„So eine Krise hatten wir noch nie! Die Situation auf dem Schweinemarkt ist dramatisch und für die Landwirt:innen existenzbedrohend. Jetzt ist Zeit zum Handeln. Die Politik darf nicht wegschauen und die Hände in den Schoß legen. Die Betriebe brauchen Perspektiven“, sagt Stefan Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL). Der Bundesvorstand der größten deutschen Junglandwirt:innen-Organisation legt deshalb seiner Bundesmitgliederversammlung ein Positionspapier zur ergebnisoffenen Diskussion vor und erwartet eine spannende, kontroverse und richtungsweisende Diskussion.

Um diese Krise zu bewältigen und den gesellschaftlich gewollten bewussteren Fleischkonsum zu unterstützen, wird darin eine freiwillige, auf fünf Jahre befristete Umstrukturierungsprämie vorgeschlagen. „Es geht um ein freiwilliges Angebot, das durch Politik und Handel finanziert werden soll“, betont BDL-Vize Schmidt. Damit solle ein gravierender Strukturbruch, der nichts anderes wäre als der Zusammenbruch vieler Existenzen, verhindert und ein moderater Strukturwandel in der Tierhaltung eingeleitet und begleitet werden.  

Krisen am Schweinemarkt gab es immer wieder. „Aber keine solche und nicht viele gleichzeitig“, sagt der Junglandwirt  und zählt auf, was  jetzt alles auf einmal zusammenkommt: Corona-Pandemie, Afrikanische Schweinepest, steigende Futter- und Produktionskosten bei sinkenden Marktpreisen, nachlassende Nachfrage auf den Inlands- und Exportmärkten, Ausbau eigener Produktionskapazitäten in wichtigen Abnehmerländern für deutsches Schweinfleisch, neue mächtige Anbieter auf dem europäischen Markt…

„Bisher erfolgreiche Maßnahmen würden die Schweinehalter:innen nur weiter in eine Sackgasse führen. Wir brauchen neue Wege“, so der stellv. BDL-Vorsitzende. Daher müsse die Politik jetzt schnell und angemessen reagieren. Und auch der Handel dürfe nicht tun, als ob ihn das alles nichts anginge, kritisiert Schmidt die Preise, die einige Handels- und Schlachtunternehmen den Landwirt:innen derzeit anbieten.

„Wenn wir in Zukunft noch deutsches Schweinefleisch mit hohen Qualitätsstandards produzieren wollen, bei dem Tierwohl, Arbeitsbedingungen, Gesundheitsaspekte und vieles mehr zählen, dann brauchen wir geeignete kurz- und mittelfristige Lösungen. Zum einen für Betriebe, die akut in Not sind, zum anderen für solche, die Investitionen planen“, macht Schmidt die Dringlichkeit des politischen Handelns deutlich. Die Maßnahmen müssen der Komplexität der Situation gerecht werden und insbesondere Junglandwirt:innen schnell Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven bieten.

Darum hat der Bundesvorstand die Diskussion bereits ad hoc in seinem Arbeitskreis Agrarpolitik angestoßen und auf dieser Grundlage den Entwurf eines Positionspapiers für eine Umstrukturierungsprämie für schweinehaltende Betriebe in Deutschland erstellt. „Wir nehmen damit unsere Verantwortung als Bundesvorstand wahr. In dieser Situation heißt es handeln und sich nicht hinter Schweigen verstecken “, sagt BDL-Vize Stefan Schmidt.

Wichtig sei nun, dass sich der Bund der Deutschen Landjugend bundesweit positioniert. Wie diese Positionierung letztlich aussieht, entscheiden die Delegierten der Landesverbände bei der Bundesmitgliederversammlung am 14. November in Berlin.

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