Die Förde glitzert direkt an der Kai-Kante, die Kieler Kran-Kulisse grüßt im Hintergrund: Bei ihrem ersten Auftritt zur Kieler Woche haben die Piloten*innen der Blokarts den Top-Spot der Landeshauptstadt erwischt. Neun Aktive in den kleinen Kisten präsentieren auf der weltgrößten Segelveranstaltung einen weiteren Aspekt des Sports. Auf der kleinen Betonpiste des ehemaligen MFG 5 in Friedrichsort genießen die Landsegler das maritime Flair und die Aufmerksamkeit im Rahmen der Kieler Woche.

„Es ist großartig, hier segeln zu können. Wir sind den Organisatoren sehr dankbar, dass sie das möglich gemacht haben“, sagt Alexander Bruhn, der Deutschland-Repräsentant der Klasse. „Blokart-Segeln macht einfach riesigen Spaß. Es ist eine Mischung aus Segeln und Kartfahren.“ Auch wenn es nur eine kleine Gruppe von neun Teilnehmer*innen ist, die in Friedrichsort auf die Piste geht, kommt Bruhn regelrecht ins Schwärmen: „Wir haben wirklich den geilsten Kurs auf der gesamten Kieler Woche bekommen“, sagt er und weist auf den freien Blick über die Förde: „Wir müssen nur den Kopf drehen und können die Yachten unter Spinnaker sehen. Man muss aufpassen, dass man nicht ein bisschen horizontverliebt wird.“

So befruchten sich die Kieler Woche und die Kart-Segler gegenseitig. So nah ran an den Segelsport kommt man sonst nicht. Noch sind die Blokarts zwar ein Randaspekt zur Kieler Woche, und auf dem MFG 5 schauen nur ein paar Fußgänger und Radfahrer vorbei. Die bleiben aber sofort stehen, zücken die Smartphones, um die rasanten Aktionen festzuhalten.

„Wie die Kat- und Eissegler auch sind wir schneller als der Wind“, sagt Bruhn. „Dabei ist es so einfach: Schoten dicht und los geht’s!“ Das Setup der Blokarts ist in der Tat denkbar reduziert: ein surfähnliches Segel auf einem dreirädrigen Buggy, von denen einige mit aerodynamischer und windschützender Verkleidung ausgestattet sind. Viele Trimmmöglichkeiten gibt es nicht im Kart, und so kommt es darauf an, den Wind gut lesen zu können und das Gefährt immer in Fahrt zu halten.

Anders als auf den großen Landsegel-Regatten, zu denen auch schon mal 60 Karts an den Start gehen, ist das Geschehen in Kiel sehr familiär, funktioniert vielfach in direkter Absprache zwischen der Wettfahrtleitung um die beiden Schwestern Fabia und Malena Paschen (MSC Hamburg) und den Akteuren. „Zwei Minuten bis zum Start“, heißt das Signal von den beiden Schwestern. „Nee, mach noch mal. Aber mit Countdown bis zu den zwei Minuten“, kommt es zurück. Also beginnt das Prozedere noch mal.

Dann aber geht es los. Mit etwas Schwung per Hand auf Hinterrad werden die Buggys aus dem Wind gedreht. Schnell nehmen die Wagen Fahrt auf, drehen in der Vorstartphase ein paar Runden, um auf Touren zu kommen. Der Blick der Piloten*innen ist auf die Rote Fahne gerichtet. Wenn die fällt, ist das Rennen eröffnet: Gedränge am Start – Bremsmanöver – wieder beschleunigen. Ein kurzer Kreuzkurs, rund um zwei Straßenhütchen, dann auf den Vormwindkurs, anschließend auf den Halbwinder. Der enge Parcours bietet alle Optionen, knackige Runden mit engen Begegnungen. 

Zwischendurch wird per Zuruf noch mal das Regelwerk geklärt: „Sorry, wollte dich nicht abdrängen.“ „Darf ich das?“ Zur Kieler-Woche-Premiere treffen eben alte Hasen wie Klassen-Chef Alexander Bruhn und pure Anfänger aufeinander. Krisha Paschen, die Mutter der beiden Wettfahrtleiterinnen, hat sich spontan zu einem Start in Kiel entschieden. Bis zum Morgen kannte sie nur das Segeln auf dem Wasser mit einem RS Aero. An Land musste sie ordentlich Lehrgeld bezahlen. „Der Einstieg war etwas holprig. Ich hatte ein zu großes Segel und bin viermal mit dem Wagen umgekippt“, berichtet sie. Mit einem kleineren Segel läuft es dann besser, und die Hamburgerin ist begeistert: „Ich fühle mich wie in der Formel eins!“

Es ist eine bunte Gruppe, die sich in Kiel zusammengefunden hat. Hier segeln alle Performance- und Gewichtsklassen, die sonst getrennt agieren, gemeinsam über den Parcours. Und auch im Alter gibt es keine Limits: Christel Kranz ist mit ihren 73 Jahren noch lange nicht zu alt für das Abenteuer. 

