Der Künstler Gregor Schneider hat mit seinem Werk immer wieder an empfindliche Schmerzpunkten der Gesellschaft gerührt: von der künstlerischen Produktion, die ihre eigenen Resultate verschlingt und damit die Unterwerfung der Kunst reflektiert bis hin zur Visualisierung der Beziehung zwischen Guantánamo und den White Cubes von Museen und Galerien. Seine Werke sind oft beunruhigende Erlebnisräume, intensive Einladungen, sich in der Betrachtung den eigenen Ängsten, Phantasien, Fragen zu stellen. Vor allem der Tod und das Sterben haben den Künstler immer wieder in seinen Raumkonzepten beschäftigt. „Wie können wir mit dem Ende und dem Wissen darüber umgehen? Und was machen wir daraus?“, so Schneider.

Das Theater ist ein Ort, der seit Jahrtausenden nicht nur Gemeinschaft ermöglicht, sondern auch aus Totenbeschwörung entstanden ist, aus der Suche nach Kommunikation mit den Verstorbenen und dem Rätsel des Todes. „Eine Funktion von Drama ist Totenbeschwörung – der Dialog mit den Toten darf nicht abreißen, bis sie herausgeben, was an Zukunft mit ihnen begraben worden ist.“, sagte der große Dichter Heiner Müller. Viel zu viele Menschen sterben jeden Tag an Corona. Die Pandemie macht uns die Verletzlichkeit des Menschen besonders bewusst. Wie gedenken wir der Corona-Toten? Wie denken wir an unsere Sterblichkeit? Welche Vorstellung vom Tod haben wir? Ist der Tod im radikalen Unterbruch des Alltags präsent oder verdrängt? „Wir haben uns gefragt,“, so Intendant Karsten Wiegand, „ob es einen Raum geben kann, der hilft, diesen zugleich sehr persönlichen und gesellschaftlichen Fragen, konzentriert nachzuspüren.“

Auf der Bühne im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt steht nun Gregor Schneiders „Sterberaum“ und wird für drei Tage und Nächte live übertragen. Die Stille des leeren Zuschauersaals, die vereinsamte Bühne und Gregor Schneiders sachliches und unpathetisches Kunstwerk ermöglichen das bewusste Heraustreten aus der Zeit in einen erlebnisleeren Raum für eigene Gedanken oder Gedenken an die Verstorbenen. Der magische, stille Raum mit warmem Licht und großen Fenstern – inspiriert durch einen Raum im Museum Lange/Esters von Mies van der Rohe – ist Gregor Schneiders persönlicher Sterberaum. Hier würde er sterben und hier bekommt seine langjährige Beschäftigung mit dem Tod, mit Auflösung und Übergang, Gestalt: „Der Tod bleibt für uns eine unverfügbare Erfahrung.“, so Schneider. „Und doch zeigt uns das Sterben, was es heißt, ein Mensch zu sein. Denn dieses Schicksal teilen wir mit allen Menschen.“

Vom 28. Januar, 21:00 Uhr bis 31. Januar, 22:30 Uhr überträgt ein kostenfreier Live-Stream den „Sterberaum“ nach draußen und unterbricht auf der Webseite des Staatstheaters Darmstadt (www.staatstheater-darmstadt.de) die Präsentation der sonstigen künstlerischen Arbeiten. Drei Perspektiven geben in ihrer Leere, Stille und Ereignislosigkeit Raum für Gedanken zu Tod und Sterben und für Gedenken.

Gregor Schneider wurde 2014 mit dem Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt ausgezeichnet.

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