Angesichts der gestrigen Telefonkonferenz der Kultusminister zum weiteren Umgang mit der Corona-Krise und der vorliegenden Expertise der Friedrich-Ebert-Stiftung fordert die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, die Kultusminister der Länder auf, nicht vorschnell ausschließlich auf Präsenzunterricht zu setzen, sondern tatsächlich die Voraussetzungen für gelingenden Unterricht unter verschiedenen Bedingungen zu schaffen.

„Schaffen Sie die Voraussetzungen für einen pandemiesicheren Unterricht“, fordert Lin-Klitzing die Kultusminister auf. „Schaffen Sie die Voraussetzungen für gelingenden Unterricht in drei möglichen Szenarien: Für den Regelfall des Präsenzunterrichts, für den Fall des kombinierten Präsenz- und Fernunterrichts und für den Fall des Fernunterrichts! Die aktuellen Ereignisse in Göttingen zeigen, dass Schulen in die Lage versetzt werden müssen, nahtlos zwischen diesen Fällen zu wechseln.“

Für den Regelfall des Präsenzunterrichts braucht die Kultusministerkonferenz ein aktualisiertes Hygienekonzept, denn das bisher vorgelegte Rahmenkonzept berücksichtigt z.B. die Aeorosolbelastungen im Präsenzunterricht nicht ausreichend. Im Regelfall des Präsenzunterrichts sind bauliche (Sanitärbereich), räumliche Maßnahmen (Waschbecken in den Klassen und verkleinerte Gruppengrößen) umzusetzen sowie notwendig mehr Lehrpersonal einzustellen. Der Philologenverband fordert hier die Einstellung der jetzt frisch ausgebildeten Referendare. Im Bereich der weiterführenden Schulen gibt es gemäß der KMK-Statistik genügend einzustellende Bewerber und Bewerberinnen. Lehrkräftemangel kann hier keine Ausrede sein!

Für den Fall des kombinierten Präsenz- und Fernunterrichts müssen Schulen, Schüler und Lehrkräfte nun tatsächlich mit der notwendigen digitalen Infrastruktur, digitalen Endgeräten, datenschutzkonformen Lernplattformen und Konferenzsystemen sowie „digitalen Hausmeistern“ für die Gerätewartung ausgestattet werden.

„Das ist nach wie vor flächendeckend nicht der Regel-, sondern der Ausnahmefall und darf angesichts des Drucks, zum Präsenzunterricht zurückkehren zu wollen, nicht übersprungen werden. Ich sehe die Gefahr ganz deutlich, dass nun nicht einmal mehr die Sommerferien zu einer entsprechend notwendigen „pandemiesicheren“ digitalen Ausrüstung genutzt werden, sondern dies wegen des gesellschaftlich verständlichen Drangs, zum Präsenzunterricht zurückzukehren, erneut vernachlässigt wird. Die zeitangemessene digitale schulische und unterrichtliche Ausrüstung für die knapp 11 Millionen Schüler des deutschen Bildungssystems könnte dem Druck nach Präsenzunterricht – und vielleicht auch dem Wunsch, hier einfach Geld zu sparen – zum Opfer fallen“, befürchtet die DPhV-Vorsitzende, „von zu erstellenden veränderten didaktischen Konzepten auch für Fortbildungen, die die Kombination von Präsenz- und Fernunterricht angemessener als bisher abbilden müssen, ganz  zu schweigen.“

Für den Fall des Fernunterrichts – auch im Einzelfall zu schließender Schulen – gelten dieselben digitalen Grundvoraussetzungen wie für den Fall des kombinierten Präsenz- und Fernunterrichts, wenn ein „digital unterstütztes Lernen von Schreibtisch zu Schreibtisch“,

nämlich vom Schreibtisch der Lehrkraft zu den Schreibtischen der Schüler und dieser untereinander gelingen soll.

„Nutzen Sie die Sommerferien für die baulichen, räumlichen Maßnahmen und die digitale Ausstattung jeder Schule!“, appelliert die Verbandsvorsitzende an die Kultusminister der Länder und an die Kommunen, „sonst bleiben die Schulen auf die möglichen Szenarien der Corona-Krise unzureichend vorbereitet und es werden die Chancen, die die Krise für eine Erneuerung in den Schulen bietet, nicht genutzt!“

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