Um das Potenzial neuer Rotweine für das Weinbaugebiet Sachsen zu testen, reben die Winzer von Schloss Wackerbarth Anfang Mai einen Weinberg in Weinböhla neu auf. Auf der 1,9 Hektar großen Fläche, auf der bereits vor 20 Jahren die weiße Sorte Kerner angebaut wurde, wachsen zukünftig wieder 8.000 Pinotin-Reben. Diese moderne pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte kreuzte der Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner vor 21 Jahren aus dem Spätburgunder. Ähnlich wie dieser treibt Pinotin spät aus und ist damit nicht stark frostgefährdet. Die Neuzüchtung verspricht auch unter schwierigen klimatischen Bedingungen robuste Erträge. Im Glas erinnert sie an den Spätburgunder, jedoch mit mehr Farbdichte und Tiefe. Typisch sind Aromen von Waldfrüchten. Bereits im vergangenen Jahr rebten Wackerbarths Winzer auf der Seußlitzer Heinrichsburg in Diesbar-Seußlitz eine 0,8 Hektar große, frostgefährdete Flachlage mit 3.500 Pinotin-Rebstöcken neu auf.

Mit einem Versuchsanbau auf dem Johannisberg in Radebeul geben Wackerbarths Winzer seit letztem Jahr einen weiteren Impuls für die Entwicklung des sächsischen Rotweins: Auf der Steillage mit mineralischem Boden haben 6.500 Rebstöcke der französischen Rotweinsorte Gamay ein neues Zuhause gefunden. Schloss Wackerbarth ist damit das erste Weingut in Sachsen und auch eines der ersten Weingüter in ganz Deutschland, das diese traditionelle Rebsorte in die deutschen Weinberge zurückbringt.

Bevor die jungen Reben in Weinböhla, Diesbar-Seußlitz und Radebeul ihr volles Rotweinpotenzial zeigen können, ist Zeit und Geduld gefragt. In den ersten drei Jahren steht der Aufbau eines robusten und gesunden Rebstocks im Vordergrund. Erst in den Weinjahren 2024/25 lesen Wackerbarths Winzer voraussichtlich die ersten Rotweintrauben der neu gepflanzten Reben.

Weinbau und Klimawandel

Bereits heute sehen die Winzer von Schloss Wackerbarth die ersten Folgen des Klimawandels im Elbtal: Es wird wärmer und sonniger. Die Durchschnittstemperatur im Raum Dresden/Radebeul stieg zwischen 2015 und 2020 im Vergleich zum langjährigen Mittel (1981 bis 2010) von 9,4 auf 10,7 °C; die Sonnenscheindauer erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 1.660 auf 1.920 Sonnenstunden. Damit gehört die Sächsische Weinstraße schon heute zu den sonnenreichsten Regionen Deutschlands. Mit dem Klimawandel ist zudem eine Verschiebung der Weinbauzonen auf der Nordhalbkugel weiter nordwärts prognostiziert: In den sächsischen Weinbergen könnten somit schon bald weitere Spitzenrotweine reifen, wie sie heute aus dem Beaujolais oder Burgund bekannt sind. Die sächsischen Winzer profitieren außerdem von der mit dieser Verschiebung verbundenen Erweiterung der für den Weinbau geeigneten Flächen in Sachsen sowie vom Anbau neuer Sorten. Gleichzeitig müssen sie aber auch mit immer häufiger auftretenden Witterungsextremen wie Hitzewellen, lokalen Starkregenfällen und Hagel rechnen.

„Um unsere Weinberge fit für die Zukunft zu machen, befassen wir uns seit mehreren Jahren intensiv mit dem Klimawandel, seinen Herausforderungen, aber auch Chancen für das Weinbaugebiet Sachsen“, erklärt Sonja Schilg, die Geschäftsführerin von Schloss Wackerbarth. „Neben der steigenden Bedeutung einer naturnahen und nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Rebflächen gehört dazu auch die Auswahl geeigneter Rebsorten. Vor allem Rotweine werden von den klimatischen Veränderungen im Elbtal profitieren, ihre Bedeutung wird weiter steigen: Während Rotweine in Deutschland auf rund einem Drittel der Rebfläche wachsen, sind rote Trauben in unserer Region bisher nur auf 18 Prozent der Weinberge zu finden“, so Sonja Schilg.

