Der Vorstand der Deutschen Bahn (DB) schlägt Milliardenhilfen wegen der Corona-Pandemie aus, weil ihm die Auflagen nicht passen. „Dem DB-Vorstand sind die eigenen Boni offensichtlich wichtiger als das Wohl und Wehe des Eisenbahnsystems“, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky. Die Bundesregierung hat der DB eine Eigenkapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro zugesagt, die jedoch noch von der Kommission der Europäischen Union noch genehmigt werden muss. Als EU-Auflage dazu sollen auch die Boni des DB-Vorstands für die kommenden Jahre wegfallen. „Das ist vollkommen richtig bei Inanspruchnahme von staatlichen Hilfsgeldern“, so Weselsky.

DB-Vorstand will Gürtel nicht enger schnallen

So hat der DB-Vorstand zwar auf seine Boni verzichtet, allerdings nur für das Jahr 2020. In den Folgejahren will er wieder kassieren, so als ob es Corona und die weitreichenden Folgen 2021 und in den folgenden Jahren nicht mehr gäbe, selbst wenn dadurch die EU-Milliarden verzögert oder gar nicht ausbezahlt werden. Weselsky: „Der fürstlich bezahlte DB-Vorstand will den Gürtel trotz Corona nicht enger schnallen, verlangt das aber vom direkten Personal. Zu allem Überfluss wird er dabei auch noch vom Verkehrsministerium unterstützt. Kein wirklicher Eigentümer würde die Geldverschwendung in seinem Unternehmen fördern, eigentlich unvorstellbar. Mit dem Geld der Steuerzahler tut man sich dabei sichtlich leicht. Wen wundert es, wenn die Einkommens-Verringerung-Gesellschaft dabei wieder einmal assistiert?“

Gestern flötete der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel übrigens, dass die DB-Führung „persönliche Interessen“ in der aktuellen Situation zurückstellen solle. https://bahnblogstelle.net/2021/01/23/milliardenhilfe-nur-ohne-boni-evg-bahnvorstand-sollte-persoenliche-interessen-zurueckstellen/, was für seine Mitglieder zwar hübsch zu lesen ist, aber keinem im DB-Vorstand wirklich wehtut.

Selbstbedienung hat System

Die Selbstbedienungsmentalität des DB-Vorstands ist nämlich mit Zustimmung oder Duldung der EVG schon sehr weit fortgeschritten. Sie hat System. Im Frühjahr 2020 war die Corona-Pandemie schon in vollem Gange, als der DB-Vorstand seine Führungskräfte beglückte. Im Jahr 2019 wurde ein negatives Konzernergebnis erzielt. Daraus resultierend schlug sich diese Entwicklung mit einer Zielerreichung von nur 79 Prozent auch negativ bei den variablen Vergütungen für die gut 3 000 DB-Führungskräfte nieder. Damit sich die wegen der Corona-Pandemie bereits vorhersehbare und wiederholte Absenkung der variablen Vergütungen im Jahr 2021 nicht so schlimm auswirken sollte, hat der DB-Vorstand mit Zustimmung der EVG noch schnell die Zielerreichung für das Jahr 2019 ohne einen einzigen sachlichen Grund um sage und schreibe elf Prozent nach oben korrigiert. Weselsky: „Somit sahnen die Führungskräfte auch bei schlechter Zielerreichung weiterhin ab. Wir haben das klar abgelehnt, denn wir machen uns nicht zum Steigbügelhalter für den DB-Vorstand und werden keinesfalls die Selbstbedienungsmentalität bei den Führungskräften unterstützen“, so der GDL-Bundesvorsitzende.

GDL: kompletter Verzicht auf die variable Vergütung

Vielmehr fordert die GDL für die rund 3 000 Führungskräfte den kompletten Verzicht auf die variablen Vergütungen, solange die negative Entwicklung im Konzern anhält. Weselsky: „Nur das wäre wirklich ein echter Beitrag der Führungskräfte, denn die rund 30-prozentige Absenkung der variablen Vergütungen durch das negative Finanzergebnis des Konzerns ist keine Sanierungsbeitrag, sondern die logische Folge einer variablen Vergütung. Niemand sollte so tun, als ob der Verzicht auf die variablen Vergütungsanteile oder die Boni die Führungskräfte ins soziale Abseits bringen. Die festen Vergütungsbestandteile betragen sehr oft ein Vielfaches der Jahreseinkommen für unsere systemrelevanten ehrenwerten Berufe im Eisenbahnsystem.“

Transparenz nicht erwünscht

Neben dem Verzicht auf Boni nicht nur im abgelaufenen Jahr macht die EU-Kommission faire Wettbewerbsbedingungen für die Milliarden-Hilfe zur Auflage. Demnach soll die DB den finanziellen Schaden durch die Corona-Pandemie für jede einzelne Strecke exakt nachweisen. Weselsky: „Diese Transparenz ist von der DB jedoch nicht erwünscht, würde sie doch die internen Kapitalverschiebungen aufzeigen.“

Finger weiter in die Wunde legen

Nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ erklärte die DB, man befände sich mit dem Ministerium „in einem guten Austausch über eine Kompensation der DB-Corona-Schäden“, und das Verkehrsministerium wiederum verlautbarte, man sei „im konstruktiven Austausch“ mit der Kommission. Weselsky: „Das Gemauschel zwischen DB-Vorstand und Ministerium wird somit fortgesetzt. Wir und auch die Wettbewerbsunternehmen der DB hoffen sehr, dass sich die EU-Kommission davon nicht beeindrucken lässt. Wir werden jedenfalls den Finger weiter in die Wunde legen und nicht zulassen, dass das direkte Personal im gesamten Eisenbahnsystem die Zeche für das Missmanagement und die Selbstbedienungsmentalität in den DB-Führungsetagen bezahlt.“

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