Viele Menschen in Deutschland sind bereit, Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten, bei sich aufzunehmen. Das zeugt von überwältigender Hilfsbereitschaft und birgt zugleich Herausforderungen für Aufnehmende sowie Aufgenommene, betont der Deutsche Caritasverband.

„Es ist großartig, dass so viele Familien bereit sind, sich persönlich und konkret für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine einzusetzen! Gerne unterstützt der Caritasverband diese Hilfsbereitschaft durch Tipps und durch Begleitung“, so Caritas-Präsidentin Eva Maria   Welskop-Deffaa. „Gastgeber und Schutzsuchende dürfen nicht alleine gelassen werden. Es braucht eine Anbindung an lokale Hilfs- und Beratungsstrukturen, um beispielsweise die aufenthalts- und sozialrechtliche Situation zu klären und bei Bedarf psychologische und medizinische Betreuung zu erhalten“ unterstreicht Welskop-Deffaa.

Klarheit über eigene Belastbarkeit und Erwartungen

Wer jemanden bei sich aufnehmen will, sollte über die passenden Räumlichkeiten verfügen: Einen Rückzugsort für beide Seiten sollte es unbedingt geben.

Helfende sollten sich darüber im Klaren sein, dass keine neuen WG-Mitbewohnerinnen oder -Mitbewohner oder Besuch aus dem Ausland einziehen. Es sind Menschen auf der Flucht, die alles hinter sich gelassen haben, nicht weiterwissen, in Sorge um ihre Angehörigen sind und in den vergangenen Wochen Traumatisches mitgemacht haben. Das beeinflusst das  Zusammenleben.

„Wir erleben bereits jetzt, dass sich Menschen, die Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufgenommen haben, überfordert fühlen. Damit ist dann niemandem geholfen. Um solche Situationen zu vermeiden, sollten aufnahmewillige Hilfsbereite erst einmal innehalten und sich fragen, ob und wie lange sie die räumliche Nähe und emotionale Belastung aushalten können“, so Irene Porsch, Flüchtlingsbeauftragte der Caritas im Erzbistum Köln. „Wer zu dem Schluss kommt, dass kann oder möchte ich nicht leisten, hat viele andere Möglichkeiten, sich in Projekten der Flüchtlingshilfe und der Willkommenskultur zu engagieren – auch mittel- und langfristig.“  

Regionale Verteilung

Große Sorgen bereitet dem Deutschen Caritasverband die weiterhin dramatisch ungleiche regionale Verteilung der Geflüchteten. „Die Überforderung einiger Ankunftsorte wie Berlin, München oder Hamburg kann durch die Hilfsbereitschaft von Familien, die ihre Wohnung zu teilen bereit sind, nicht ausgeglichen werden. Die Überlastung von Ausländerämtern und sozialer Infrastruktur birgt nachhaltige Risiken. Wir erwarten, dass die Politik die angekündigten Steuerungsmechanismen zeitnah und praxistauglich umsetzt“, so Welskop-Deffaa. 

Weiterführende Informationen

Leitfaden

Zur Unterstützung potentieller Gastgeber_innen hat der Deutsche Caritasverband einen Leitfaden zur privaten Unterbringung erstellt, der wichtige Fragen zur Klärung vor einer Aufnahme enthält.

Darüber hinaus setzt sich der Deutsche Caritasverband dafür ein, mindestens an den Hauptzielorten der Geflüchteten Ombudsstellen einzurichten, die bei Problemen im Rahmen der privaten Unterbringung als Ansprechpartner der Geflüchteten und der sie aufnehmenden  Familien unterstützen.

Ausführliches Interview zum Thema mit Irene Porsch, Flüchtlingsbeauftragte im Erzbistum Köln

https://www.caritas.de/magazin/schwerpunkt/krieg-in-der-ukraine/reportage/wir-muessen-uns-darauf-einstellen-dass-s

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