Spätestens seit Corona hat die Digitalisierung auch in den Privathaushalten Einzug gehalten. Videokonferenzen, die Arbeit am heimischen Computer, von dem aus auch auf gemeinsam genutzte Dateien und Laufwerke im Unternehmen zugegriffen wird, oder auch der digitale Distanzunterricht gehören heute für viele Erwachsene sowie Schülerinnen und Schüler zum Alltag. Auch die öffentlichen Verwaltungen haben in den letzten Jahren einen Digitalisierungsschub erhalten: Dokumentenmanagementsysteme, elektronische Bescheide und digitale Bürgerinformationsportale werden heute in vielen Verwaltungen täglich genutzt. Mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) haben sich Bund und Länder zudem verpflichtet, bis Ende 2022 mehrere hundert Dienstleistungen digital anzubieten – bislang müssen Bürgerinnen und Bürger dafür meist noch Papierformulare ausfüllen. Das soll sich in den kommenden Jahren zunehmend ändern.

Doch die digitalen Veränderungsprozesse geschehen nicht von selbst. Für die Umsetzung der Digitalisierung benötigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den öffentlichen Verwaltungen entsprechende Kompetenzen. Damit Beschäftigte in öffentlichen Verwaltungen diese Kompetenzen erwerben können, gründen die Metropolregion Rhein-Neckar und der Kreis Bergstraße unter einer CIO-Patenschaft des Landes Hessen die digitale Weiterbildungsplattform „KommunalCampus“. Der KommunalCampus soll bedarfsorientierte Weiterbildungsangebote auf der Grundlage modularer und fachlich zertifizierter Lernbausteine bieten. Er steht allen hessischen Kommunen und allen Kommunen der Metropolregion Rhein-Neckar zur Verfügung, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern und Kompetenzen zur Gestaltung des digitalen Wandels aufzubauen.

Gemeinsam haben das Hessische Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung, die Metropolregion Rhein-Neckar und der Kreis Bergstraße ein entsprechendes Konzept entwickelt, um die Beschäftigten standardisiert und qualitätsgesichert im Rahmen des länderübergreifenden Modellvorhabens „Kooperatives E-Government in föderalen Strukturen“ mit den Ländern Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu qualifizieren. Mit einer ersten Fördersumme von 250.000 Euro leistete das Land Hessen die finanziellen Voraussetzungen. Patrick Burghardt, Digitalstaatssekretär sowie CIO und Bevollmächtigter der Landesregierung für E-Government und Informationstechnologie sagte dazu: „Gerade die Corona-Pandemie hat die Grenzen von traditionellen Weiterbildungsangeboten sichtbar gemacht. Der KommunalCampus ist ein wichtiges Instrument zum Erwerb und Ausbau von Digitalkompetenz. Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben hier die Möglichkeit, individuell zugeschnittene Angebote zu erhalten. Zudem hat der KommunalCampus Vorbildcharakter, da er durch seine Schnittstellen weitere Synergien ermöglicht, um standardisierte Lernmodule zu entwickeln. Ich werbe daher dafür, dass sich möglichst viele hessische Kommunen an dieser innovativen Plattform beteiligen.“

Auch Stefan Dallinger, Vorsitzender des Verbandes Region Rhein-Neckar und Vorsitzender des Lenkungskreises des Modellvorhabens „kooperatives E-Government“, betrachtet die Gründung des KommunalCampus als Meilenstein: "Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, welch fundamentale Bedeutung einer handlungsfähigen Verwaltung zukommt. Und hierbei zeigt sich, dass sich die zu bewältigenden digitalen Herausforderungen für jedes Bundesland in fast gleicher Weise stellen. Die drei Bundesländer umfassende Metropolregion Rhein Neckar hat daher rund um die Digitalisierung bereits Vieles verbessert, jedoch müssen wir auch die Digitale Kompetenzen stärken. Hier knüpft der KommunalCampus an."

Für Landrat Christian Engelhardt war der Kreis Bergstraße der natürliche Partner für den KommunalCampus, schließlich ist der Kreis ist seit langem Vorreiter, wenn es um die Digitalisierung und die Verbesserung des Bürgerservice geht. Mit dem Verwaltungspreis „Gute Verwaltung“ 2020 wurde jüngst erst das Jobcenter „Neue Wege“ ausgezeichnet. Die Städte Bensheim und Viernheim sind zusammen mit dem Kreis Bergstraße und der Metropolregion Rhein-Neckar zur „OZG-Modellkommune“ geworden. Landrat Engelhardt sieht den Kreis deshalb prädestiniert für die Aufgabe: „Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter widmen sich seit Jahren mit großem Engagement der Verwaltungsmodernisierung und -digitalisierung. So haben wir inzwischen für viele Bereiche wahre Experten in unserem Haus. Dieses Wissen, das sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeitet haben, wollen wir gerne auch anderen Verwaltungen zur Verfügung stellen.“

Wie wichtig funktionierende medienbruchfreie Prozesse in der digitalen Welt sind, hat die Corona-Pandemie verdeutlicht. Von der Kreisverwaltung bis hin zu den Schulen, muss die Dynamik der Digitalisierung einen Schub bekommen und das fängt mit gut ausgebildeten Beschäftigten an, die dies umsetzen müssen. Der Schulterschluss von Staatssekretär Patrick Burghardt, Landrat Christian Engelhardt und Verbandsvorsitzendem Stefan Dallinger bildete hierfür die erste Grundlage.

Mit der Unterzeichnung der Satzung für den KommunalCampus wurde nun in Heppenheim die strukturelle und formale Basis gelegt, um über ein plattformbasiertes Modell, passgenaue Bildungsangebote zur Erhöhung der digitalen Kompetenzen der kommunalen Beschäftigten in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz anzubieten. Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben dem Verband Region Rhein-Neckar und dem Kreis Bergstraße auch die Städte Landau, vertreten durch Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Ludwigshafen, vertreten durch Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, Viernheim, vertreten durch Bürgermeister Matthias Baaß, und Worms, vertreten durch Oberbürgermeister Adolf Kessel, sowie die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. Zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats wurde Landrat und Digitaldezernent Christian Engelhardt gewählt und zum stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Dallinger. Der Vorstand wird durch einen Fachbeirat begleitet, dem die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer, die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim sowie die Hochschule für Polizei und Verwaltungen in Wiesbaden angehören, ebenso die Industrie- und Handelskammern Darmstadt, Pfalz und Rhein-Neckar.

Der Ort der Gründung der Genossenschaft KommunalCampus eG hätte nicht besser gewählt werden können, denn der „Halbe Mond“ in Heppenheim ist geschichtlich spätestens seit der Heppenheimer Versammlung 1847 ein bedeutender Ort. Sicherlich ein gutes Omen für die zu bewältigenden Herausforderungen. Mit dem E-Government-Gesetz und dem Gesetz zur Verbesserung des Zugangs zu Verwaltungsdienstleistungen (OZG) soll sichergestellt werden, dass rund 575 Verwaltungsdienstleistungen bis Dezember 2022 digital zur Verfügung stehen.

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