Kulturforum, Kupferstichkabinett

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Sonderöffnungszeiten: Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr

Kulturforum, Kupferstichkabinett

#holzschnitt. 1400 bis heute

3. Juni 2022 – 11. September 2022

Eine Sonderausstellung des Kupferstichkabinetts – Staatliche Museen zu Berlin

„#holzschnitt. 1400 bis heute“ bildet den Auftakt zu einer neuen Ausstellungsreihe des Berliner Kupferstichkabinetts, die jeweils eine künstlerische Drucktechnik vorstellt. Anhand von über 100 Kunstwerken auf Papier – darunter Meisterwerke von Albrecht Dürer, Edvard Munch oder Käthe Kollwitz – wird die Entwicklung der Technik von ihren Anfängen bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Ebenso stehen Materialien und besondere Charakteristika im Zentrum der Ausstellung. Besucher*innen sind eingeladen, in die faszinierend vielfältige Welt der Druckgraphik einzutauchen.

Am Anfang steht der Holzschnitt. Er ist das älteste druckgraphische Verfahren und wird bis heute von Künstler*innen weltweit angewandt. Die Sonderausstellung zeigt eine abwechslungsreiche Auswahl von über 100 Werken aus dem reichhaltigen Bestand des Kupferstichkabinetts. Sie spannt den Bogen von den frühen und oft nur in wenigen Exemplaren erhaltenen Holzschnitten des 15. Jahrhunderts bis hin zu großformatigen zeitgenössischen Werken. Entlang dieser chronologischen Achse richtet sich der Blick auf verschiedene Themen, wie das Zusammenspiel von Material und Technik oder den Gebrauch von Holzschnitten. Dieser reicht von der christlichen Andacht mit Heiligenbildern über Kartenspiele, Verzierungen in spätgotischen Holzkästchen und beeindruckenden Raumdekorationen bis hin zur Buchillustration, zum Flugblatt oder zur Gemäldereproduktion. Neben der ganz praktischen Verwendung entstanden Holzschnitte auch als eigenständige Kunstwerke für Sammler.

Besondere Aufmerksamkeit ist der Entwicklung des Farbholzschnitts eingeräumt, denn in allen Epochen suchten die Künstler*innen nach Möglichkeiten, bunte Drucke herzustellen. Dies führte bisweilen zu völlig unerwarteten Ergebnissen. So sind handbemalte Abzüge von 1460 ebenso ausgestellt wie die ersten farbigen Drucke von Hans Burgkmair und Lucas Cranach d. Ä., die um die Erfindung dieser Technik wetteiferten. Demgegenüber sind auch mehrfarbige Chiaroscuro-Holzschnitte des 16. Jahrhunderts aus Italien und den Niederlanden zu sehen, extravagante Farbdrucke des Rokoko und mit über 20 Farbplatten hergestellte Blätter des 20. Jahrhunderts, die, inspiriert von japanischen Holzschnittmeistern, eher an Aquarelle als an Holzschnitte erinnern.

Um 1900 entdeckten Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde oder Karl Schmidt-Rottluff in der Nachfolge Paul Gauguins den Holzschnitt für sich ganz neu. Ihnen erschien die Technik als Ausdruck einer neuen Ursprünglichkeit und sie schufen Meisterwerke in reduzierter Formensprache. Überraschend ist, in welcher Vielfalt sich Künstler*innen auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch mit der Technik beschäftigen: Die Ausstellung zeigt abstrakte Kompositionen von Helen Frankenthaler, Hans Hartung oder Esther Fleckner ebenso wie figurative bis fotorealistische Werke von Anselm Kiefer, Georg Baselitz oder Franz Gertsch. Gerade zeitgenössische Positionen, die zwischen dem Anspruch eines einzigartigen Unikats und dem reproduktiven, massenmedialen Charakter des Mediums oszillieren, bereichern die Präsentation. So wird die überraschende Fülle und bleibende Aktualität dieser Drucktechnik vor Augen geführt. Ein besonderes Highlight bilden Druckstöcke verschiedener Epochen aus dem Bestand des Kabinetts, die erstmals in größerer Zahl gezeigt werden und das Material sinnlich erfahrbar machen.

In einer begleitenden, am 14. Juni 2022 startenden Präsentation im Kabinett in der Gemäldegalerie setzen sich Studierende des Fachbereichs Kunstgeschichte der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Magdalena Bushart mit dem Titel „Holzschnittartig?“ ergänzend mit dem Thema auseinander.

Künstler*innen der Ausstellung:

Gerhard Altenbourg, Jost Amman, Hans Baldung, Jacopo de‘ Barbari, Georg Baselitz, Hans Sebald Beham, Peter Behrens, Thomas Bewick, Joseph Beuys, Jean Bézart, Willem Jansz. Blaeu, Niccolò Boldrini, Giovanni Britto, Hans Burgkmair d. Ä., André Butzer, Ugo da Carpi, Francesco Clemente, Lucas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer, Lyonel Feininger, Ester Fleckner, Frank Morley Fletcher, Helen Frankenthaler, Caspar David Friedrich, Franz Gertsch, Hendrick Goltzius, Hans Hartung, Sella Hasse, Erich Heckel, Jacoba Heemskerck van Beest, Ludwig von Hofmann, John Baptist Jackson, Christoffel Jegher, Wassily Kandinsky, Anselm Kiefer, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, Utagawa Kuniyoshi, Matthias Mansen, Gerhard Marcks, Wolfgang Mattheuer, Meister Casper, Adolph Menzel, Johannes Molzahn, Carl Moser, Otto Mueller, Edvard Munch, Emil Nolde, Emil Orlik, A. R. Penck, Lucien Pissarro, Alfred Rethel, Ludwig Richter, Peter Paul Rubens, Hans Schaur, Karl Schmidt-Rottluff, Julius Schnorr von Carolsfeld, Hans Springinklee, Max Thalmann, Carl Theodor Thiemann, Tizian, Nasan Tur, Angelo Valla, Félix Vallotton, Michael Wolgemut und Antonio Maria Zanetti.

Die Ausstellung wird kuratiert von Georg Josef Dietz, Leiter der Abteilung Konservierung/Restaurierung und Christien Melzer, Kuratorin für niederländische und englische Kunst vor 1800 des Kupferstichkabinetts.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung. Es erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag.

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