Eine Autoimmunerkrankung kommt oft nicht allein: Gerade bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes treten auch Schilddrüsenerkrankungen, Morbus Addison und Zöliakie häufiger auf als bei Stoffwechselgesunden. Hierzulande sind etwa drei bis sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes auch an Zöliakie erkrankt. Unter anderem aufgrund meist nur milder Symptome wird die Zöliakie bei ihnen oftmals erst spät erkannt. Nicht selten treten bei ihnen jedoch Unterzuckerungen und Mangelerscheinungen auf, da die Dünndarmschleimhaut aufgrund einer Schädigung die Nahrungsbestandteile und damit auch die Kohlenhydrate nicht richtig verwerten kann. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe empfiehlt Menschen mit Diabetes Typ 1, sich bei Beschwerden wie häufigen Bauchschmerzen und Blähungen, ständiger Müdigkeit und Antriebslosigkeit, depressiven Verstimmungen, Mangelerscheinungen und Unterzuckerungen auch auf Zöliakie untersuchen zu lassen.

Während weniger als 0,5 Prozent der Normalbevölkerung von Zöliakie betroffen sind, ist die Zahl bei Menschen mit Typ-1-Diabetes aufgrund eines identischen genetischen Hintergrunds bedeutend höher. Die Häufigkeit für Zöliakie bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes liegt bei drei bis sechs Prozent, wobei die Zahlen international schwanken. Neben regionalen Unterschieden im Zöliakie-Risiko spiegeln diese Schwankungen auch unterschiedliche Screening- beziehungsweise Diagnostik-Praktiken wider. „Leider werden noch nicht in allen Kliniken Kinder und Jugendliche mit einem frisch manifestierten Typ-1-Diabetes standardmäßig auf Zöliakie-Antikörper untersucht, obwohl dies in der S3-Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie empfohlen wird“, sagt Professor Dr. med. Thomas Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus Auf der Bult in Hannover und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Daher gebe es auch viele Betroffene, bei denen die Zöliakie später oder gar erst im Erwachsenenalter festgestellt werde. Bei Typ-2-Diabetes hingegen kommt die Autoimmunerkrankung nicht häufiger vor als in der allgemeinen Bevölkerung.

Auslöser für Zöliakie ist das Getreideeiweiß Gluten, welches in Weizen, Roggen, Gerste und Hafer vorkommt. Nach dem Verzehr regt es im Blut Betroffener die Bildung spezifischer Autoimmunantikörper an. Diese richten sich gegen die Zellen der Dünndarmschleimhaut, greifen sie an und zerstören sie letztendlich. Die geschädigte Schleimhaut kann ihre Aufgabe, Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen, nicht mehr erfüllen. Durch die chronischen Entzündungen kommt es bei Betroffenen unter anderem zu Verdauungsbeschwerden, Stoffwechselschwankungen und mit der Zeit auch zu Mangelerscheinungen. „Bei einem positiven Antikörperbefund sollte bei Kindern mit Typ-1-Diabetes spätestens mit acht Jahren auch die feingewebliche Untersuchung einer Dünndarmgewebeprobe erfolgen“, erläutert Professor Danne. Sonst kann aufgrund einer unerkannten Zöliakie auch eine Osteoporose entstehen, die im pubertären Wachstumsschub zu Problemen führt.

Menschen mit Zöliakie müssen daher lebenslang eine glutenfreie Ernährung einhalten, denn medikamentöse Therapien gibt es nicht. Glutenfreie Produkte können sich jedoch anders auf den Blutzuckerspiegel auswirken als entsprechende glutenhaltige Lebensmittel, betont der Kinderdiabetologe: „Betroffene Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen daher ihre Berechnung der Kohlenhydrate und die benötigte Insulinmenge an diese neue Situation anpassen.“ Er empfiehlt dazu eine Ernährungsberatung und -schulung in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Diabetesteam.

„Unter einer glutenfreien Ernährung und darauf abgestimmter Insulintherapie regeneriert sich die Dünndarmschleimhaut wieder, die Stoffwechsellage wird stabiler und es treten weniger Unterzuckerungen auf.“

Weitere Informationen unter:

https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/begleiterkrankungen_bei_diabetes/zoeliakie

https://www.diabetesde.org/system/files/documents/gesundheitsbericht_2020.pdf

https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/2016/DM_im_Kinder-_und_Jugendalter-final-2016-20170223.pdf

Über diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Deutsche Diabetes-Hilfe ist eine Gesundheitsorganisation, die sich aktiv für die Interessen von mehr als 7 Mio. Menschen mit Diabetes, deren Angehörige sowie Risikopatienten einsetzt. Wir mobilisieren den politischen Willen für notwendige Veränderungen im Hinblick auf eine bestmögliche Versorgung, frühzeitige Prävention und den Ausbau der Forschung. Wir betreiben Aufmerksamkeitslenkung und Aufklärung und können auf ein breites, kompetentes Netzwerk verweisen. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Förderorganisationen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe (VDBD) sichert unsere fachliche Expertise, die praktische Erfahrung der Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) sichert die Patientenorientierung unserer Arbeit.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Reinhardtstraße 31
10117 Berlin
Telefon: +49 (30) 201677-0
Telefax: +49 (30) 201677-20
http://www.diabetesde.org

Ansprechpartner:
Julia Hommrich
Rita Wilp PR
Telefon: +49 (711) 8931-423
Fax: +49 (711) 8931-167
E-Mail: hommrich@medizinkommunikation.org
Nicole Mattig-Fabian
Geschäftsführung und Leiterin Public Relations
Telefon: +49 (30) 201677-12
Fax: +49 (30) 201677-20
E-Mail: mattig-fabian@diabetesde.org
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel