Die vergangenen Wochen standen ganz im Zeichen der Zentralbanken. „Anfang März hat die Europäische Zentralbank (EZB) vorgelegt und eine Beschleunigung ihrer Anleihekäufe zugesagt, um auf die Verschärfung der Finanzierungsbedingungen besser reagieren zu können“, sagt Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei Ethenea. „Die EZB hat angekündigt, ihre Anleihekäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallprogramms (PEPP) von derzeit knapp 20 Milliarden Euro wöchentlich deutlich zu erhöhen. Damit möchte sie einem Anstieg der Anleiherenditen entgegenwirken.“  Die US-Notenbank schlug in der darauffolgenden Woche hingegen einen anderen Kurs ein: Das Anleihekaufprogramm, das derzeit bei 80 Milliarden US-Dollar für Staatsanleihen und 40 Milliarden US-Dollar für hypothekenbesicherte Wertpapiere liegt, soll unangetastet bleiben. „Damit gehen die beiden großen Zentralbanken unterschiedliche Wege“, erklärt Schmidt. „Während die EZB verstärkt Anleihen kauft, sieht die Fed hier hingegen derzeit keinen Handlungsbedarf. Viel mehr betrachtet die Fed den moderaten Anstieg der Renditen als positives Signal, beziehungsweise als eine Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs.“ 

Zudem habe die Fed deutlich gemacht, dass sie vorerst bei ihrer lockeren Geldpolitik bleiben werde, obwohl sie ihre Wachstumsprognosen klar nach oben korrigiert hat und zukünftig mit höheren Inflationsraten rechnet. Konkret bleibe der Leitzins in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent und werde voraussichtlich nicht vor 2023 angehoben. „Diesen Kurs hat die Fed Anfang April erneut bestätigt“, sagt der Experte.

Dollar langfristig unter Druck 

Entsprechend wurde die Renditekurve in den USA deutlich steiler. Die Differenz zwischen 2-jähriger und 10-jähriger Rendite sei um 30 Basispunkte auf 160 Basispunkte gestiegen und tendiere damit auf einem so hohen Niveau wie seit Ende 2015 nicht mehr. Auch der Spread zwischen Treasuries und Bundesanleihen habe sich weiter ausgeweitet. Während US-Zinspapiere mittlerweile bei rund 1,75 Prozent rentierten, im Vergleich zu rund 1,0 Prozent im Januar, bleibe die Verzinsung deutscher Bundesanleihen negativ bei rund -0,25 Prozent gegenüber -0,55 Prozent im Januar. „Das Wachstum der Renditen macht US-Staatsanleihen für internationale Investoren zunehmend attraktiver.“ Dies habe auch Auswirkungen auf den US-Dollar, der knapp 3 Prozent zulegen konnte und damit seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro rund 4,0 Prozent im Plus liege. „Der Impffortschritt in den USA sollte eine schnellere Öffnung der Wirtschaft erlauben. In Kombination mit ausländischen Investitionen gibt dies dem Dollar Aufwind – allerdings nur kurzfristig“, sagt Schmidt. „Langfristig dürften das hohe Haushaltsdefizit und ein Leistungsbilanzdefizit den Greenback weiter unter Druck setzen.“

Hinsichtlich der Kreditspreads gehe ein Anstieg der US-Renditen normalerweise mit einer Verringerung der Spreads einher, da das Vertrauen in die Wirtschaft und die Kreditfähigkeit der Unternehmen zurückkehrt. „Die Kreditspreads sind allerdings bereits sehr niedrig, was auf das frühe und beherzte Eingreifen der Fed zu Beginn der Krise zurückzuführen ist“, sagt der Portfolio Manager. „Daher bleibt kaum Raum für eine weitere Verengung.“ Diese Situation bedeute gleichzeitig aber auch weniger Spielraum, um den mit der wirtschaftlichen Erholung verbundenen Zinsanstieg abzufedern. 

„Das aktuelle Marktumfeld ist für Anleiheinvestoren durchaus herausfordernd und kann kurzfristig sehr schmerzhaft sein“, sagt Schmidt. „Gleichzeitig bietet ein aktives Portfoliomanagement aber auch Chancen, kurzfristige Rücksetzer am Anleihenmarkt – beispielsweise über ein aktives Durations-Overlay und eine fundamentale Titelselektion – aufzufangen.“

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