Die Bürgermeister-Smidt-Straße darf nicht ohne Weiteres zu Gunsten von Protected Bike Lanes zurückgebaut werden. Vor einer baulichen Veränderung müssen ein städtebauliches Konzept und eine belastbare Analyse der verkehrlichen Leistungsfähigkeit des Straßenzuges vorgelegt werden. Aus Sicht der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, des Handelsverbandes Nordwest, der CityInitiative Bremen und des DEHOGA Bremen ist die Innenstadt auf die Zubringerfunktion dieser Verkehrsachse angewiesen.

Die Bürgermeister-Smidt-Straße vom Breitenweg bis zum Brill gehört zu den zentralen Erschließungsstraßen der Bremer Innenstadt. Vor dem Hintergrund einer möglichen universitären Nutzung des ehemaligen Sparkassen-Areals Am Brill (City Campus) muss daher auch über die Funktion und die städtebauliche Auswertung dieses Straßenzuges nachgedacht werden. Basis hierfür muss jedoch ein integriertes städtebauliches Konzept sein, in das sich verkehrspolitische Maßnahmen einzuordnen haben.

Das neue Innenstadtkonzept „Bremen Centrum 2030+“ steht für ein gemeinsames, abgestimmtes und an Prioritäten orientiertes Vorgehen. Dem wird der Rückbau der Bürgermeister-Smidt-Straße in der derzeit diskutierten Form aus folgenden Gründen nicht gerecht:

  • Der Fahrradverkehr spielt auf der heutigen Bürgermeister-Smidt-Straße eine untergeordnete Rolle. Radfahrer suchen sich andere Routen in die Innenstadt, zu denen demnächst u.a. auch der Wallring gehören soll. Die Bürgermeister-Smidt-Straße gehört nicht zum Netz der 2014 beschlossenen Radpremiumrouten.
  • Der Rückbau der Bürgermeister-Smidt-Straße würde mit einem Verlust der verkehrlichen Leistungsfähigkeit einhergehen. Die Erreichbarkeit der Innenstadt für Pkw-Besucher würde sich verschlechtern. Die heutigen Fahrbeziehungen im zentralen Bereich zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße/Am Wall (AOK-Kreuzung) und Am Brill könnten nicht mehr aufrechterhalten werden. Zudem würde sich die An- und Abfahrt des Parkhauses Am Brill verkomplizieren. Auf Innenstadtbesucher aber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Umland und außerhalb eines 5-Kilometer-Innenstadtradius – also oftmals ohne echte Verkehrsmittelalternativen – hätte dieses Szenario eine abschreckende Wirkung.
  • Über den Rückbau der Bürgermeister-Smidt-Straße darf nicht hinter verschlossenen Türen entschieden werden. Vielmehr gehört eine solche Maßnahme in den VEP-Projektbeirat. Dieser wurde als Arbeitsgremium installiert, um mit unterschiedlicher fachlicher Expertise die Verkehrsentwicklung im Innenstadtbereich mitzuentwickeln.
  • Als Stadt am Fluss ist Bremen auf leistungsfähige Verbindungsachsen zwischen den Weserseiten angewiesen. Daher müssen die Friedrich-Ebert-Straße/Wilhelm-Kaisen-Brücke und die Bürgermeister-Smidt-Straße sowie auch der Breitenweg und die Hochstraße als wichtige Verkehrsachsen für den motorisierten Individualverkehr erhalten bleiben. Ohne deren Bündelungsfunktion ist eine autoarme Kerninnenstadt nicht denkbar. Wie in allen anderen Bundesländern ist auch im Land Bremen der Bestand an Pkw in den vergangenen Jahren von 270.000 im Jahr 2012 auf heute rund 300.000 kontinuierlich angewachsen. Auf Grund der Entwicklungsfortschritte und den aktuellen Verkaufszahlen bei E-Automobilen ist auch in den kommenden Jahren sowohl im fließenden als auch im ruhenden Verkehr mit einem durchaus hohen Fahrzeugbestand umzugehen.
  • Differenzierter ist der Abschnitt Brill – Bürgermeister-Smidt-Brücke – Langemarckstraße zu betrachten. Die Langemarckstraße selbst hat seit ihrem massiven Umbau vor rund 20 Jahren (Bau eines eigenen Gleiskörpers für die Straßenbahn) deutlich an Bedeutung als Innenstadtzufahrt eingebüßt. Hier gibt es an den Knoten Westerstraße und Am Deich aktuell nur jeweils eine Geradeausspur, sodass auf der Strecke ebenfalls eine Fahrspur zur Verkehrsabwicklung genügen dürfte. Eine Protected Bike Lane entlang einer noch darzustellenden Allee könnte die Hochschule Bremen und den möglichen City Campus am Brill durchaus sinnvoll verbinden, solange die Kreuzungsbereiche Westerstraße und Brill (aus Richtung Neustadt kommend) weiterhin leistungsfähig bleiben.

Vor diesem Hintergrund fordert die Innenstadtwirtschaft,

1.        auf den vorschnellen Rückbau der Bürgermeister-Smidt-Straße zu Gunsten von Protected Bike Lanes zu verzichten,
2.        stattdessen die Fortschritte beim Projekt City Campus sowie der notwendigen Aufwertung der AOK-Kreuzung als Eingangstor in die City in ein städtebauliches Konzept einzubetten,
3.        eine verkehrliche Leistungsfähigkeitsanalyse des Straßenzuges für alle Verkehrsträger vorzulegen, in der auch belastbar hergeleitet wird, mit welcher Zahl an Radfahrern
           auf verbesserten Radwegen in der Bürgermeister-Smidt-Straße gerechnet wird,
4.        die rückstaufreie Erreichbarkeit des Parkhauses Am Brill sicherzustellen sowie
5.        das Thema Bürgermeister-Smidt-Straße in dem hierfür vorgesehenen VEP-Projektbeirat zu erörtern.

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