In einer neuen Studie schlagen vier Menschenrechtsorganisationen Alarm: In vielen Ländern Europas sind junge Geflüchtete besonderen Risiken ausgesetzt, wenn sie achtzehn Jahre alt werden und den Schutz verlieren, den sie bis dahin hatten. Ihnen drohen dann Obdachlosigkeit, Ausbeutung und Missbrauch. Oxfam, der Griechische Flüchtlingsrat, der Niederländische Flüchtlingsrat und ACLI Frankreich fordern einen besseren Schutz junger Geflüchteter, unter anderem durch vereinfachte Asylverfahren, Vormundschaftsregelungen und bessere Ausbildungsmöglichkeiten.

Die Studie untersucht fünf europäische Länder: Griechenland, Italien, Niederlande, Irland und Frankreich. In keinem dieser Länder ist es gelungen, junge Geflüchtete beim Übergang ins Erwachsenenleben zu schützen und zu unterstützen. Die Gründe sind vielfältig: politische Widerstände, Lücken bei Angeboten wie Sprachkursen sowie Schwierigkeiten der Betroffenen, sich über die eigenen Rechte zu informieren.

„Einer der wichtigsten Grundsätze des EU-Rechts ist der Schutz von Kindern, unabhängig von ihrem rechtlichen Status. Dies hilft, sie vor Missbrauch, Obdachlosigkeit und Ausbeutung zu bewahren. Mit dem 18. Lebensjahr verschwinden diese Risiken nicht, der besondere Schutz aber schon. Diese jungen Menschen sind rechtlich keine Kinder mehr und finden sich in der Folge auf der Straße wieder, ohne jemanden, an den sie sich wenden können“, erklärt Erin McKay, Leiterin der Europäischen Migrationskampagne von Oxfam. Dies bestätigt ein betroffener Jugendlicher (A. aus Eritrea, 20 Jahre, Niederlande), der für die Studie befragt wurde: „Der Übergang zum Erwachsensein fühlt sich für uns nicht wie ein Übergang an. Es fühlt sich an, als ob unser ganzes Unterstützungssystem wegbricht.“

Für Mädchen und junge Frauen besteht zudem ein höheres Risiko, Opfer von sexualisierter Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel zu werden. Zahlenmäßig liegt der Anteil von Mädchen und jungen Frauen (bezogen auf die Gesamtzahl aller jugendlichen Geflüchteten) in den fünf untersuchten Ländern durchschnittlich bei unter 7,5 Prozent, außer in den Niederlanden mit über 14 Prozent.

Ohne Wohnraum und Perspektive im administrativen Labyrinth

Das europäische Recht stellt sicher, dass allein in Europa ankommende Minderjährige in kinderfreundlichen Unterkünften untergebracht werden und einen Vormund erhalten, der sich um administrative und rechtliche Angelegenheiten kümmert. Doch der Zugang zu Wohnraum ist beim Übergang ins Erwachsenenalter in den europäischen Ländern unterschiedlich geregelt: In Irland zum Beispiel können Jugendliche an ihrem 18. Geburtstag aus der Pflegefamilie herausgenommen und in Einrichtungen untergebracht werden, wo sie im selben Zimmer mit fremden Erwachsenen leben müssen. In Griechenland werden sie in verlassene Lager zurückgeschickt oder auf die Straße gesetzt.

Ein weiteres Problem ist das administrative Labyrinth bei der Dokumentenbeschaffung. Die Navigation durch komplizierte Verwaltungsprozesse wäre für jede*n Achtzehnjährige*n eine Herausforderung. Erst recht für Jugendliche, die die Sprache nicht perfekt sprechen und keine Unterstützung bekommen. Wenn eine Frist verpasst oder ein falsches Dokument eingereicht wird, kann ihnen der Zugang zu Bildung oder das Recht auf Arbeit verwehrt werden oder ihnen droht die Abschiebung in ein Land, wo ihr Leben gefährdet ist.

Auch die Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Ausbildung ist ein Problem. In Irland können junge Leute nur dann Stipendien erhalten, wenn sie drei Jahre im Land leben. In Frankreich und Italien hindern komplizierte Regeln viele junge Menschen daran, eine Berufsausbildung zu beginnen.

Die Organisationen fordern von den europäischen Ländern, Asylverfahren zu vereinfachen, Vormundschaftsregelungen einzuführen, mehr Ausbildungsmöglichkeiten in einer Vielzahl von Berufen zu schaffen und in soziale Übergangswohnungen zu investieren. Auch die EU trägt Verantwortung: Sie muss den Mitgliedsstaaten bewährte Praktiken aufzeigen, um Kindern mit Migrationshintergrund beim Übergang ins Erwachsenenalter zu helfen.

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