Das Weinbaugebiet Sachsen in Zahlen

In den zurückliegenden 30 Jahren entwickelte sich der Weinbau in Sachsen sehr dynamisch und positiv: Gegen den gesamtdeutschen Trend wuchs die Rebfläche seit der Jahrtausendwende von 409 auf über 500 ha (+ 23 Prozent). Waren es 2010 noch 21 Haupterwerbswinzer, gibt es heute 38 Betriebe; im gleichen Zeitraum verdreifachte sich die Anzahl der Nebenerwerbswinzer auf 42 Betriebe. Mit dieser Entwicklung einhergeht ein Rückgang der sächsischen Kleinwinzer von 2.539 in 2010 auf 1.718 in 2020 (- 36 Prozent). Trotzdem sind an der Sächsischen Weinstraße noch immer etwa 20 Prozent aller Hobby- und Freizeitwinzer Deutschlands aktiv – und das auf nur etwa 0,5 Prozent der gesamtdeutschen Rebfläche (103.000 Hektar). 95 Prozent aller sächsischen Winzer bewirtschaften somit Parzellen mit einer Rebfläche von unter 2.000 m². Diese besondere Struktur der Winzerschaft ist deutschlandweit ebenso einzigartig wie die große Rebsorten-Vielfalt auf kleinstem Raum: Zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz reifen auf einer Gesamtlänge von 55 km insgesamt 66 verschiedene Sorten. Eine solch große Auswahl auf lediglich 500 Hektar Rebfläche ist einzigartig und gibt es kein zweites Mal in Deutschland. Sachsen ist mit 82 Prozent noch ein Weißweinland, doch der Anteil an Rotwein wird zukünftig weiter steigen. Rotweinsorten wie die Neuzüchtung Pinotin oder der Gamay, der bereits vor Jahrhunderten am 51. Breitengrad angebaut wurde, könnten eine Renaissance im sächsischen Weinbau erleben.

Gamay – bis heute die Leitrebsorte des Beaujolais

Gamay wurde erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt und ist bis heute die Leitrebsorte im Beaujolais. Sie ist eine natürliche Kreuzung aus Pinot und der Rebe Gouais Blanc (Heinisch), die die Römer zuvor nach Frankreich gebracht hatten. Ihre französische Heimat erhielt der Rotwein durch einen Konflikt: Ende des 14. Jahr-hunderts war der robuste Gamay im Burgund so beliebt, dass er dem heimischen Burgunder ernsthafte Konkurrenz machte. Um diesen zu schützen, verbot Philip der Kühne von Burgund kurzerhand den Anbau von Gamay in seinen Ländereien. Im angrenzenden Beaujolais galt dieses Verbot jedoch nicht. Hier gedieh die Gamay-Rebe sogar noch besser und entwickelte sich zur Leitrebsorte der Region. In den 1970er-Jahren entwickelte sich der Rotwein als „Beaujolais primeur“ und „Beaujolais nouveau“ zum Trend in Paris – wurde damit auch über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Typisch für junge Gamay-Weine ist ihre Fruchtigkeit, Eleganz und lebhafte Frische mit Aromen von Himbeeren und Kirschen. Gamay gedeiht wunderbar in „Cool Climate“-Regionen wie Sachsen, wächst heute außerhalb Frankreichs unter anderem auch in der Schweiz, in Italien, Südafrika oder Kalifornien.

