Da ist der junge Mann, der die Schule abgebrochen hat und es sich nun doch anders überlegt und wieder zum Unterricht gehen will. Da ist die Tochter, die nicht weiß, wie sie einen höheren Pflegegrad für ihre demente Mutter beantragen soll. Da ist die Familie, die Probleme mit dem 15-jährigen Sohn hat, weil der partout nicht weiß, was er nach der Schule machen soll. So unterschiedlich diese Beispiele, so vielschichtig ist die Arbeit der beiden neuen Streetworker Daniela Christ und Simon Thiel, die beim Vogelsbergkreis ihre Arbeit aufgenommen haben. „In all diesen unterschiedlichen Situationen haben unsere Streetworker helfen können. Das zeigt schon, dass wir ein tolles Projekt auf die Beine gestellt haben“, erklärt Landrat Manfred Görig.

„K.U.L.T“ heißt dieses Projekt, wobei die Großbuchstaben für Kontakt, für Unterstützung, für Leben und für Treffpunkt stehen. Zunächst ist es für zwei Jahre ausgelegt und wird aus dem Landesprogramm „Qualifizierung und Beschäftigung 2020“ gefördert. Gestartet ist K.U.L.T mitten im Lockdown, das macht es gerade nicht leicht, mit Leuten in Kontakt zu kommen. „Aber deren Probleme sind nicht weniger geworden in der Corona-Krise, sie haben sich teilweise noch verstärkt, Von daher ist es umso wichtiger, dieses Hilfsangebot in Alsfeld zu unterhalten“, unterstreicht der Landrat, der sich gemeinsam mit Sozialamtsleiter Rene Lippert und Teamleiterin Cornelia Krömmelbein die K.U.L.T-Anlaufstelle in der Altenburger Straße 7 in Alsfeld anschaut.

„Ja, gerade in Corona-Zeiten brauchen die Menschen unsere Unterstützung, manchmal reicht es schon, wenn nur einmal jemand da ist, der zuhört“, bestätigt Simon Thiel. Genau darum geht es bei K.U.L.T. Die beiden Streetworker hören den Menschen zu, sie beraten, sie stellen Kontakte her, sie arbeiten mit anderen Fachstellen zusammen, sie helfen und vermitteln und sie unterstützen sogar beim Gang zu den Behörden. Dabei decken sie eine große Bandbreite ab, sie helfen bei Problemen in der Schule oder mit Behörden, bei Stress in der Familie, bei Ärger in der Beziehung, bei der Wohnungssuche, bei Schulden, bei Fragen rund um Pflege und Haushalt, bei Schwierigkeiten in Ausbildung und Beruf oder auch bei Suchtproblemen. „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe, wir schauen, wo wir unterstützen können“, unterstreicht Landrat Görig.

Wichtig in der Anfangsphase: Daniela Christ und Simon Thiel müssen sich und ihr Projekt bekannt machen, sie müssen mit den Menschen ins Gespräch kommen. „Wir gehen raus in die Stadt, wir gehen auf die Menschen zu – in Corona-Zeiten natürlich mit der gebotenen Distanz“, beschreibt Daniela Christ. Die ersten Klienten konnten auch schon in der K.U.L.T.-Beratungsstelle in der Altenburger Straße 7 begrüßt werden. „Man kann spontan vorbeikommen“, sagt Simon Thiel. So wie der junge Mann, der die Schule abgebrochen hat. „Er kam, sagte, dass er es sich anderes überlegt hat und nun doch einen Abschluss machen will. Da konnten wir spontan helfen. Wir haben einfach einen Kontakt zur Schule hergestellt und die Sache kam ins Laufen“, macht Thiel die Arbeit an einem konkreten Beispiel fest.

„Es ist gut, dass wir dieses Projekt auf den Weg gebracht haben“, unterstreicht Landrat Görig noch einmal. „Jeder kann kommen, wir versuchen mit ihm ins Gespräch zu kommen, um herauszufinden, wo die Probleme liegen, und dann versuchen wir, einen Weg aufzuzeigen, wie man aus der Situation herauskommen kann. Damit nehmen wir die erste Hürde hin zu unserem Ziel, nämlich der gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe aller Personen“, betont Görig, der sich durchaus vorstellen kann, K.U.L.T. noch auszuweiten. Denn: „Wir sind schon gefragt worden, ob es dieses Projekt auch in anderen Kommunen geben wird“, so die beiden Streetworker. Von daher ist angedacht, auch außerhalb Alsfelds Sprechstunden anzubieten.

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