Nach fast 28 Jahren an der Spitze der Augenklinik verlässt Prof. Peter Wiedemann zum Monatsende das Universitätsklinikum Leipzig und geht in den Ruhestand. In den vergangenen Jahren prägte der Augenmediziner aber auch als Prorektor der Universität und Mitglied im Hochschulrat die Geschicke der Alma mater Lipsiensis und stand nationalen und internationalen Fachgesellschaften vor – zuletzt dem Weltverband der Augenärzte. Dank seines Engagements gewann so der Standort Leipzig mit der ältesten Augenklinik Deutschlands in der Fachwelt einen festen Platz auf der internationalen Landkarte.

"Prof. Peter Wiedemann ist ein großartiger Augenspezialist und ein geschätzter und geachteter Kollege, dessen Stimme in vielen Gremien, sowohl an unserem Klinikum als auch in der Fachwelt, großes Gewicht hat", beschreibt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL, seinen langjährigen Kollegen Wiedemann. "Unter seiner Leitung wurde das Renommee der Leipziger Augenklinik gefestigt und weiter ausgebaut, vor allem auch zum Wohle der Patienten, deren optimale Versorgung ihm als leidenschaftlichem Arzt und Operateur immer am Herzen lag. Wir wünschen ihm einen erfüllten Ruhestand und werden ihn schmerzlich vermissen", so Josten. 

 "Mein aufrichtiger Dank gilt dem langjährigen Engagement und herausragenden Wirken von Prof. Wiedemann als international renommierter Wissenschaftler, erfahrener Mediziner und ehemaliger Prorektor der Universität Leipzig", ergänzt Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking. "Umso mehr freue ich mich, dass er als gewähltes Hochschulratsmitglied unserer Universität eng verbunden bleibt und die universitären Belange gerade auch für unseren   Exzellenzanspruch weiterhin stärken wird."

Leipzig bleibt damit auch nach der Emeritierung Lebensmittelpunkt von Prof. Peter Wiedemann – für gut befunden in 28 Jahren.  "Das war damals eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens, aber ich habe sie nie bereut: 1993 kam ich aus dem bunten Köln in das damals recht triste Leipzig", erzählt Prof. Dr. Peter Wiedemann rückblickend. "Natürlich lockte die Professur, aber auch die Arbeit. Denn ich dachte: Als Chef habe ich die Chance die Klinik so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Als ich dann am 2. September 1993 anfing, zerstoben schnell einige meiner Träume. Die Klinik war, offen gesagt, sehr heruntergekommen und sogar zum Teil baupolizeilich gesperrt. Drei Professorenstellen an der Klinik waren nicht besetzt, es gab kaum Operateure und keinen nutzbaren OP-Saal." Prof. Wiedemann zog die Tradition der Leipziger Augenklinik an. Immerhin ist sie die älteste Augenklinik Deutschlands, weil schon 1820 die Gründung der deutschlandweit ersten Augenabteilung verzeichnet ist. Um das Jahr 1900 herum wirkte hier mit Hubert Sattler einer der bedeutendsten Augenärzte der Zeit. 

Was er aber betont: Die Räumlichkeiten und die Ausstattung waren zwar desolat, aber das Personal war fachlich hervorragend ausgebildet. "Ärzte und Schwestern waren hochmotiviert". Nur eines störte ihn gelegentlich: "Der Kollektivgeist mag zwar die Belegschaft stark machen. Aber man versteckte sich gerne im Kollektiv, wenn es um Fehler ging." 1997 war dann ein Ziel erreicht – die Augenklinik konnte als eine der ersten Einrichtungen des UKL einen Neubau in der Liebigstraße 12 beziehen – mit modernen Räumen und Geräten.

Doch der Spezialist für Erkrankungen der Netzhaut war auch mit dem Ziel nach Leipzig gekommen, die Klinik wieder auf die internationale Landkarte zu bringen. Diese hatte zwar in der DDR einen vorzüglichen Ruf, aber die internationale Ausstrahlung war unter den Gegebenheiten des Eisernen Vorhanges geschwunden. Wieder eine Rolle zu spielen – dieses Ziel ist sowieso nicht einfach zu erreichen. Es wird aber noch schwieriger, wenn es an "den unerlässlichen Geldmitteln" für Forschung und Lehre mangelt, weil diese notwendigerweise in die Neubauten investiert wurden. Indes konnte sich der Direktor der Augenklinik als Prorektor der Universität, als Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, als Mitglied der Leopoldina, als einziger europäischer Mitherausgeber des Standardwerkes der Retinologie, und besonders als Präsident des International Council of Ophthalmology, des Weltverbandes der Augenärzte, persönlich einbringen, um Leipzig in der Fachwelt bekannter zu machen. 2009, im Jahr des 600. Geburtstags der Universität, trafen sich die deutschen Augenärzte zu ihrem Jahreskongress in der Messestadt. "All diese Funktionen kosten Zeit und Kraft", sagt Prof. Wiedemann. "Es war nicht immer einfach, Arbeit, Funktionen und Ämter unter einen Hut zu bekommen. Denn ich war ja ein Operateur. Da muss man in Übung bleiben, kann nicht mal ein paar Monate kürzertreten und ist immer durch die Patienten terminlich gebunden."

Ob technisch herausfordernde Operationen, Arbeiten seiner Forschergruppe über Müllerzellen, ein Corona-bedingt erstmalig virtueller Weltkongress der Augenärzte oder die Mitarbeit an einem Beschlusspapier (World Report on Vision) der Weltgesundheitsorganisation zum weltweit generellen Recht auf augenärztliche Behandlung – diese Meilensteine zeichnen den Weg des Augenarztes. Sein Hauptziel hat er erreicht. Die Messestadt ist wieder auf der internationalen Landkarte der Augenheilkunde. Dabei ist Leipzig ja eigentlich nur eine Station seines Lebens.  Ingolstadt, Bochum, Erlangen, Köln lagen davor, genauso wie die USA oder Frankreich. Mit dem Ruhestand vor Augen stand er mit seiner Frau vor der Frage, ob man hierbleibt. Die Tochter wird Augenärztin in Köln, der Sohn ist Richter in Mannheim. Gemeinsam wurde entschieden: "Wir bleiben in dieser schönen Stadt."

Über Universitätsklinikum Leipzig AöR

Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) blickt gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät als zweitälteste deutsche Universitätsmedizin auf eine reiche Tradition zurück. Heute verfügt das Klinikum mit 1450 Betten über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Zusammen mit der Medizinischen Fakultät ist es mit über 6000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region. Jährlich werden hier über 400.000 stationäre und ambulante Patienten auf höchstem medizinischen Niveau behandelt. Diese profitieren von der innovativen Forschungskraft der Wissenschaftler, indem hier neueste Erkenntnisse aus der Medizinforschung schnell und gesichert in die medizinische Praxis überführt werden.

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