Das in den Vereinigten Staaten jüngst verabschiedete Konjunkturprogramm dürfte durch seine Konsum- und Investitionsanreize das Handelsdefizit der USA laut einer Berechnung von Coface um bis zu 56 Mrd. USD vergrößern. Hiervon könnten neben Mexiko auch Südkorea, Brasilien, Indien und Deutschland profitieren.

Das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten erreichte 2020 ein Rekordniveau von über 900 Mrd. USD. Das jüngst verabschiedete Konjunkturprogramm von Präsident Biden dürfte laut einer Berechnung des Kreditversicherers Coface durch seine Konsum- und Investitionsanreize zu einem zusätzlichen Defizit von bis zu 56 Mrd. USD führen. Hiervon könnten neben Mexiko auch Südkorea, Brasilien, Indien und Deutschland profitieren. Darüber hinaus sollte das Stabilisierungsprogramm dazu beitragen, dass sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Vereinigten Staaten nach einem Rückgang von 3,5% im Jahr 2020 in diesem Jahr um 5,7% erholen wird. Dadurch würde die US-Wirtschaft bereits Mitte 2021 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen – vor den meisten anderen großen Volkswirtschaften. 

Auch Deutschland könnte von Konsumaufschwung profitieren

Angetrieben wird der kräftige Aufschwung zum Teil durch die beispiellosen staatlichen Corona-Hilfen. Anfang März verabschiedete der Kongress ein massives Konjunkturpaket, den „American Rescue Plan“. Das Programm sieht eine fiskalpolitische Lockerung vorwiegend durch höhere Ausgaben in Höhe von fast 1,9 Billionen USD (9% des BIP) über die nächsten 10 Jahre vor. Mehr als ein Drittel davon fließt noch im Jahr 2021 direkt in die US-Wirtschaft. 

Angesichts rascher Impffortschritte erwartet Coface einen starken Aufschwung des privaten Konsums und der Investitionen. Ein boomender Konsum wird die Nachfrage nach Importen anheizen und den Grundstein für ein Rekord-Handelsdefizit legen. Anhand einer Analyse, die auf historischen Schätzungen einer potenziellen Handelsbilanz basiert, schätzt Coface, dass das Defizit durch den „Rescue Plan“ um bis zu 56 Mrd. Dollar steigen könnte. In der Folge könnten sich die bilateralen Defizite mit Mexiko, aber auch mit Deutschland, Südkorea, Brasilien und Indien ausweiten. Hierbei ist zu beachten, dass die USA der größte Exportpartner Deutschlands sind und zusammen mit China erheblich zu einer Belebung der deutschen Industrieaktivität beigetragen haben. Insoweit sollte sich die starke Konjunkturerholung in den USA auch positiv auf die deutsche Wirtschaft auswirken.  

USA vs. China: Handelskrieg führt zu gemischten Ergebnissen 

Die Präsidentschaft von Donald Trump hat das beträchtliche Gewicht Chinas für das US-Handelsdefizit deutlich gemacht. Zwischen 2010 und 2020 entfielen rund 44% des Saldos auf China. Zwar ging dieser Anteil von einem Rekordhoch von fast 420 Mrd. USD im Jahr 2018 deutlich zurück – doch konnte Trump sein Wahlkampfziel von 2016, das Gesamtdefizit deutlich zu reduzieren, dennoch nicht erreichen. Tatsächlich fiel es 2020 höher aus als bei seinem Amtsantritt. Während sich die US-Strafzölle auf das bilaterale Handelsdefizit mit China negativ auswirkten, welches 2019 um 18% zum Vorjahr sank, wurde dieser Rückgang durch Anstiege des Handelsdefizits u. a. mit Mexiko, Vietnam, Taiwan, Südkorea aber auch Irland und Frankreich nahezu ausgeglichen. Im Jahr 2020 stieg das Defizit sogar merklich an. 

Das im Januar 2020 von Trump und dem chinesischen Vizepräsidenten Liu He unterzeichnete Handelsabkommen der „Phase Eins“ ist angesichts der COVID-19-Pandemie in seinen Auswirkungen schwer einzuschätzen. Bis Ende 2020 hat China sein Ziel, fast 64 Mrd. USD mehr an Agrar-, Energie- und Industriegütern zu kaufen als im Basisjahr 2017, nicht erreicht. Von den insgesamt 159 Mrd. USD an zugesagten Rohstoffkäufen hatte China bis zum Jahresende nur 59% dieses Ziels erfüllt.

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