Die heutige Entscheidung des Corona-Kabinetts, Zahlungsverpflichtungen durch Gutscheine zu ersetzen, hilft hauptsächlich großen Konzernen und geht an der Realität mittelständischer Busunternehmen und Reiseveranstalter vorbei. Die nun gesetzlich legitimierte Unterbindung des Zahlungsflusses bedeutet, dass kleine Busunternehmen keine Mittel zurückerhalten, obwohl sie selbst diese schon an Kunden weitergegeben haben. Eine aktuelle Umfrage des bdo belegt die ausstehenden Zahlungen durch große Partner und verdeutlicht die finanziellen Dimensionen für den Mittelstand.

Zu der heute vom sogenannten „Corona-Kabinett" der Bundesregierung beschlossenen Gutscheinlösung bei Pauschalreisen, Flugtickets und Freizeitveranstaltungen sagte in Berlin Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer (bdo): 

„Die Bundesregierung hat heute erneut einen Rettungsschirm über große Reisekonzerne, Veranstalter und Airlines geworfen. Mit der beschlossenen Gutscheinlösung für den Umgang mit stornierten Pauschalreisen, Flugtickets und Freizeitveranstaltungen werden die großen Akteure im Grunde dafür belohnt, dass sie rechtmäßige Ansprüche kleinerer Partner und Verbraucher bis jetzt bewusst ignoriert haben. Während kleine Busunternehmen natürlich pünktlich die Rückzahlungen an Verbraucher leisteten, weil sie sich ihren Kunden und dem Gesetz verbunden fühlen, haben die großen Akteure dies gezielt ausgesessen. Das Geld ist zum Großteil aus dem Mittelstand abgeflossen, während ausstehende Forderungen von Konzernen offenblieben, wie unsere aktuelle Umfrage belegt. Das führt beim Busmittelstand zu einer dramatischen finanziellen Lage, bei der die Politik nun gezielt gegensteuern muss. Bestehende Rettungsschirme und Kredite sind mittelstandsfeindlich ausgestaltet und daher leider nicht hilfreich. Nach der heutigen Richtungsentscheidung muss die Bundesregierung nun endlich auch etwas für die kleinen Unternehmen in der Touristik tun und die durch die Gutscheinlösung ausstehende Finanzlücke in den Unternehmen durch direkte Soforthilfen oder zumindest Staatsbürgschaften ausgleichen. Die Unternehmen brauchen jetzt liquide Mittel. Mit einem „Tourismusgutschein“ können weder Löhne noch Stromkosten gezahlt werden.“

Der bdo hatte Anfang der Woche eine Umfrage unter Unternehmen aus dem Bus-Mittelstand durchgeführt, bei der unter anderem die Rückzahlungsmoral der großen Partner auf Seiten von Veranstaltern, Airlines, Reedereien und Hotels ermittelt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass die Busunternehmen nur zu einem sehr geringen Teil ihre berechtigten Forderungen ausgeglichen bekamen. 37 Prozent der mittelständischen Unternehmen aus dem Bustourismus haben bislang von großen Partnern wie Airlines, Hotels, Reedereien oder Veranstaltern keine Rückerstattung von geleisteten Zahlungen erhalten. Lediglich bei 17 Prozent der Fälle kam es zu einer fairen vollständigen Rückerstattung der Beträge. Dabei geht es insgesamt um Mittel, die dringend für die Liquidität der Unternehmen benötigt werden. Die ausstehenden Summen belaufen sich laut Umfrage pro Unternehmen im Schnitt auf 38.000 Euro. Hochgerechnet auf die etwa 3.000 Busunternehmen im Tourismussektor entsteht allein durch diese Belastungen ein Schaden von ca. 114 Millionen Euro.

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