeborene während der OP und beim Umlagern auf der Brust der Mutter und ist mit einem breiten Gurt gesichert. Die Wärmedecke über dem Oberkörper der Mutter und dem Kind verhindert den sonst zwangsläufigen Wärmeverlust beider.

Als Multiplikatoren wirken
Nachholbedarf beim Wärmemanagement an ihrem Krankenhaus sahen etliche der Veranstaltungs-Teilnehmer, insbesondere in puncto Temperaturmessung und Prewarming. „Meine Kollegin und ich haben uns gewundert, wie schlecht wir da aufgestellt sind“, so eine Stimme aus dem Auditorium. Die Referenten gaben ihnen den Wunsch mit auf den Weg, nach Möglichkeit interdisziplinäre Teams auch mit der OP-Pflege zu bilden und, so Prof. Höcker, als Multiplikatoren in ihrem Arbeitsbereich zu wirken.

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