2020 gab es in Deutschland so harmonische Tarifauseinandersetzungen wie seit 15 Jahren nicht mehr, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). In diesem Jahr dürfte es in den Verhandlungen wieder deutlich turbulenter zugehen: Gewerkschaften wie die IG Metall spekulieren darauf, dass sich die Konjunktur erholt und treten offensiver auf als vor der Pandemie. Zurückhaltung wäre angemessener.

2020 war in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmejahr. Die Corona-Pandemie, der Stillstand des öffentlichen Lebens und mehrere Lockdowns führten dazu, dass Tarifkonflikte so wenig eskalierten wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 2005. Eine Ausnahme davon machte der Öffentliche Dienst: Im Sommer konnten sich die Tarifparteien nicht einigen und gingen dann im Herbst zu drei Warnstreikrunden über. In vielen anderen Bereichen blieb es dagegen ruhig. Selbst in Branchen, in denen üblicherweise hart verhandelt wird, blieb es ruhig – beispielsweise in der Metall- und Elektro-Industrie.

IG Metall ist besonders offensiv

Allerdings ist nicht absehbar, dass es bei dieser Ruhe bleibt. Besonders die IG Metall bringt sich offensiv in Position: So endet beispielsweise Ende Februar die Friedenspflicht in der Metall- und Elektrobranche – sind die Verhandlungen bis dahin nicht abgeschlossen, soll es bundesweite Aktionstage geben. Ähnlich deutlich ist die Sprache bei Verhandlungen in der Textilindustrie sowie der Eisen- und Stahlindustrie.

Gewerkschaften sollten maßhalten 

Dabei trifft die Coronapandemie die Unternehmen nach wie vor hart, der Lockdown wurde erneut verlängert, drohende Grenzschließungen könnten Wertschöpfungsketten unterbrechen und Bänder stillstehen lassen. Ein Ende der Krise ist derzeit nicht abzusehen. Umso wichtiger wäre es, auch tarifpolitisch wieder einen Gang zurück zu schalten, betont IW-Tarifexperte Hagen Lesch: "Die Krise zieht weitere Kreise. Die Gewerkschaften wären gut beraten, jetzt weiter Maß zu halten und die wirtschaftliche Entwicklung realistischer einzuschätzen." 

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