Am 29. Dezember 2021 wurde eine 81-jährige Frau beim Queren der Märkischen Allee von einem Pkw-Fahrer gerammt. Am 14. Februar ist sie an den Unfallfolgen gestorben. Da sie aber nicht innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall gestorben ist, wird sie nicht in die Statistik der Verkehrstoten eingehen – sie wird statistisch unsichtbar. Changing Cities, ADFC Berlin, VCD Nordost und Fuss e.V. möchten den Angehörigen ihre tief empfundene Anteilnahme ausdrücken und rufen zur Mahnwache auf.

Drei Hausnummern weiter in der Märkischen Allee wurde vor drei Jahren ein 88-jähriger Fußgänger auf dieselbe Art und Weise getötet: Beim Queren der Straße. Die Märkische Allee ist mit ihren sechs Fahrstreifen ein menschenfeindlicher Ort und Sinnbild der autogerechten Stadt: Obwohl sie mitten durch die Stadt führt, ist dort Tempo 60 freigegeben. Ihr schnellstraßen-ähnlicher Ausbau verführt zu noch schnellerem Fahren. Die nächste Querungsmöglichkeit für Fußgänger*innen ist erst 300 m vom Unfallort entfernt an einer Ampel gegeben (Höhe Poelchaustr.) – 600 m Umweg sind besonders für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen eine Zumutung.

„Wie viele Menschen müssen sterben, bis der Senat eingreift und diesen Ort sicherer macht? Reichen zwei? Oder wollen Sie doch einen dritten abwarten? Für ungeschützte Verkehrsteilnehmende und besonders für Ältere ist der Autoverkehr viel zu schnell und eine allgegenwärtige Gefahr. So simple Maßnahmen wie ein Zebrastreifen, eine Ampel und Tempo 30 würden hier Menschenleben retten”, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

„Straßen sollen verbinden und nicht trennen. Breite Asphaltschneisen wie die Märkische Allee stellen für querenden Fußverkehr eine fast unüberwindliche Barriere dar und kosten immer wieder Todesopfer. Das wollen wir nicht weiter hinnehmen,“ ergänzt Heiner von Marschall, Landesvorsitzender des VCD Nordost. „Solche Straßen müssen auf ein menschenverträgliches Maß zurückgebaut werden und über sichere Querungsmöglichkeiten in ausreichend engen Abständen verfügen.”

Die Polizei veröffentlichte vor zwei Tagen ihre Statistik zum Verkehrsgeschehen in Berlin 2021. 14 Fußgänger*innen wurden letztes Jahr getötet, steht dort zu lesen. Die 15. getötete Fußgänger*in wäre die 81-Jährige aus Marzahn. Da sie allerdings nach mehr als 30 Tagen an den Spätfolgen des Unfalles gestorben ist, wird sie nicht mitgezählt. Damit ist sie statistisch unsichtbar.

„Es ist eine unsägliche Verhöhnung der Opfer und ein weiteres Zeichen dafür, wie autozentriert unser Verkehr ist. Es ist vollkommen fehl am Platz, dass die Polizei nun behauptet, 2021 sei seit 30 Jahren das sicherste Jahr mit den wenigsten im Straßenverkehr Verunglückten. Wer 40 Verkehrstote und Hunderte Schwerverletzte als Erfolg betrachtet, hat die Vision Zero, das Ziel von null Verkehrstoten und Schwerverletzten, überhaupt nicht verstanden“, sagt SuSanne Grittner, stellvertretende Vorsitzende des ADFC Berlin.

„Die statistische Verfälschung betrifft besonders alte Leute”, ergänzt FUSS-Vorstand Roland Stimpel. „Ihre häufigste Unfallverletzung ist ein Hüftgelenkbruch. Den überleben die meisten mehr als einen Monat, aber 40 Prozent sterben an den Folgen binnen eines Jahres. Alte Menschen sind schon nach der Statistik die häufigsten Unfallopfer. Dazu kommt diese riesige Dunkelziffer.“

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Während der Veranstaltung gelten Maskenpflicht sowie die üblichen Abstandsregeln.

Ansprechpartner*innen vor Ort bei der Mahnwache:
SuSanne Grittner, ADFC Berlin

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