Nach den Trainingsrennen am Freitag war der Samstag vollgepackt mit offiziellen Rennen. Und auch heute soll es noch bis zu 20 Mal über den Kurs gehen, bevor am späten Nachmittag der historisch erste Sieger im Blokart-Segeln zur Kieler Woche im 139. Jahr feststeht.

TV statt 470er: Die 470er sind bei der diesjährigen Kieler Woche ebenso wie 2019 nicht am Start. Da auch die EM auf Mallorca abgesagt worden ist, steht die nationale Ausscheidung in der Zweihandjolle still. Die Frauen haben allerdings schon den deutschen Nationenplatz gesichert. Doch ganz ohne Kieler Woche geht es für die 470er-Frauen nicht. Anna Markfort, Vorschoterin von Frederike Loewe, ist als Reporterin im Kielerwoche.tv-Einsatz. Ihre Trainingskollegin Theres Dahnke (alle Kiel) ist in der Jury aktiv.

Open zum Training: Die Top Ten der Welt haben für die Laser-Radial-Wettfahrten der Frauen im zweiten Teil der Kieler Woche gemeldet. Dazu tritt ab Donnerstag auch das komplette Medaillentrio aus Rio de Janeiro (Brasilien) in Kiel an. Doch nur wenige nutzen die gemischten Radial-Open-Regatten im ersten Teil der Kieler Woche zum Testen, so die belgische Weltmeisterin von 2018, Emma Plasschaert, und die amtierende WM-Fünfte aus Polen, Magdalena Kwasna. Die deutschen Top Seglerinnen schonen sich für den zweiten Kieler-Woche-Teil, wenn es um die interne deutsche Olympia-Qualifikation geht.

Startzeiten am Sonntag, 6. September:
11.00 Uhr: 505er, Contender, Musto Skiff auf Bahn Echo
11.30 Uhr: Laser 4.7, Laser Radial Open auf Bahn India
12.00 Uhr: J/24, J/70, J/80 auf Bahn Hotel
12.30 Uhr: 420er, Europe auf Bahn Juliett

ORCi-IDM der Seesegler:
11.30 Uhr: 1. Start auf Bahn Alpha.
Geplant sind für alle Klassen und Bahnen je drei Wettfahrten.

Segeln plus X mit Hygiene und Abstand
Neben Segelsport auf höchstem Niveau kennzeichnete bislang auch traditionell eine bunte Eventfläche in Schilksee die Kieler Woche. Anders in diesem Jahr. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ausschließlich der Segelsport. Schilksee wird zu einer geschlossenen Gesellschaft ohne Eventareal. Das Hafengelände wird für die Öffentlichkeit abgesperrt. Die Aktiven sind mit Trainern und Organisatoren unter sich. Auf Veranstaltungszelte, die Sponsorenmeile und Verkaufsstände wird verzichtet. Das Regattahaus, der boot-Düsseldorf-Club als Check-In-Zelt, die Vaasahalle und das Areal rund um den Kieler Yacht-Club in Düsternbrook sind die Anlaufstellen an Land, ggf. wird die Bootshalle des KYC in Strande integriert. Die Aktiven, Organisatoren und Trainer erhalten Einlass-Tickets, die nur für bestimmte Areale gelten.

„Es sind enorme Herausforderungen, denen wir uns stellen, um den Seglerinnen und Seglern auch in diesem Jahr die Möglichkeit zu geben, Regatta zu segeln. Dabei steht die Gesundheit aller Beteiligten ganz klar im Vordergrund. Hygienevorschriften und Mindestabstandsregeln müssten eingehalten werden“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst. Zudem werden die Einreise-Vorschriften Einfluss auf die endgültigen Starterlisten nehmen.

Da das analoge Kieler-Woche-Erlebnis in Schilksee im Jahr der Pandemie also nicht stattfindet und Zuschauer vor Ort damit ausgeschlossen sind, legen die Veranstalter ein noch größeres Gewicht auf die digitale Öffentlichkeitsarbeit. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird ausgebaut, und die Regatten werden den Segelfans in aller Welt umfangreich über Kieler-Woche-TV virtuell zugänglich gemacht. Für den TV-Bereich zeichnet die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich und trägt die entsprechenden Kosten.

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