Wie für viele Künstler*innen aller Sparten sind auch für die Akteure der Jazzszene die Corona-bedingten Ausfälle durch Veranstaltungsabsagen schwer abzufedern und teilweise direkt existenzbedrohend. Gleichwohl hält die IG Jazz Berlin die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus für absolut richtig.

Es zeigt sich in der aktuellen Situation dramatisch die Fragilität der Arbeitsrealität von Akteuren einer unterfinanzierten und prekär ausgestatteten Kunstform wie dem Jazz.

Der überwiegende Teil der Musiker*innen aus den Bereichen Jazz und Improvisierte Musik ist freischaffend tätig. Einnahmequelle sind Konzerte unterschiedlicher Größenordnung, die teilweise ohne schriftliche Verträge und Ausfallregelungen vereinbart sind. Um die Volatilität der Auftragslage abzufedern unterrichten viele Musiker*innen ergänzend – teilweise an kommunalen Musikschulen, mehrheitlich als selbstständige Privatlehrer*innen oder als Honorarkräfte an privaten Musikschulen – auch hier also in schlecht abgesicherter Arbeitssituation. Beide Einkommensquellen brechen zur Zeit ersatzlos weg.

Prekäre Arbeitsrealitäten erlauben keine Reservebildung. Die Ausfälle schon weniger Konzerte können deshalb innerhalb kurzer Zeit existenzbedrohend werden. 68% der Jazzmusiker*innen in Deutschland verfügen laut der Jazzstudie 20161 über ein Bruttoeinkommen von weniger als 12.500 € pro Jahr.

Clubbetreiber*innen sind ebenfalls massiv betroffen. Viele Spielstätten sind formal gastronomische Betriebe, erwirtschaften aber kaum Gewinn, weil sich die Gastronomie auf die Zeit vor und nach dem Konzert beschränkt. Tatsächlich aber sind diese Orte Kulturorte, Spielstätten für eine Nischenmusik, die keine Massen anzieht. Der Betrieb ist häufig knapp kalkuliert, die laufenden Kosten sind gerade so zu stemmen, während die Musiker*innen auf Eintritt spielen oder die Programmmittel aus externer öffentlicher Förderung stammen. Mieten, Ratenzahlungen für Investitionen, laufende Gehälter und andere Fixkosten müssen bei Schließung weiter bezahlt werden. Ohne Einnahmen droht an vielen Stellen in kürzester Zeit Insolvenz.

Die IG Jazz Berlin solidarisiert sich mit freischaffenden Künstler*innen und Kreativen aller Sparten sowie den Kultureinrichtungen und unterstützt die Forderungen nach Kompensation aus Mitteln der öffentlichen Hand.

Wir begrüßen sehr die Ankündigungen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters sowie die Verlautbarung der Kultusminister*innen und Senator*innen für Kultur der Länder und hoffen auf schnelle und unbürokratische Umsetzung.

Dringend notwendig ist ein niedrigschwellig zugänglicher Notfall- oder Härtefallfonds, an den sich auch die Künstler*innen individuell wenden können. Für die Spielstätten schließt sich die IG Jazz Berlin den von der Clubcommission Berlin kommunizierten Vorschlägen der Live Musik Kommission e.V2 an.

Oliver Potratz, Vorstand der IG Jazz Berlin:
„Was weg ist, ist weg – Freie Kunst und Kultur dürfen nicht verschwinden. Nach Bankenrettung ist jetzt auch Kulturrettung angesagt, denn Kunst und Kultur sind systemrelevant.“

1 www.jazzstudie2016.de
2 https://www.clubcommission.de/…

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