Der Deutsche Musikrat (DMR) veröffentlicht heute die umfassende Studie „Eiszeit? Studie zum Musikleben vor und in der Corona-Zeit.“ Im Rahmen der Studie wurde unter Anderem untersucht, wie sich der erste und zweite Shutdown auf das Einkommen von Musikerinnen und Musikern auswirkten, wie die finanziellen Corona-Hilfen wahrgenommen und bewertet wurden und mit welchen mittel- und langfristigen Auswirkungen der Corona-Zeit zu rechnen ist. Die Untersuchung erfolgte auf Basis sowohl einer quantitativen Umfrage mit knapp 2.900 Beteiligten als auch einer qualitativen Befragung mit 39 Beteiligten und wurde im Auftrag des DMR im Februar und März 2021 durch Prof. Dr. Dieter Haselbach, Dr. Diana Betzler und Dr. Nadja Kobler-Ringler vom Zentrum für Kulturforschung durchgeführt. Die Studie finden Sie auf der Website des DMR.

Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Die vorliegende Studie lässt keine Zweifel daran offen, wie verheerend sich die Corona-Zeit auf das Musikleben in Deutschland auswirkt. Die Monate seit Ausbruch der Krise im März 2020 haben eine besorgniserregende Erosion vieler Bereiche des Musiklebens verstärkt, die sich allerdings schon lange zuvor angebahnt hat: die prekäre soziale Schieflage, in der sich viele Soloselbstständige im Kreativbereich befinden, oder auch die zunehmend destruktiv verlaufenden Werte-Debatten um die Bedeutung von Kultur in unserer Gesellschaft. Die Studienergebnisse bieten nun wirksame Werkzeuge für eine Auseinandersetzung mit den Defiziten und Herausforderungen, mit denen das Musikleben derzeit konfrontiert ist. Diese beklemmende Bestandsaufnahme aktueller und drohender Verluste im Musikleben ist aber auch und vor allem: ein dringender Weckruf zum Handeln, um uns nicht nach der Eiszeit in verkarsteten Kulturlandschaften wieder zu finden.“

Die wichtigsten Studien-Ergebnisse im Überblick:

1. Angestellt Tätigen entstanden im ersten Shutdown, hauptsächlich aufgrund des staatlichen Kurzarbeitergelds, keine nennenswerten Einkommenseinbußen. Selbstständig Tätige hingegen mussten im ersten Shutdown Umsatzeinbrüche von durchschnittlich etwa 44 % hinnehmen. Von den selbstständig Tätigen gab ein Fünftel der Befragten einen Umsatzausfall von 100 % an. Die schwerpunktmäßig im künstlerischen Bereich Tätigen waren hier besonders betroffen: Sie erlitten Umsatzrückgänge von mehr als 60 %.

2. Im zweiten Shutdown hatten vorwiegend selbstständig Tätige Umsatzeinbußen von rund 45 % im Vergleich zur Ausgangslage zu verzeichnen.

3. Insgesamt lagen die Umsatzrückgänge bei selbstständig Tätigen im Pandemiejahr 2020/21 bei rund 42 %. Nach Berücksichtigung der geleisteten Hilfen verbleibt eine Umsatzminderung von rund 31 %.

4. Rund 38 % der Befragten haben staatliche Hilfsleistungen in Anspruch genommen, etwa 62 % haben keine Anträge gestellt.

5. Als Gründe hierfür wurden genannt, dass Hilfen nicht notwendig gewesen seien (38,8 %), keine Antragsberechtigung vorgelegen habe (42,5%) oder die Antragstellung als sehr bürokratisch und komplex empfunden worden sei (6,6 %).

8. Statt öffentliche Unterstützungsleistungen in Anspruch zu nehmen, wurde vielfach auf Spenden, Ersparnisse und Hilfen durch das private Umfeld oder auch auf Mittel aus der privaten Altersvorsorge zurückgegriffen.

7. Als Folgen aus diesen Entwicklungen wurden u.a. genannt und in der Studie ausgeführt: Erschwerte Einkommenssituation für Soloselbstständige, Schließung von Veranstaltungsorten, Verlagerung von analogen Musikangeboten in den digitalen Bereich, Abwanderung aus Musikberufen, Nachwuchsprobleme, Erosion des Amateurmusiklebens, Imageverlust der Musik und die Notwendigkeit einer starken Interessenvertretung.

Schon im März 2020 hat der DMR eine erste Online-Befragung mit knapp 1000 Teilnehmenden durchgeführt, die ein alarmierendes Bild von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das professionelle Musikleben ebenso wie auf den Amateurmusikbereich zeichnete. Auf Basis der aktuellen Studienergebnisse hat der DMR die drängendsten Handlungsfelder skizziert und entsprechende musikpolitische Forderungen für eine nachhaltige Unterstützung und Stabilisierung des Musiklebens erarbeitet. Diese sind der Studie vorangestellt.

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