Von Frankreich bis in die Weinberge des Ostens

Obwohl bereits um das Jahr 1000 n. Chr. von Rebstöcken im Elbtal berichtet wurde, gelten neben fränkischen Siedlern vor allem Zisterzienser und Benediktiner als die Weinbaupioniere Sachsens. Im 12. Jahrhundert legten die weinbauerfahrenen Mönche im Raum Meißen den Grundstein für die über 850-jährige sächsische Weinbautradition. Doch nicht nur hier, sondern auch in anderen Weinregionen Europas leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Weinbaus, wie wir ihn heute kennen: Im französischen Burgund entdeckten die Mönche im 13. Jahrhundert die große Bedeutung des Terroirs für die Qualität des Weins. Sie pflegten und kultivierten außerdem neue Rebsorten wie Gamay, eine natürliche Kreuzung aus Pinot und der Rebe Gouais Blanc (Heinisch), die die Römer zuvor nach Frankreich gebracht hatten.

„Die römisch-katholische Kirche und ihre Klöster waren im Mittelalter entscheidende Förderer der Weinkultur – auch im Osten Deutschlands“, erklärt Master of Wine Janek Schumann. „Historische Untersuchungen liefern den Nachweis, dass die Rebe und Weinkultur vor allem von Mönchsgemeinschaften aus dem Westen in den Osten gebracht wurde. Es war ein großer Verdienst der Zisterzienser, das sie neben ihrem Weinwissen auch Rebsorten, die sich in ihrem Stammsitz in Burgund bewährt hatten, in den deutschen Raum mitnahmen und hier erprobten. So gelangten Rebsorten wie Gamay von Frankreich bis in den Osten Deutschlands und in die Weinberge im heutigen Sachsen, Brandenburg und Saale-Unstrut.“

Zwischen den Weinregionen Europas entwickelte sich ein intensiver Wissenstransfer und Reben-tausch. Doch während das Know-how der Mönche die Jahrhunderte unbeschadet überstand, verschwanden Rebsorten wie Gamay wieder aus den hiesigen Weinbergen. Nicht zuletzt die Reblaus zerstörte ab Ende der 1880er-Jahre auch in Sachsen große Teile der alten Rebbestände und brachte damit die Weinkultur im Elbtal nahezu zum Erliegen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer die Aufrebung und Wiederbelebung des sächsischen Weinbaus.

Über Sächsisches Staatsweingut GmbH Schloss Wackerbarth

Schloss Wackerbarth ist Europas erstes Erlebnisweingut und führt gleichzeitig die Tradition einer der ältesten Sektkellereien Europas fort. Das Erlebnisweingut steht für ein einzigartiges Ensemble aus barocker Schloss- und Gartenanlage, malerischer Weinkulturlandschaft sowie moderner Wein- und Sektmanufaktur. Dabei folgt das Unternehmen der mehr als 850-jährigen sächsischen Weinbautradition und der 180-jährigen Tradition der Sektkellerei Bussard zur Sektbereitung nach klassischer Flaschengärung.

2010 wurde das Weingut vom Deutschen Weininstitut (DWI) als "Höhepunkt der Weinkultur" gewürdigt, 2012 erhielt der Blick auf das einzigartige Ensemble die Auszeichnung "Schönste Weinsicht Sachsens". Beim "Deutschen Sekt Award 2018" wurde Schloss Wackerbarth als "Bester Sekterzeuger Deutschlands" ausgezeichnet. 2022 wählte das renommierte Wein- und Genussmagazin VINUM Schloss Wackerbarth unter die "Unique Wineries of the World", die einzigartigsten Weingüter der Welt.

Schloss Wackerbarth hat sich als Staatsweingut der Sicherung und Förderung der sächsischen Weinkulturlandschaft, darunter auch seiner Steillagen mit rund 25.000 m² an historischen Sandsteinmauern, verpflichtet. Dabei ist die Sicherung der Qualität in der Bewirtschaftung der einzelnen Lagen und in der Wein- und Sektbereitung genauso unabdingbar, wie Genießer auf sächsischen Wein aufmerksam zu machen und sie zu einem Besuch der sächsischen Weinstraße einzuladen. Heute bringt Schloss Wackerbarth jedes Jahr rund 190.000 Besuchern den sächsischen Wein- und Sektgenuss mit allen Sinnen näher.

www.schloss-wackerbarth.de

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